(02.12.2019, 14:37)Boy Plunger schrieb: [ -> ]Mein eigener Indikator:
1. Meine Freunde, die Börsenanfänger sind, sind mehrheitlich in Aktien investiert.
2. Die Börsenabteilung im Hugendubel/Frankfurt ist weiterhin sehr klein
3. Viele fragen mich aktuell über Aktien (bin als Aktienfreund bekannt)
2:1
Der letzte Indikator für die Endphase hat noch nicht gegriffen. Noch sind die Anleger in Deutschland nicht Aktiensüchtig.
Ich halte mal dagegen.
Wo wollen denn die Amis nach den Zinssenkungen mit ihrem Geld hin?
Twitter Donald wird nächstes Jahr die Spannung im Zoll-Wirrwarr weiter am Leben halten, damit er "große Erfolge" vorweisen kann. Schließlich stehen ja Präsidentschaftswahlen an und da braucht man Erfolge, wenn man wieder gewählt werden kann.
Kommt es zu einer Einigung mit China - und davon gehe ich einmal aus, ist das ein phänomenales Konjunkturprogramm.
Sehe ich mir hingegen die Bewertung von Einzeltiteln an, wird es einem nicht nur an den US-Börsen schwindlig.
Nichtsdestotrotz - Donald will wieder gewählt werden, die Chinesen benötigen Absatzmärkte - hier werden über kurz oder lang Einigungen entstehen.
Kommen nachhaltige und dauerhafte Einigungen im Zoll-Streit zu Stande, wird das die Konjunktur anheizen und viele Einzeltitel werden dann vor Neubewertungen stehen.
Was mir nicht gefällt, ist das politische Verhalten vieler Länder. Hier wird nicht an den wichtigen Stellschrauben gedreht, sondern sich mit Nebenkriegsschauplätzen beschäftigt. Absurd inzwischen der Brexit-Streit in Grossbritannien. Vergleichbar mit zwei Bauarbeitern, die innerhalb eines Tages eine Baugrube ausschaufeln sollen und sich stattdessen zwei Wochen darüber streiten, wessen Butterbrotdose die größere sei. In dieser Zeit könnten diese Bauarbeiter viele Baugruben ausheben. Politische Produktivität sieht völlig anders aus.
Dieses absurde Verhalten kostet viel Zeit und verschafft immense Wettbewerbsnachteile. Aber auch andere Länder sind hier nicht viel besser. In Italien nimmt die Staatsverschuldung für Konsumausgaben zu, aber nicht für dringend benötigte strukturelle Veränderungen. Reformen in Frankreich werden ständig blockiert. Aber auch in Deutschland sieht es nicht rosig aus. Deutschland fällt in puncto Bildungspolitik immer weiter zurück. Die Leistungsbereitschaft in Deutschland sinkt in der Breite und wird auf immer weniger Schultern verteilt. Das ist heute schon ein Problem, wird sich aber in der nahen Zukunft - wenn die Baby-Boomer - in Rente gehen, noch deutlich verschärfen. Das Problem existiert inzwischen weltweit, Deutschland ist hiervon aber besonders betroffen. An einem Konjunktur-Boom mit zu wenigen qualifizierten Fachkräften teilzunehmen ist nahezu unmöglich.
Hoch problematisch sehe ich die Situation für einige Schwellenländer, die hoch verschuldet sind, deren politische Situation jederzeit kippen kann oder die mit der eiserner Knute regiert werden. Dabei richte ich mein Augenmerk insbesondere nach Lateinamerika, den Nahen und Mittleren Osten. Insbesondere in Lateinamerika hat sich die politische Situation in diesem Jahr deutlich destabilisiert. Die politische Lage in den Kernländern des Nahen Ostens, Saudi-Arabien und Ägypten sehe ich als recht labil an. Von hier aus können durchaus massive Störfeuer für die Weltwirtschaft auftreten, auch wenn ich die Wahrscheinlichkeit hierfür als nicht gerade hoch einstufe. Dennoch sollte man diese Region im Auge behalten.
Insofern bin ich für die zukünftigen Börsenaussichten optimistisch.
Die Politik wird dadurch aber in vielen Industrieländern nicht unter zwingend nötigen Reformdruck gesetzt, sondern kann sich in vielen Teilen dieser Welt für weniger bedeutende - oder gar unbedeutende - Nebenkriegsschauplätze feiern lassen. Dies wird langfristige Auswirkungen auf diese Industrieländer haben. Dadurch wird sich die Wirtschaftskraft und die wirschaftliche Bedeutung einiger Regionen deutlich verschieben.