Hier wird ja fleißig über die steuerliche Auswanderung diskutiert. Was ist aber, wenn das Steuerrecht einfach folgt? Die Grünen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in der nächsten Bundesregierung vertreten sind, ihre "Drohung" wahr machen, die Steuerzahlungen von der deutschen Staatsbürgerschaft abhängig machen, und die Steuern weltweit geltend machen? Beiden USA ist das ja jetzt schon. Die deutsche Staatsbürgerschaft los zu werden dürfte für die meisten schwierig werden, da sie keine andere haben. Und die wenigsten werden genügend Geld auf der hohen Kante haben, um sich kurzfristig eine kaufen. Nun gibt es zwar Doppelbesteuerungsabkommen, die aber nur bedingt helfen. Wird z.B. das Anrechnungsverfahren angewandt, muss man trotzdem den höheren Steuersatz zahl, was einem z.B. in Schweiz durch die hohen Lebenshaltungskosten ein Leben unmöglich macht.
Steuern von Expats erheben nur Eritrea und die USA. Vielleicht gesellt sich ja Deutschland bald zu dieser exklusiven Liste.
Andere Länder, z.B. Kanada, kennen eine Expat "departure tax" und Renten werden nicht an Expats ausbezahlt. Kanadier müssen eine bestimmte Anzahl Monate in der Heimat verbringen wenn sie ihre Rente behalten wollen.
(05.04.2021, 09:11)gelbfuss schrieb: [ -> ]Das mag ich mal schwer in Frage stellen. Um nicht fast zu sagen, das Steuerrecht ist in D deswegen so kompliziert, um bestimmte Gruppen über das öffentlich Maß steuerrechtlich zu bevorteilen.
Wobei genau das total überflüssig ist und gerade von Politikern nicht begriffen wird.
Viele regen sich darüber auf, dass Großfirmen steuersparende, gesetzlich gedeckte Modelle nutzen. Dann faselt man immer von Moral und Verantwortung für die Gemeinschaft.
Dabei regen sich meist die auf, die diese Möglichkeiten eben nicht haben. Hätten sie die, wären sie still.
Also einfach was her, das jeder
selbst steuerschonend fürs Alter vorsorgen kann. Z.Bsp. pauschal einen Gesamtsteuerfreibetrag auf Erträge aus Anlagen von 500k p.a. mit Inflationsanpassung.
Dafür alles was drüber ist mit 40% Abgeltungssteuer belegen. Damit kann man gut leben. Für Firmen logischerweise andere Grenzen einziehen. Weg mit dem ganzen staatlichen Förderquatsch.
Der Anreiz wird über den Freibetrag gesetzt und der Druck über eine Rente am Existenzminimum, wenn man nicht selbst vorsorgt.
Geht natürlich nur, wenn die Strukturen in anderen gesellschaftlichen Bereichen es zulassen. Es gäbe für die Politik m.M.n. durchaus viel Sinnvolles zu tun.
Andererseits braucht man ja vielleicht Themen, um Leute gegeneinander ausspielen zu können?
SG
(05.04.2021, 09:11)gelbfuss schrieb: [ -> ]Das mag ich mal schwer in Frage stellen. Um nicht fast zu sagen, das Steuerrecht ist in D deswegen so kompliziert, um bestimmte Gruppen über das öffentlich Maß steuerrechtlich zu bevorteilen.
Ich kann mir nicht vorstellen das eine progressive Besteuerung volkswirtschaftlich einen Vorteil für die ärmeren Schichten darstellt.
Der Markt der Teilzeitstellen floriert, Vollzeitstellen werden aufgeteilt, die Kleinverdiener werden indirekt auf die 400€ limitiert... dadurch kommt es zu Verwerfungen die nicht gut sind.
Und in der Gutverdienerschicht wird es lukrativer ins Ausland zu gehen. Diese Leute wurden auf unsere Kosten ausgebildet und fehlen dann in Deutschland.
Im Prinzip weiß das auch jeder. Aber keiner will es ändern.
Wenn ein Steuersystem so komlex ist das man ein Studium mit anschließend jährlichen Auffrischungskursen braucht um es zu verstehen, dann ist es Beweis genug dafür das es schlecht ist.
In meiner Ausbildung hatte ich das Problem, dass ich 5€ im Monat "zuviel" verdient habe und deswegen keinen Anspruch auf Kindergeld mehr hatte.
Erkläre das mal mit "sozialer Gerechtigkeit"...
(05.04.2021, 13:39)Vahana schrieb: [ -> ]In meiner Ausbildung hatte ich das Problem, dass ich 5€ im Monat "zuviel" verdient habe und deswegen keinen Anspruch auf Kindergeld mehr hatte.
Erkläre das mal mit "sozialer Gerechtigkeit"...
Das hatte ich "damals " auch. Grenze lag bei 749 Mark - wir hatten dann 780 oder so.
Durften dann aber, illegalerweise, auf 31 Mark brutto verzichten, um den Fuffi Kindergeld abzugreifen.
SG
Ok, das Problem scheint also schon seit Urzeiten zu bestehen.
Anderes Beispiel. Ich hatte damals einen 630 DM Job (Das war damals die Steuerfreigrenze) und war dort in Ferienzeiten am arbeiten.
Da ich dann Vollzeit deutlich mehr verdient hatte kamen die Stunden in einen Überstundentopf und wurden mir noch lange in 630 DM Happen ausgezahlt nachdem die Ferien vorbei waren.
Ansonsten hätte ich mir die Kohle erst zum Lohnsteuerjahresausgleich zurück holen können und die Sozialversicherungsbeiträge wären weg gewesen.
Das ist übrigens schon lange verjährt. Nicht das jemand auf Ideen kommt ...
Jedenfalls wäre ich auch während der Schulzeiten arbeiten gegangen am Wochenende wenn die Töpfe nicht ohnehin schon voll gewesen wären.
Wenn die Löhne ganz einheitlich versteuert gewesen wären, dann hätte das meinen Arbeitseinsatz komplett verändert.
Es ist zwar nicht schön Steuern zu zahlen, aber diese Trickserei geht noch mehr auf die Nerven.Ist doch irgendwie widersinnig seine Arbeit an die Steuersituation anzupassen.
(05.04.2021, 14:37)Vahana schrieb: [ -> ]Es ist zwar nicht schön Steuern zu zahlen, aber diese Trickserei geht noch mehr auf die Nerven.Ist doch irgendwie widersinnig seine Arbeit an die Steuersituation anzupassen.
So isset!
Aber - so widersinnig sind halt wir Menschen.
Ein Teil der Steuergesetze wurde schlicht durch Bestechung erlangt (Mövenpick-Steuer), mit dem Rest "kaufen" sich die KVTD unsere Stimmen und wir sind da halt blöd genug, das Spiel mit zu machen.
"Wollt ihr die totale Steuerbefreiung?" "JAAAA!"
Da fragt ja dann keiner, wie das bezahlt werden wird.
Wir wollen halt auch beschissen werden.
Kann mich noch dran erinnern, mir den Mund fusselig geredet zu haben, als ich damals meinen Kollegen erklären wollte, dass wir bei Überstunden mit 25% "Zuschlag" nen geringeren Stundenlohn haben als sonst.
Habs dann irgendwann sein gelassen :-(
SG
Ich glaube Überstunden werden sowieso allgemein mit einem anderen Steuersatz besteuert. Wobei dies nur die Zuschläge betrifft.
Aber so genau will ich mich da gar nicht einlesen, weil ich sonst demotiviert werden könnte Überstunden zu machen.