Ansonsten ist die Strombörse nur ein neoliberaler Wunschtraum...
Die klassischen Kraftwerksbetreiber produzieren nur für den Eigenbedarf und die Netzstabilität. Gibt es dann noch Reserven, kommen befreundete Unternehmen mit "Fahrplänen" zum Zug. "Du, bei uns ist ein Kessel ausgefallen, könnt Ihr mal für ein Vierteljahr..."
An der Börse werden nur nicht vermeidbare Überschüsse vertickt, quasi als Resterampe. Niemand wirft für drei Tage ein Kraftwerk an, nur weil der Strom an der Börse gerade teuer ist!
Mit irgendwelchen Geizhälsen, die sich billig an der Börse eindecken wollen, gibt es null Mitleid.
Irgendwo dazwischen gibt es noch die OTC Energiehändler...ich vermute, dass man ihnen ab und zu auch ein Bröckchen zuwirft, um im Geschäft zu bleiben.
Kann natürlich sein, dass ich da was falsch aufgeschnappt habe. Hab mal für ein IT-Projekt ein paar Monate im Trading-Raum eines EV gesessen und das nur aus den Augenwinkeln beobachtet...
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(23.01.2025, 15:08)Bucketeer schrieb: [ -> ]Ansonsten ist die Strombörse nur ein neoliberaler Wunschtraum...
Die klassischen Kraftwerksbetreiber produzieren nur für den Eigenbedarf und die Netzstabilität. Gibt es dann noch Reserven, kommen befreundete Unternehmen mit "Fahrplänen" zum Zug. "Du, bei uns ist ein Kessel ausgefallen, könnt Ihr mal für ein Vierteljahr..."
An der Börse werden nur nicht vermeidbare Überschüsse vertickt, quasi als Resterampe. Niemand wirft für drei Tage ein Kraftwerk an, nur weil der Strom an der Börse gerade teuer ist!
Mit irgendwelchen Geizhälsen, die sich billig an der Börse eindecken wollen, gibt es null Mitleid.
Irgendwo dazwischen gibt es noch die OTC Energiehändler...ich vermute, dass man ihnen ab und zu auch ein Bröckchen zuwirft, um im Geschäft zu bleiben.
Kann natürlich sein, dass ich da was falsch aufgeschnappt habe. Hab mal für ein IT-Projekt ein paar Monate im Trading-Raum eines EV gesessen und das nur aus den Augenwinkeln beobachtet... 
Ich saß mehr als 5 Jahre im Handelsraum eines EVs. Und muss sagen: da hast du viele Sachen doch recht ordentlich aus dem Augenwinkel beobachtet :)
Die EEX ist in vielerlei Hinsicht Affentheater. Liquidität ist oft armselig. Da ist kein echter Wettbewerb um Positionen. Die großen 4 EVs wollten das auch nie. Das hat man denen quasi aufgezwungen. Das ist wie immer im Strommarkt-Oligopol: tu ich dir nix, tust du mir nix.
Aber der Day Ahead Markt/Spot ist schon relevant un praktisch. Das nutzen auch die Direktvermarkter viel. Und wir/meine Kunden auch.
Was du falsch verstanden hast: der OTC Markt ist nach wie vor der führende Form in dem Strom gehandelt wird. Wenn das befreundete Unternehmen einspringt, dann ist das in der Regel genau das. Telefon und Deal aushandeln.
Ist beim Bernnstoff (Steinkohle, Gas) ähnlich. Gehedged wird an den großen Märkten. Gekauft wird im Baumarkt
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Und zum Stahlwerk, dass direkt an der EEX beschafft hat und deswegen in der Spitze die Mitarbeiter nach Hause schicken musste. Das ist schon gut so. Aber wie immer mit Preisrisiken. Wenn du einen fixen Traif von einem Zulieferer beziehst, dann trägt der das Risiko. Und lässt sich das bezahlen. Das war auch schon vor den EEs so.
Ansonsten musst du das Risiko selber handhaben. Dann zu jammern, wenn man das nicht im Griff hat, ist schon selten dämlich.
danke, klar die direkte Lieferung an andere EV ist auch OTC. Mir war nur nicht klar, welche Rolle die anderen OTC Energiehandelsfirmen spielen.
(23.01.2025, 14:00)Speculatius schrieb: [ -> ]Also letztes Jahr waren wir am gleichen Datum bei 72 %, das Jahr davor bei 77 %.
Nur 2022 zur großen Gaskrise war es tiefer, aber da ist der TTF ja auch in der Spitze auf 340 EUR gegangen, aktuell bei 50, was aber auch schon wieder höher ist als das ganze letzte Jahr. Also mal sehen, ob da die Preise noch weiter steigen, ich könnte mir das gut vorstellen. Ich habe leider keinen Schimmer, wie groß das Volumen des letzten Russen-Gases gewesen ist, das jetzt nicht mehr kommt.
Hier noch mal aus dem Tagesspiegel:
Zitat:„Kälteres und windstilles Wetter“: EU-Gasspeicher mit 58 Prozent Füllstand deutlich unter Vorjahresniveau
Die Gasvorräte in der EU sind in diesem Winter deutlich schneller gesunken als im Vorjahr. Die Gasspeicher sind derzeit zu 58,5 Prozent gefüllt, wie aus Daten der europäischen Plattform zur Gasspeicherung (Agsi) hervorgeht. Vor einem Jahr lag der Füllstand EU-weit noch bei 74 Prozent.
