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(09.12.2022, 08:23)saphir schrieb: [ -> ]Hi boersenkater,

ich hab mal eine Frage und zwar ob du das bestätigen kannst: Ich selbst mache eigentlich keine, bzw. nur seltenst Kurzfristtrades, eher Trades über mehrere Jahre. Mir ist aufgefallen, dass Chartformationen aktuell wieder besser zu funktionierten scheinen, als zu Zeiten in denen die Notenbanken permanent den Markt mit Geld überflutet haben. Meine Vermutung ist, dass die Notenbanken quasi die natürliche Dynamik des Marktes verändern.

Kannst du solche Beobachtungen bestätigen? Gibt es bestimmte Zeiten in den Charttechnik besser oder schlechter funktioniert? Aktuell wieder besser? Oder täuscht das?

Jetzt wo Du es sagst.... Wink 

Charttechnik funktioniert bei mir im Intraday-Bereich immer. Aber ja über die Jahre der Notenbankgeldschwemme
hat es mich charttechnisch betrachtet schon gewundert das eigentlich fällige Abwärtsbewegungen über den Intradybereich
hinaus überdurchschnittlich oft keine Dynamik entwickelt haben. Kleine Rücksetzer und schon ging es wieder rauf.
War ja auch immer wieder Thema - es gab wegen den niedrigen Zinsen wenig Alternativen - da ist viel Geld in den
Aktienmarkt geflossen und haben die Kurse hoch gehalten und immer weiter hochgetrieben. In diesem Sinne würde
ich Dir da Recht geben - die Notenbanken haben die natürliche Dynamik des Marktes verändert. Viel Geld für Käufe,
keiner hatte es nötig zu verkaufen. Ich denke das auch die ETFs viel dazu beigetragen haben. Jetzt wo es nicht
mehr immer mehr Notenbankgeld gibt sieht es anders aus. Natürlich auch durch die sonstigen Rahmenbedingungen -
Inflation, Zinserhöhungen, Energiekrise, Krieg.... Die Marktteilnehmer sind nervöser, vorsichtiger - ein Widerstand
wirkt stärker, Formationen mit denen man einen fallenden Markt erkennen kann haben mehr Dynamik - "vorher"
war das oft seltener der Fall. Auch Nachrichten, Termine wirken wieder stärker. "Vorher" hat man kaum mal überhaupt
mitbekommen oder Auswirkungen gesehen. Überwiegend ging es vollgefressen und träge einfach immer weiter nach
oben.

Grundsätzlich ist es natürlich so das es dynamischere Tage und weniger dynamischere Tage gibt - diese z.B. dann wenn
es 2-3 Tage hintereinander starke Dynamik in eine Richtung gab - dann gibt es danach immer wieder Tage an denen
es sehr träge wird bevor wieder Leben in die Bude kommt. Dann sorgen oft erst Nachrichten, Termine für eine neue
Initialzündung. Die jetzt auch wirklich wieder zündet.

Die Signale sehen gleich aus - aber die Bewegung in Punkten ist in einem Fall groß im anderen Fall klein - ein Anfänger
der noch nicht damit umgehen kann wird durch solche Veränderung der Dynamik immer wieder auf dem falschen
Fuss erwischt werden. Gleiches gilt vor wichtigen Terminen - da ist der Markt mehrere Stunden oder auch mal Tage
(je nach Gesamtsituation) wie tot wenn er in eine entsprechend andere "Phase" wechselt.

Gast

Es ist nicht nur das psychologische Problem, obwohl das nicht zu unterschätzen ist! es ist aber auch ein Marktproblem! Angenommen du hast Dich auf Aktien spezialisiert, die so um die 10 Mio € Tagesumsatz generieren. Diese Aktien handelst du seit 10 Jahren, diese Aktien kennst du aus dem Effeff. Du bist als Scalper in diesen Aktien unterwegs und schneidest dir immer ein paar Cent mit ein paar Tausend shares je Stück raus. Kein Problem, der Markt absorbiert die ohne Zucken in Sekunden. Jetzt wächst dein Konto auf 1 Mio an,  dementsprechend musst du auch die size erhöhen, um weiterhin ordentlich Performance abliefern zu können.

