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Normale Version: Value vs Growth
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F.I.A.S.C.O.

Value oder Growth. In der Welt der Börse sind dies die 2 traditionellen Denkschulen, um die richtige Aktien zu finden.

Growth-Anleger gelten als Optimisten, die auf die grosse Zukunft eines Unternehmens setzen. Dafür kaufen sie auch teure Titel.
Dagegen sehen sich die Value-Investoren als Schnäppchenjäger. Für sie sind Wachstumsaktien überteuert - günstige Unternehmen werden ihrer Meinung nach überstehen.
Auch ich gehöre zu den Value-Jünger....

Studien bestätigen auch, dass Value-Aktien eine Ueberperformance zum Marktindex erzielen. Das gilt auch, wenn man relative einfache Bewertungskriterien wie Kurs-Buch-Verhältnis anwendet.

Aber:
Ich war kürzlich an einer Vorlesung von Francesco Reggiani, Prof an der Uni Zürich. Er meint, dass Anleger haben oft falsche Vorstellungen vom Potenzial von Value-Aktien. Seine Forschung zeige, (u.a. hier:  https://www.business.uzh.ch/en/research/...earch.html) dass solche Titel unterbewertet aussehen können, auch wenn sie es nicht sind. 

Doch warum sind dann manche Titel günstiger als andere, und warum können  sie eine höhere Performance erreichen ?
Laut Prof Reggiani müssen Value-Anleger eine bittere Wahrheit erkennen: Unternehmen haben ein niedriges Preis-Buch-Verhältnis, weil sie mit hohem Risiko behaftet sind. 
Das beudeutet: 
Value-Anleger werden nicht dafür entschädigt, dass sie ein günstig bewertetes Unternehmen gefunden haben.
Sondern dass sie besonders viel Unsicherheit auf sich nehmen Eek
Eine Value-Aktie kann ein Titel mit hohem Wachstum und hohem Risiko sein. Das mag für für Value-Anleger wie mich nicht intuitiv sein. Denn das Etikett Value sagt ja gerade sas Gegenteil....

In seinem Vortrag erläuterte der Prof. dass er und sein Team Aktien nach 2 Bewertungsgrössen kategorisieren:
den Verhätlnissen von Kurs zu Gewinn KGV (oder neudeutsch: P/E) und Kurs zu Buchwert KBV (resp. P/B). Laut Reggiani können die 2 Bewertungsmasse zusammen mehr Aufschluss geben über die Aussichten für eine AKtie als ein Mass allein.

KGV:
es wird, zumindest in der Theorie, von Wachstumsaussichten (höheres KGV) und der Unsicherheit über das Wachstum (niedriges KGV) bestimmt.
Ein geringes KGV kann also darauf hinweisen, dass entweder das erwartete Wachsdtum niedrig ist oder dass man zwar vile Wachstum im Durchschnitt erwartet, das aber mit viel Unsicherheit behaftet ist.

Um dies zu identifizieren, nimmt das Team das:
Kurs-Buch-Verhältnis (KBV) in ihre Betrachtung auf. Sie gehen davon aus, dass ein höheres KBV für ein bestimmtes KGV signalisiert, dass ein Unternehmen Wachstumschancen zugeschrieben werden, die aber mit einem höheren Risiko behaftet sind.
Das KBV kan dabei als eine Funktion der EK-Rendite und des KGV betrachtet werden.
Je kleiner die EK-Rendite, desto geringer das KBV. Der Prof und sein Team postulieren, dass die geringere EK-Rendite, also relativ hohe Aufwendungen, mit einem künftigen höheren Risiko zusammenhängt.

KBV und KGV können daher zusammen mehr zeigen als ein Wert allein.
Das KBV zeigt für ein gegebenes KGV mehr Wachstumschancen und mehr Risiko

Wie wir alle hier im Board wissen, zeigt sich, dass Aktien mit einem günstigen KGV eine höhere Performance erzielen...

Aber:
das KBV ist teilweise noch wichtiger: 
ein teures KGV zusammen mit einem teuren KBV zeigte laut Studien vom Prof die niedrigste PErformance.
Wer hingegen nach dem Gewinnverhältnis teure, aber gemäss Buchwert günstige Titel kaufe, konnte deutlich höhere Kursgewinne einsteichen.
Gemäss KGV günstige Aktien zeigten ein schwächeres Gewinnwachstum. Ein geringes KBV zeigte dagegen für ein gegebenes KGV an, dass das Wachstum höher ausfällt. Das KBV zeigt zusätzlich an, dass die Unsicherheit über den Gewinn wächst.

