(03.03.2020, 14:11)Guhu schrieb: [ -> ].. dann wären die Offertersteller aber ziemlich blöd - die wollen ja ihren Profit maximieren. Also wäre es rational, nicht zu den Break-Even-Preis anzubieten, sondern zu einem Preis, der wahrscheinlich knapp der Günstigste ist.
.. oder -wenn man genügen ausgelastet ist - zu einem Phantasiepreis: mit einem bißchen Glück bekommt man dann den maximalen Profit.
Der Gedanke wuerde ueberhaupt nur Sinn machen wenn ein Anbieter aus einer speziellen Situation heraus keinen Gewinn erwartet.
Also entweder Ueberkapazitaeten hat und daher bereit waere in einem Teilbereich mit Selbstkosten zu fahren, oder das Wasser steht schon bis zum Hals und der Anbieter nimmt nur direkte Kosten (Leute halten, etc) in die Rechnung und macht Freudenspruenge fuer jedes Prozent Deckungsbeitrag das noch dazukommt.
Ansonsten besteht der Zuschlag aus Wagnis und Gewinn...diese Dinger laesst kein vernuenftiger Anbieter dem Zufall....
(03.03.2020, 14:09)Guhu schrieb: [ -> ]Richtig so. Das ist ja die eigentliche Aufgabe der Politik, im Rahmen der sozialen marktwirtschaft die Spielregeln so zu deifnieren, dass das Streben der Einzelnen nach ihrem Optimum zu einem volksirtschaftlichen Optimum führt.
Mittels der Spieltheorie könnte man, soweit ich verstanden habe, aber bestimmte Ergebnisse "durchspielen". Also z.B. was ist volkswirtschaftliches Optimum? : maximales Gesamtergebnis bzw. Wachstum oder maximale Belohnung in der Breite, also für möglichst viele Spieler oder z.B. maximale Innovationsmotivation für die Spieler. Müssen die Spieler zusammen arbeiten oder möglichst wenig etc.
(03.03.2020, 14:11)Guhu schrieb: [ -> ].. dann wären die Offertersteller aber ziemlich blöd - die wollen ja ihren Profit maximieren. Also wäre es rational, nicht zu den Break-Even-Preis anzubieten, sondern zu einem Preis, der wahrscheinlich knapp der Günstigste ist.
.. oder -wenn man genügen ausgelastet ist - zu einem Phantasiepreis: mit einem bißchen Glück bekommt man dann den maximalen Profit.
Genau das passiert ja bei der "normalen" Offertstellung. Bei der Spieltheorie-Variante hat ein Anbieter wenigstens die Möglichkeit risikolos seinen Break-Even, also so tief wie für ihn möglich, zu offerieren. Wenn er weiss dass er am effektivsten von allen arbeitet dann ist das sogar ein Vorteil für ihn; er muss nur unter dem Break-Even Preis des billigsten Konkurrenten sein und der Mehrwert den er durch seine eigenen Produktivität schafft gehört vollständig ihm.
Aber eben: das wichtigste Problem bei Offertstellungen sind die illegalen Absprachen. Und keine Regel der Welt hilft Dir gegen Beschiss; das können höchstens Sanktionen schaffen. Dort wiederum kann die Spieltheorie helfen.
Beispiele für solche Absprachen gibt es dutzende, mit Milliarden Schäden für die Volkswirtschaft. Vor allem in der Baubranche sind solche Absprachen wohl auch heute noch üblich. Wenn sogar in einem Bergkanton wie Graubünden die Schäden daraus vermutlich in die hunderte von Millionen gehen und sämtliche Teilnehmer dann mit einer Busse von 7 Millionen sanktioniert werden dann heisst das eben dass die Sanktionen nicht genügen und es sich trotzdem lohnt Absprachen zu treffen.
Die Spieltheorie sagt dass die Baufirmen sich absprechen sollten, auch wenn es verboten ist. Die Spieltheorie kann dem Gesetzgeber aber auch sagen ab welcher Sanktion mit welcher Wahrscheinlichkeit des aufgedeckt werden es sich nicht mehr lohnt Kartelle zu gründen. Das ist offensichtlich in Graubünden (und an vielen anderen Orten der Welt) nicht erfolgt.
Bei der normalen Offertstellung macht es keinen Sinn für einen Offertsteller den Break-Even Preis zu offerieren. Ausser vielleicht mal in Krisenzeiten um kein Geld zu verlieren.
(03.03.2020, 12:52)cubanpete schrieb: [ -> ]Die Geschichte mit dem Gefängnis lässt sich relativ leicht lösen: volles Gefängnis wird bezahlt auch wenn nicht voll. Dann ist es im Interesse von beiden dass die Belegung tief ist. Wenn man das schon zum Ausschreibungszeitraum macht und die Ausschreibung wie oben erwähnt erfolgt so gibt es kaum Nachteile.
interessant, ich meine irgendwo gelesen zu haben, daß das Gesundheitssystem in Norwegen ähnlich organisiert wäre.
Die Ärzte würden pauschal für ihr Versorgungsgebiet bezahlt. Sie haben also ein Interesse daran, daß ihre Patienten möglichst gesund bleiben und nicht so häufig in die Praxis kommen.
Im Gegensatz dazu: In Deutschland und dem Rest der Welt werden Ärzte dafür belohnt, daß sie viele Kranke "produzieren" und teure Behandlungen ausführen.
(03.03.2020, 22:45)Bucketeer schrieb: [ -> ]interessant, ich meine irgendwo gelesen zu haben, daß das Gesundheitssystem in Norwegen ähnlich organisiert wäre.