...
Der aktuelle Füllstand der Gasspeicher in der EU stellt zwar keine unmittelbare Gefahr für die Versorgung dar, aber um die Vorräte für den nächsten Winter zu füllen, müssen die EU-Länder nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) deutlich mehr Gas kaufen als in den Sommern der Jahre 2023 und 2024.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft...75510.html
Also mehr Gas muß dieses Jahr gekauft werden - vom Russen gibt es nichts mehr.
Wie gut, daß uns da jetzt "The Donald" mit Kusshand aushelfen kann - zum doppelten Preis, versteht sich, ganz nach seinen MAGAnomics: tariff and tax foreign countries.
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Es ist bemerkenswert, wie MAGAnomics nicht nur die Handelsbeziehungen, sondern auch die Haushaltskassen der Bürger beeinflusst – und das alles im Namen der nationalen Sicherheit.“
(26.12.2024, 11:13)Speculatius schrieb: [ -> ]Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann könnte man schon jetzt Kohle-Reservekraftwerke zuschalten. Doch davon wird abgesehen, weil Importstrom billiger ist. Wird der aber plötzlich knapp und/oder die Dunkelflaute verschärft sich, gibt's 'ne Preisspitze. Dr. Google sagt, das Hochfahren eines Steinkohlekraftwerks dauert beim Kaltstart 6-8 Stunden. Zeit genug, damit der Preis ein Monsterpeak bilden kann.
Nun muß man aber doch mal ganz generell sagen, daß bei einem Stromsystem, das auf EE basiert und viel Strom im Sommer und wenig im Winter erzeugt und für letztere Phasen fossile Kraftwerke vorhält, eben diese früher ans Netz gehen müssen, um diese Preisspitzen zu vermeiden. Sprich, die Regeln müßten geändert werden. Die Versorger dürften nicht so lange warten und nur Importstrom beziehen können, bis man kurz vor der Mangellage ist und der Preis explodiert, sondern sie müßten viel früher bei Unterdeckung aus heimischer Produktion die Reserven hochfahren müssen.
Ich habe mir das mal angesehen, das PDF findet man bei Suche nach:
Teilnahmevoraussetzungen für die Beschaffung von Kapazitätsreserve zum Gebotstermin 1. Dezember 2023
https://www.netztransparenz.de/de-de/Sys...-2024-2026
https://de.wikipedia.org/wiki/Kapazit%C3...reitschaft
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fach...start.html
Die Ausschreibungen werden alle 2 Jahre neu gemacht, die Kraftwerke dürfen unter einem Preis von 6€/KWh gar nicht eingreifen (also praktisch nie), außerdem haben sie 12h Zeit, das Kraftwerk hochzufahren, das wird im Katastrophenfall nicht reichen. Angeblich soll immer genug Personal vor Ort sein, aber ich befürchte, dass das eher so ist wie bei den subventionierten Intensivbetten während der Pandemie. Wer lässt sich denn auf Zeitverträge ein, niemand weiß, ob das Kraftwerk in 2 Jahren nochmal die Ausschreibung gewinnt? Ansonsten werden da wohl Leute sitzen, die kurz vor der Rente sind.
https://www.energate-messenger.ch/news/2...escheitert
Insgesamt umfasst die Kapazitätsreserve auch nur wenige Prozent des Bedarfs. Sollte das Ausland wenig liefern können/wollen, wird das nicht reichen. Es kostet pro KW und Jahr 100€, dafür bekommt man schon den billigsten China-Generator, so macht man das in ärmeren Ländern, den Generator kann man immer nutzen bei Stromausfall.
Im Juli 2014 lehnte Sigmar Gabriel das Konzept einer Vergütung für stillstehende Kraftwerke noch ab („Was der Kapazitätsmarkt nicht werden kann, ist so was wie Hartz IV für Kraftwerke: Nicht arbeiten, aber Geld verdienen“)
(23.01.2025, 08:34)saphir schrieb: [ -> ]Da kann man nur hoffen, dass die Gesetze noch vor der Wahl korrigiert werden.
Wie gesagt, es wird alle 2 Jahre neu gemacht. Die Regierung hätte es längst korrigiert, wenn sie es wollte.
(09.02.2025, 13:07)Thomas_B schrieb: [ -> ]Die Ausschreibungen werden alle 2 Jahre neu gemacht, die Kraftwerke dürfen unter einem Preis von 6€/KWh gar nicht eingreifen (also praktisch nie), außerdem haben sie 12h Zeit, das Kraftwerk hochzufahren, das wird im Katastrophenfall nicht reichen.
...
Wie gesagt, es wird alle 2 Jahre neu gemacht. Die Regierung hätte es längst korrigiert, wenn sie es wollte.
Preis auf einen Euro oder so runtersetzen, Kapazitätsmarkt und auch mehr Windkraft oder alles zusammen. Kapazitätsmarkt hatte sogar die Industrie (als es noch AKWs am Netz gab) immer wieder angeregt. Keine Ahnung warum man es nicht will. Vorstellen könnte ich mir, dass man die Problemstellen lokalisieren will und das geht am besten wenn die Probleme auftreten und nicht nur theoretisch. Aber gehört habe ich eine Begründung noch nie.