Value-Anleger wie ich sollten sich also bewusst sein, warum Titel günstig sind. Günstige Bewertungsmasse sind meist keine Anzeige von Schnäppchen. Wer das denkt, dem drohen böse Ueberraschungen... Eek 

Wenn also Bewertungskennzahlen keine Schnäppchen anzeigen, dann müssen sich Kombinationen aus KGV und KBV aus dem erw. Gewinn und der damit verbundenen Unsicherheit ergeben. Dunce-cap

Bewertungskennzahlen kombinieren - Platz 1-3

Platz 1:
Hohes KGV und niedriges KBV:
eine hohe KGV zeigt, dass die Wachstumserwartungen ggüber der Unsicherheit rel. hoch sind. Das geringe KBV könnte implizieren, dass Ausgaben für künftiges Wachstum getätigt werden. 
Empirisch zeigten solche Unternehmen das höchste Gewinnwachstum wie auch die höchste Streuung an Gewinnen. Sie lieferten die höchste Performance für Anleger

Platz 2:
niedriges KGV und niedriges KBV:
ein geringes KGV heisst, dass das erw. Gewinnwachstum ggüber der verlangten Rendite gering ist. D.h.: Wachstum ist gering im Vergleich zur Unsicherheit. Ein geringes KBV für ein  best. KGV bedeutet, dass die EK-Rendite kleiner ausfällt. Das könnte bedeuten, dass Investitionen als Aufwendungen verbucht wurden, die aber vielleicht in der Zukunft für Wachstum sorgen.
Empirisch sorgte die Unsicherheit für eine Renditeprämie.

Platz 3:
hohes KGV und hohes KBV:
erscheint eine Akte auf beiden Dimensionen teuer, erwarten Anlgeger ein hohes Wachstum mit wenig Unsicherheit. 
Die Gewinne sind schon gross ggüber dem Buchwert.
Solche Aktien hinken dem Markt eher hinterher, da das Wachstum schon im Kurs reflektiert ist.

Fundamentalist

Das ist jetzt aber nichts Neues, sodass ma einen Professor dazu braucht?
Das hat Graham schon 1949 veröffentlicht!

F.I.A.S.C.O.

(03.03.2019, 16:12)Fundamentalist schrieb: [ -> ]Das ist jetzt aber nichts  Neues, sodass ma einen Professor dazu braucht?
Das hat Graham schon 1949 veröffentlicht!
recht du hast  Tup 

die Grundregel von B. Graham war ja, nur Aktien kaufen wenn sie stark unterbewertet , also billig, zu haben waren ("Kaufe günstig, verkaufe teuer", 'The Intelligent Investor')

Für den mehr professionellen Investor schrieb bekanntlich Graham mit David Dodd zusammen das Standardwerk "Security Analysis". Sie stellten Kriterien für stark unterbewertete Titel auf, also hohe DividRendite, wenig Schulden, hohe Gewinnrendite etc. sowie das Verhätlnis des Kurses über die Gewinne der letzten 10 Jahre sollte < 16 liegen.

Heutzutage gibt es Hunderte von Value Screens (Filter), welche die beste Kombination von Bewertungskriterien gefunden haben wollen, um Aktien zu finden, die den Markt schlagen werden.

Was ich hier mitteilen wollte, ist simpel die bittere Wahrheit für Value-Gläubiger:
dass zwar das Filtern nach günstigen Titel eine Uerberrendite bringt, aber das ist kaum auf Bewertungsfehler einer ineffizienten Börse zurückzuführen....
Steht bei euch einer hinterm Bürostuhl mit einer langen Sense und kontrolliert was ihr kauft?
Ich denke nicht. Also warum nicht beide Strategien fahren?

Fundamentalist

(03.03.2019, 21:06)Vahana schrieb: [ -> ]Ich denke nicht. Also warum nicht beide Strategien fahren?

Weil eine zu teuer ist? Wonder
Und welche?

F.I.A.S.C.O.