Die Ärzte würden pauschal für ihr Versorgungsgebiet bezahlt. Sie haben also ein Interesse daran, daß ihre Patienten möglichst gesund bleiben und nicht so häufig in die Praxis kommen.
Im Gegensatz dazu: In Deutschland und dem Rest der Welt werden Ärzte dafür belohnt, daß sie viele Kranke "produzieren" und teure Behandlungen ausführen.
Das wussten glaube ich viel früher schon die Chinesen. Der Arzt wurde sogar nur bezahlt so lange die Familie gesund war. Ist ja eigentlich auch sinnvoller die Ursachen zu bekämpfen als wie heute die Symptome...
(03.03.2020, 22:45)Bucketeer schrieb: [ -> ]interessant, ich meine irgendwo gelesen zu haben, daß das Gesundheitssystem in Norwegen ähnlich organisiert wäre.
Die Ärzte würden pauschal für ihr Versorgungsgebiet bezahlt. Sie haben also ein Interesse daran, daß ihre Patienten möglichst gesund bleiben und nicht so häufig in die Praxis kommen.
Im Gegensatz dazu: In Deutschland und dem Rest der Welt werden Ärzte dafür belohnt, daß sie viele Kranke "produzieren" und teure Behandlungen ausführen.
Schön dass du hier schreibt!
Ich glaube in Norwegen gibt es in den besiedelungsschwachen Regionen nur einen Arzt pro Gebiet. In Deutschland gibt es aber so etwas wie eine Kopfpauschale, also einen großen Teil der Vergütung macht Besuch eine Patienten im Quartal aus, jeder weitere Besuch wird nur gering je nach Behandlung honoriert. Unter spieltheoretischer Sicht vermutlich gar nicht so abwegig.
Letztens im Fernsehen:
Die Polizisten der mexikanischen Polizei werden immer dicker. Einer meint er sei schlank gewesen aber seit er da angefangen hat, hat er so und so viel zugenommen. Nun versucht man gegenzusteuern und macht nun ein Fit für die Polizei Programm, regelmäßig wird gewogen und wer abgenommen hat bekommt einen Bonus usw..
Jedoch gleichzeitig: Der Grund warum die Polizisten so stark zunehmen ist auch die Polizeikantine. Dort gibt es in großen Mengen z.B. die leckeren in Fett frittierten teigumantelten Maisbällchen (oder war es Fleisch).
Das wär auch mal ein Fall für die Spieltheorie. Denn da hängen nun 2 Karotten. Eine mit den leckeren Fettbällchen und eine mit dem Bonus wenn man abgenommen hat.
(04.03.2020, 14:50)saphir schrieb: [ -> ]Letztens im Fernsehen:
Die Polizisten der mexikanischen Polizei werden immer dicker. Einer meint er sei schlank gewesen aber seit er da angefangen hat, hat er so und so viel zugenommen. Nun versucht man gegenzusteuern und macht nun ein Fit für die Polizei Programm, regelmäßig wird gewogen und wer abgenommen hat bekommt einen Bonus usw..
Jedoch gleichzeitig: Der Grund warum die Polizisten so stark zunehmen ist auch die Polizeikantine. Dort gibt es in großen Mengen z.B. die leckeren in Fett frittierten teigumantelten Maisbällchen (oder war es Fleisch).
Das wär auch mal ein Fall für die Spieltheorie. Denn da hängen nun 2 Karotten. Eine mit den leckeren Fettbällchen und eine mit dem Bonus wenn man abgenommen hat.
Das wäre wohl ein typisches Beispiel warum die Spieltheorie nicht überall funktioniert. Für den Spieler (Polizisten) wäre es natürlich besser abzunehmen, mehr Geld, bessere Gesundheit. Aber der Mensch tut nicht was für ihn am besten ist.
(04.03.2020, 15:07)cubanpete schrieb: [ -> ]Das wäre wohl ein typisches Beispiel warum die Spieltheorie nicht überall funktioniert. Für den Spieler (Polizisten) wäre es natürlich besser abzunehmen, mehr Geld, bessere Gesundheit. Aber der Mensch tut nicht was für ihn am besten ist.
Na ich meinte wegen den zwei in entgegengesetzten Anreizen. Sowas kann man bestimmt per Spieltheorie "beseitigen".
(04.03.2020, 15:11)saphir schrieb: [ -> ]Na ich meinte wegen den zwei in entgegengesetzten Anreizen. Sowas kann man bestimmt per Spieltheorie "beseitigen".
Ist schon ein Weilchen her, aber so weit ich mich erinnere geht es in der Spieltheorie darum dass jeder Mitspieler unter Berücksichtigung sämtlicher Möglichkeiten die für sich beste Variante wählt. Er geht dabei davon aus dass jeder Gegenspieler genau das gleiche tut.
Hier ist das Spiel relativ einfach: ich kann entweder auf den Genuss verzichten oder auf die Gesundheit und den Bonus. Gemäss Spieltheorie müsste jeder Mitspieler abnehmen. Gemäss Psychologie werden das die wenigsten tun; eine unverzügliche Befriedigung eines Bedürfnis steht einer abstrakten Belohnung (eigentlich zwei, Gesundheit und Geld) gegenüber. Die meisten werden die unverzügliche Befriedigung wählen, obwohl es natürlich nicht das Beste für sie ist.
Es ist wie überall sonst auch: eine Strategie taugt nur etwas wenn man sich daran hält. Die Spieltheorie kann einem dabei helfen eine gute Strategie zu finden; daran halten muss man sich trotzdem.