Angenommen deine Aktie kostet aktuell 5€ bei einem Gesamtumsatz von 10 Mio am Tag, wären das 2 Mio gehandelte Stk. Jetzt willst du deine 1 Mio € in diese Aktie täglich unterbringen. Das sind 10% des Tagesumsatzes (mutig), also 200.000 Stk. 1. Diese 200.000 Stk kannst du nicht unauffällig in Sekunden per Mausklick bekommen, da musst du dann schon über ein paar Stunden immer wieder deine Position aufbauen, man will ja schließlich einen guten Durchschnittskurs bekommen. Gleiches gilt natürlich auch wieder für den Verkauf. Man kann das wiederum nur Häppchenweise unauffällig in den Markt drücken. Deine eigentlich Scalping-Strategie ist somit nicht mehr praktizierbar. Schnell rein und raus funktioniert also nicht mehr. Jetzt kommt noch eine negative adhoc und du bist mit deinen 200.000 Stk long positioniert. Handelsaussetzung und der nächste Kurs wird bei Minus 10% taxiert. Also 50 Cent je Aktie x200.000 Stk=100.000€ Verlust, wenn du Glück hast und die size wird dir komplett abgenommen. Ansonsten wird der Verlust noch größer, weil alle erstmal raus wollen. Herzlichen Glückwunsch sage ich da nur, diesen Schock musst du erstmal verdauen. Bist du aber nur mit deinen gewohnten 2k Stk. unterwegs mit denen du schnell rein und raus scalpen kannst, kostet Dich das Debakel max. 1.000€

Jetzt kannst du natürlich sagen, suche dir eine Aktie, die mehr Umsatz generiert. Klar, ist möglich, diese muss man aber auch erst mal kennenlernen (braucht Zeit), denn jede Aktie tickt anders. Ich habe auch schon Aktien gehandelt, mit denen habe ich unter dem Strich 0€ verdient, weil deren Algos mich kaputt gemacht haben. An diesen Aktien habe ich mir die Zähne ausgebissen. Man sucht sich die Aktien aus, die einem am besten liegen und das ist gar nicht so einfach herauszufinden. Ich kenne ja Trader, die versuchen seit Jahren im Dax erfolgreich zu werden. Es muss und darf nur der Dax sein, alles andere ist ja Mist. Das sie aber seit Jahren nur auf die Fresse bekommen und es vielleicht nur am falschen Markt liegt, das wollen die Jungs nicht einsehen. Sturheit muss halt bestraft werden.

Long story, short. 

Je größer das Konto, umso schwieriger wird es im sehr kurzfristigen Bereich. Man kann halt nicht 1 Mio. Aktien für 2 Cent scalpen. Das ist unmöglich.
(09.12.2022, 11:25)Speculatius schrieb: [ -> ]Es ist nicht so sehr ein psychlogisches, sondern ein praktisches Problem. 200.000 € Startkapital stehen dir in deinem Leben nicht allzu oft zur Verfügung, vermutlich höchstens nur einmal. 2.000 € hingegen stehen dir ständig zur Verfügung. Wärst du der Scheich von Dubai, stünden dir 200.000 € so oft zur Verfügung wie im Moment die 2.000 €, und dementsprechend würdest du auch damit umgehen. Aber du bist nicht der Scheich und kannst deswegen nicht  permanent "mal eben" 200.000 € organisieren, wenn du auf die Klappe gefallen bist.

So ist es. Der "Risk of Ruin" oder ein Schwarzer Schwan erlangt eine andere Bedeutung, wenn man das, was man verliert, in "kürzester Zeit" oder "nie wieder" wieder beschaffen kann. Und diese sich verändernde Bedeutung spielt (sofern man kein völliger Psychopath ist) in die Risikobereitschaft mit rein und dämpft ab einer jeweils individuellen Schwelle die Returns.
(09.12.2022, 09:37)Wolkenmann schrieb: [ -> ]@boersenkater

sind ja nur 4 Punkte im Es. Bei diesen Worten muss ich direkt an Großmaul Oli Klemm denken. Der Ex-Deutsche Bank-Shooting-Trader hat bei seiner Million-Challenge doch auch geredet wie einfach es doch ist, jeden Tag Minimum 10 Punkte aus dem Dax rauszuschneiden. Am Ende hat der Superstar nach 12 Monaten auf ein 30k€ Konto 10% erwirtschaftet, also sagenhafte 3.000€. Da bringt das Regalauffüllen beim Edeka mehr im Monat ein.