"gute Investment-Ideen zu kopieren, kann sich lohnen....Nach Gebühren waren Copycat-Fonds genannten Nachahmer insgesamt erfolgreicher als Fonds mit hohem Researchaufwand.
Aber: wer auf die Anlageentscheidungen eines angeblichen Investment-Genies vertraut, geht hohe Risiken ein. Das gilt ganz besonders für Social-Trading-Plattformen wie Wikifolio.
Ja, die Finanzmarktforschung sagt, dass eine Copycat-Strategie erfolgreich sein kann. Aber sie sagt auch, dass diese Strategie meistens zu Unterrenditen führt"

https://www.nzz.ch/finanzen/investmentst...ld.1475809

Fundamentalist

(03.03.2019, 21:52)Vahana schrieb: [ -> ]Und welche?

Growth war schon immer die teurere Strategie!

F.I.A.S.C.O.

Noch immer hinken Value-Aktien dem Gesamtmarkt hinterher
Die Gründe sind schon länger bekannt: ein wichtiger Faktor dürfte im wirtschaftl. Umfeld zu finden sein: während Value-Titel im Aufschwung des Gesamtmarkt zumeist übertreffen, fallen sie hingegen in der Endphase des Konjunkturzyklus oft zurück.

Ein weiterer Grund liegt auch in der Branchengewichtung von Indexanbieter wie MSCI: in globalen Value-Index sind die Sektoren Finanz & Energie ggüber dem Gesamtmarkt deutlich übervertreten, währenddem Tech-Unternehmen im Value-Index am stärksten untervertreten sind.
Und gerade hier spielte in letzter Zeit die Musik:

FAANG-Aktien seit 1.1.2018 +32%. Unter Ausklammerung dieser 6 Schwergewichte hat der MSCI World im gleichen Zeitraum mehr oder weniger stagniert

Aber:
Der Bewertungsabschlag von Value ggüber Growth  hat nun eine Grösse erreicht, die eine (hoffentliche) Umkehr plausibel macht:

gemäss einer Studie vom Bostoner Assetmanager GMO von Ende Februar, notierte der Bewertungsabschlag von Valueaktien über die letzten 40 Jahre durchschnittlich bei -24%

aktuell liegt der Discount in allen Weltregionen deutlich höher (siehe Link, Download, Graphik Seite 4):

-im US Markt bewegt sich der Discount mit -31% im 92. Perzentil. D.h. : lediglich bei 8% der analysierten Datenpunkte notierte der Abschlag höher.

-auch im europ. Aktienmarkt, wo der Finanzsektor im Value-Segment noch stärker dominiert, ist die Differenz frappant. So weisen europ. Valuetitel eien Abschlag ggüber Growth-titeln von -55% auf. Ueber die letzten 45 Jahre betrachtet war der Discount nur einmal höher - anno 2000 zum Höhepunkt der Dotcom-Blase....

Die relative Performance zw. Value & Growth in Europa liegt momentan 3 (sic !) Standardabweichungen unter dem 12-Monats-Durchschnitt...

https://www.gmo.com/americas/research-li...1000-cuts/

auch wenn ich als Value-Anleger auf eine Trendwende hoffe, soll man natürlich nicht Valuewerte quer durch den Markt kaufen, sondern sehr selektiv vorgehen, ich mach das z.B. für Europa mit dem MFS European Value Fonds.
Denn: vieles was im Spätzyklus eklatant billig aussieht, ist gar nicht günstig, sonder eher ein Value-Trap resp. schlicht und einfach Schrott....

Lenzelott

(03.03.2019, 16:00)F.I.A.S.C.O. schrieb: [ -> ]Bewertungskennzahlen kombinieren - Platz 1-3

Platz 1:
Hohes KGV und niedriges KBV:
eine hohe KGV zeigt, dass die Wachstumserwartungen ggüber der Unsicherheit rel. hoch sind. Das geringe KBV könnte implizieren, dass Ausgaben für künftiges Wachstum getätigt werden. 
Empirisch zeigten solche Unternehmen das höchste Gewinnwachstum wie auch die höchste Streuung an Gewinnen. Sie lieferten die höchste Performance für Anleger

Ich habe mir das Paper "Fundamentals of Value vs. Growth Investing and an Explanation for the Value Trap" von dem Herrn Prof. durchgeschaut.
Das Paper gibt's auf SSRN zum Downloaden.

Wie nicht anders zu erwarten war bei Aktien mit hohem KGV, funktioniert die Selektion in Downmärkten dann eher unterirdisch schlecht.
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