(28.02.2020, 07:01)Boy Plunger schrieb: [ -> ]Kann mir jemand erzählen wofür ich 2 Häuser brauche?
Mr reicht 1 Haus und eine Frau.
Ich versuche das mal zu erklären.
Ich bin ein ziemlich unruhiger Mensch und wenn ich zusammenzähle, wie oft ich umgezogen bin, dann komme ich..., nur die größeren Ortswechsel gezählt...., auf 22 Umzüge. Lange habe ich nicht verstanden warum und aufgefallen ist mir das auch nicht so recht, es geschah einfach. Aber irgendwann hält man inne und fragt sich warum? Und dann fängt man an zu analysieren. Das Ergebnis dieser Analyse ist:
Wenn ich länger als 2 Monate an einem Ort bin, dann werde ich unruhig und ich frage mich, wann ich wieder wegfahren kann. Dann fahren wir von Italien nach Deutschland. Dort angekommen brauche ich 4 bis 5 Tage, um mich zu akklimatisieren und dann beginne ich mich wohlzufühlen. Doch nach 2 Monaten werde ich unruhig und die ganze Geschichte beginnt von vorne.
Man denkt dann, man müsste doch eigentlich nur den richtigen Ort finden, dann käme man zur Ruhe, aber das funktioniert nicht. Und so kauft man Immobilien und zieht um. Und so kam es, dass meine Frau und ich im Laufe der Zeit, vier Häuser gekauft haben und fünf Eigentumswohnungen.
Es ist das Gefühl etwas Neues zu beginnen, sich neu einzurichten, neu herzurichten und damit diesen
Urge for Going zu befriedigen. Verzeih den englischen Ausdruck aber mir fällt in der deutschen Sprache kein adäquater Ausdruck ein. Aber dann, wenn ein Haus, eine Wohnung fertig ist, eingerichtet und der Alltag beginnt, dann muss ich wieder weg und so wird halt eine Immobilie verkauft und eine andere gekauft, einfach weil man Angst hat irgendwo bleiben zu müssen.
Es gibt für mich nichts Schrecklicheres, als die Vorstellung, da bleibst du jetzt, diese Wände, diese Aussicht, diese Straßen wirst du auch in zehn Jahren noch so sehen und erleben, wie sie heute sind.
Gewohnheit ist mir ein Graus, immer dieselben Leute sehen, immer dieselben Dinge tun, das Leben im Hamsterrad, ich konnte das nie und ich kann das auch heute nicht. Allerdings gibt es Orte, an die ich gerne zurückkomme, und diese Orte baue ich aus, aber eben so, dass ich auch wieder weg kann.
Als ich jünger war, beschränkte sich das auf Deutschland und dann ging das fort über die ganze Welt. Deshalb wollte ich auch keine Kinder, weil die mich an einen Ort gebunden hätten. Man kann mit Kinder nicht einfach so umherziehen die brauchen Stetigkeit, Freunde und ein geregeltes Leben und das hätte ich ihnen nicht bieten können.
Oh ja, es gab Orte, an denen ich länger lebte, allerdings nur, wenn ich etwas erreichen wollte. Da war meine nachgeholte Schulbildung, mein Studium und auch mein Doktorat, aber als ich damit fertig war, gings schon wieder los.
Und zwei Häuser, es waren auch schon mal drei, als wir in England wohnten, sind da ideal. Wenn uns the urge for going überfällt, setzen wir uns in's Auto und wir fahren. Und da sind wir dann eigentlich am Glücklichsten. Zusammen mit meiner Frau unterwegs zu sein.
Vermutlich wirst du das nicht verstehen können, aber so ist das nun mal mit uns beiden.
Es gibt einen nur im Deutschen vorhandenen Begriff, der mir immer Schrecken eingejagt hat. Und das ist die ungebrochene Erwerbshistorie. Ich würde es niemals aushalten können 45 Jahre tagein, tagaus immer dasselbe tun zu müssen, immer denselben Weg, immer dieselben Vorgärten und immer dieselben Gardinen.
Wenn Leute anfangen auf der Straße mich zu begrüßen, ja, sogar beginnen, mich mit meinem Namen anzusprechen, dann weiß ich..., es ist Zeit zu gehen.