0,2-0,3% täglich im Schnitt auf Konten >100k€ sind Top-Werte, auf Konten >1 Mio ist das einfach nur gigantisch. Damit gehörst du zur Elite in der Finanzwelt. Wenn du das über Jahrzehnte hinbekommst, Respekt, dann gehst du in die Geschichtsbücher ein als einer der besten Trader auf diesem Planeten. Für Dich scheint das ja Pillepalle zu sein. Obwohl die Antwort auf meine Frage, bist du mir ja schuldig geblieben. Wie viel Prozent sind denn nun realistisch auf ein 100k€ Konto. Nach deinen Aussagen, machst du ja locker 120%. Darunter lohnt es sich nicht!  Wonder

Um auf deine Frage zurückzukommen bzgl. KV

KV zahle ich keine, bin ja schließlich familienversichert, da meine Frau auch noch berufstätig ist. Warum soll man also doppelt bezahlen!! Nehmen wir mal an ich verdiene im Schnitt 4k im Monat und meine Frau 1k. Dann wären das im Jahr 60k brutto. Nach Steuern (Splittingverfahren) kannst du ca. 10k abziehen. Wären also 50k netto im Jahr. Im Monat wären das dann 4.166€ netto zu zweit! Am Hungertuch nagen sieht anders aus  Biggrin

da ich aber mehr als 4k€ im Schnitt mache und meine Frau >1k verdient, sind diese Zahlen natürlich rein fiktiv und ohne Gewähr.

Zack und schon sieht die Welt anders aus. Glückwunsch! Altersvorsorge nicht vergessen. Die beste Altersvorsorge ist
meiner Meinung nach die selbstgenutzte Immobilie. Gibt im Bekanntenkreis ein paar die vor ein paar Jahren bevor die
Immobilienpreise so stark gestiegen sind ein Häuschen gekauft haben - mit ähnlichem gemeinsamen Haushaltseinkommen.
OK, die Zinsen waren auch niedriger da war das schon einfacher als heute. Aber dabei sollte man schon so ca. 5000 Euro
im Jahr als Rücklage auf die hohe Kante legen - für alle Jahre notwendige Massnahmen die schnell 5stellige Beträge erreichen
können.

Wobei ich mich eines Frage - wie schaffst Du es Deine Aktiengewinne in die Einkommenssteuerberechnung zu bekommen
und das ggfs. günstigere Splittingverfahren anzuwenden? Eigentlich werden Aktiengewinne mit der Abgeltungssteuer
belastet und sind damit aus Einkommenssteuersicht erledigt....

Gast

@boersenkater

Aktiengewinne werden nur mit den vollen 25%+Soli versteuert, wenn man bestimmte Grenzen überschreitet, ansonsten greift halt die Günstigerprüfung, welches man bei der Einkommenssteuererklärung durch Ankreuzen prüfen lässt.

https://www.steuertipps.de/service/rechn...r-rechner/
(09.12.2022, 10:28)Wolkenmann schrieb: [ -> ]@fabiC2

wenn du über Jahrzehnte zwischen 48-72% p.a. erwirtschaftest, dann gehörst du zu den besten Tradern aller Zeiten:

Fakt ist, je größer das Konto, umso geringer die prozentuale Rendite pro Jahr. Wer das nicht versteht, der steht noch ganz am Anfang seiner Karriere!! Ich habe zwar in den letzten 4 1/2 Jahren fast 2.000% erwirtschaftet. Ich weiß, diese aber einzuordnen. Das ist nur mit kleinen Konten möglich. Ich bin weit davon entfernt, ein Top-Trader zu sein. So vermessen bin ich dann doch nicht!!!

Also damit beantwortest Du das ja schon selbst was machbar ist während Du Dir selbst widersprichst - 120% geht nicht -
aber 2000% selber geschafft. Natürlich sinkt die prozentuale Rendite wenn das Kapital größer wird (und nicht verzehrt wird).
Mach einfach weiter. Bleib dran. Wenn Du keine Dummheiten machst (weil Du einen Gotteskomplex bekommst und glaubst
unbesiegbar zu sein) sollte es so weitergehen. Du wirst mehr Erfahrung sammeln und dadurch Deine Skills damit fast
automatisch weiter verbessern. In weiteren 5 Jahren reden wir nochmal darüber was möglich ist. Und dann in nochmal
10 Jahren sieht die Welt nochmal anders aus.

Wir müssen aber nicht DIE Toptrader mit Kontogrössen von mehreren zg Millionen als Masstab nehmen.
Selbst wenn die nur 5% machen haben sie vielfach mehr Gewinn gemacht als Du mit 100%.
Man muss das alles in Relation sehen.

Die Traden auch nicht im (Ultra-)Kurzfristbereich - dafür sind die mit zu großen Positionen unterwegs. Wäre ich mit einem
6-7stelligen Konto unterwegs und würde das voll ausreizen würde ich auch anders traden. Die Frage ist auch wie Du was
rechnest - rechnest Du die Rendite auf die Größe Deines Tradingkontos oder rechnest Du alles verfügbare Geld dazu,
auch das was Du nicht im Tradingkonto stecken hast. Rechne ich nur das Tradingkonto bin ich bei einer 3stelligen Rendite.
Rechne ich alles bin ich "nur" bei einer zweistelligen Rendite. Dabei bin ich mit Sicherheit um Welten von den Renditen -
in Euro/Dollar gerechnet - der von Dir aufgeführten Toptrader entfernt.
(09.12.2022, 10:32)Speculatius schrieb: [ -> ]Um das mal zu konkretisieren:

Heute um 9:00 Uhr DAX short, 30 Punkte mitgenommen in einer Viertelstunde - Handelstag beendet! Tup 

Den Rest des Tages bin ich stellvertretender Managing Siesta Direktor (habe bis Weihnachten Urlaub Tup)

Das ist doch gar nicht möglich Irony 

Nein - genau sowas ist möglich. Für einen Anfänger ein Lucky Punch. Für einen Trader mit Erfahrung der
weiß was er macht ist das sicher nicht die Regel - aber eben auch kein Lucky Punch. Natürlich sind das
zahlenmässig die wenigsten Trades - machen aber in Summe im Monat bis zu 80% des Gesamtgewinns aus.

Glückwunsch! Tup

Gast

gehöre ich jetzt zu den besten Tradern aller Zeiten? 555

mit Sicherheit nicht. 

schafft man das mit einem 6-stelligen Konto?

vielleicht. Ich kann es nicht! Größere Konten lassen sich halt nicht so einfach hochtraden wie ein 25k€ Konto. Das ist Fakt.
(09.12.2022, 10:58)FabiC2 schrieb: [ -> ]Das ist ja ein rein psychologisches "Problem". 
Sicher ist es leichter wenn man 10.000€ verloren hat als 100.000€.

Wenn Du 20.000 hast und 10.000 verlierst ist das sicher nicht leichter als wenn Du 10 Mio hast und
100.000 verlierst.

Manchmal habe ich den Eindruck das manche alles nur von ihrer Sicht aus sehen und dabei die Relation
vollkommen ausblenden.

Für den Langfristanleger der weniger als 100 oder vielleicht nicht mal 30 Positionen im Jahr handelt
- der dementsprechend eine sehr viel geringere "Umschlagshäufigkeit" seines Kapitals hat sieht die Welt
anders aus als bei einem Trader mit entprechender Erfahrung der das in der Woche macht - an bis zu
50 Wochen im Jahr. Natürlich wird der Daytrader keine Trades mit hohen 2stelligen oder sogar 3stelligen
prozentualen Gewinne machen - zumindest ist das nicht bei mir so. Da geht es um viele Gewinne mit
unter 1% Gewinn die sich entsprechend summieren. Je nach Kontogrösse kann das in Euro dann
mehr oder weniger Gewinn sein - wenn man beide miteinander vergleicht.

@cuba hat ja irgendwo mal was von 2 Mio gesagt die er in wenigen Jahren gewonnen hat. Machen
wir jetzt eine "dumme" Rechnung und nehmen die 3stelligen und manchmal auch 4stelligen Renditen
von denen er bei einzelnen Positionen erzählt müsste er jedes Jahr mind. 4 bis 6 Mio Euro Gewinn machen.
Würde ich jetzt nicht gänzlich ausschliessen - aber gut möglich das er "nur" einen sechstelligen Gewinn
macht - vielleicht sogar nur einen fünfstelligen.

Aber wie auch immer - was hat diese Info für einen Mehrwert? Was bringt dieses "Wissen" einem anderen?
Maßstab? Vorbild? Kopierbarkeit? Ich kann da keinerlei Mehrwert erkennen. Nounder

Gast

Hochmut kommt vor dem Fall, aus diesem Grund bin ich immer sehr demütig. An der Börse kann man ganz schnell mit ein paar falschen Entscheidung sein ganzes über Jahre aufgebaute Kapital verzocken! Genügend Beispiele dafür gibt es ja!!

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_trading_losses

ohne Kapital bist du an der Börse halt nichts. Darum gilt es dieses in erster Linie zu schützen. Aus diesem Grund bin ich auch Daytrader geworden, weil i.d.R. nur über Nacht die größten Verluste entstehen. Gewinnwarnungen in D kommen meistens nach Börsenschluss um 17:30 Uhr. Da habe ich auch schon so manches Lehrgeld bezahlen müssen.  Angry-fire
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