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Normale Version: Spieltheorie ??
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Mich interessiert die Spieltheorie selbst und auch ob sie auf die Wirtschaft oder andere Bereiche sinnvoll anwendbar ist.

Und ob man ggf. durch Förderung bzw. Einsatz der spieltheoretischen Erkenntnisse eine bessere Wirtschafts-, Forschungs-, Gesundheitseffizienz, etc. erreichen kann.
Die Spieltheorie geht davon aus dass jeder Spieler das für ihn beste tut. Es liegt nun an demjenigen der die Spielregeln erstellt dafür zu sorgen dass möglichst gute win-win Situationen entstehen. Also Situationen in denen das Beste für den Spieler auch gleich das Beste für die Allgemeinheit ist.

Ein Beispiel das öfters genannt wird ist die Offerterstellung. Der Offertnehmer will natürlich möglichst günstig fahren, der Offert Ersteller will zwar den Zuschlag erhalten, will aber auch etwas (möglichst viel) verdienen. Es gibt sogar Situationen da würde es ihm genügen ohne Gewinn und ohne Verlust raus zu kommen, z.B. um seine Mitarbeiter zu beschäftigen.

Auf den ersten Blick eine ziemlich ausweglose Situation, man sieht ja auch immer wieder wozu sie führt. Die Lösung gemäss Spieltheorie könnte folgendermassen aussehen: man lässt Offerten erstellen mit folgenden Regeln: der billigste Offertsteller erhält den Zuschlag, bekommt aber den Preis des zweitbilligsten Offertstellers.

Nun kann jeder Offertsteller zu genau seinem eigenen kostendeckenden Preis offerieren. Er weiss dass er mindestens so viel erhält und noch etwas mehr wenn er den Zuschlag erhält. Er hat also jetzt keinen Grund mehr einen Zuschlag bereits in seine Offerte mit rein zu nehmen. Mit so einer Methode könnte die öffentliche Hand viel Geld sparen.

Man sieht, der Ersteller der Spielregeln ist in der Pflicht. In unserem Beispiel ist das der Auftraggeber. Er muss eine Situation schaffen wo das Beste für die Spieler auch das Beste für die Allgemeinheit ist, eine win-win Situation. Das ist natürlich alles andere als einfach.

Wenn man die Spieltheorie in alltäglichen Situationen durchspielt so kommt man manchmal auf wirre Ergebnisse, wie bei meinem Beispiel mit der ansteckenden Krankheit: für den einzelnen Spieler ist es gut eine Ansteckung möglichst zu vermeiden. Ist er aber einmal angesteckt ist es gut für ihn möglichst viele andere anzustecken; je mehr Fälle es gibt desto interessanter werden Medikamente für die Pharma Unternehmen.

Zum Glück gibt es den "Spieltheorie-Menschen" in dieser Form nicht. Die Spieltheorie kann helfen bestimmte Situationen einzuschätzen, aber unsere Empathie mit anderen Menschen wird verhindern dass wir so extreme Dinge tun und andere leiden lassen nur weil es für uns besser sein kann.

F.I.A.S.C.O.

Zitat:Nun kann jeder Offertsteller zu genau seinem eigenen kostendeckenden Preis offerieren. Er weiss dass er mindestens so viel erhält und noch etwas mehr wenn er den Zuschlag erhält. Er hat also jetzt keinen Grund mehr einen Zuschlag bereits in seine Offerte mit rein zu nehmen. Mit so einer Methode könnte die öffentliche Hand viel Geld sparen.


Kann ja wohl kaum funktionieren wenn der andere nur drei Euro mehr bietet, fällt der Gewinn recht schmal aus...

Oder ich schnalle das nicht... Dunce-cap
b!
:-)
(02.03.2020, 12:58)cubanpete schrieb: [ -> ]Man sieht, der Ersteller der Spielregeln ist in der Pflicht. In unserem Beispiel ist das der Auftraggeber. Er muss eine Situation schaffen wo das Beste für die Spieler auch das Beste für die Allgemeinheit ist, eine win-win Situation. Das ist natürlich alles andere als einfach.

Wenn man die Spieltheorie in alltäglichen Situationen durchspielt so kommt man manchmal auf wirre Ergebnisse, wie bei meinem Beispiel mit der ansteckenden Krankheit: für den einzelnen Spieler ist es gut eine Ansteckung möglichst zu vermeiden. Ist er aber einmal angesteckt ist es gut für ihn möglichst viele andere anzustecken; je mehr Fälle es gibt desto interessanter werden Medikamente für die Pharma Unternehmen.

Zum Glück gibt es den "Spieltheorie-Menschen" in dieser Form nicht. Die Spieltheorie kann helfen bestimmte Situationen einzuschätzen, aber unsere Empathie mit anderen Menschen wird verhindern dass wir so extreme Dinge tun und andere leiden lassen nur weil es für uns besser sein kann.

Kann ich mir vorstellen. Z.B. wenn man den Betrieb eines Gefängnisses ausschreibt. Der Betreiber möchte die Garantie dass möglichst alle "Betten" immer belegt sind. Der Auftraggeber hat aber eigentlich selbst den Auftrag die Kriminalitätsrate möglichst zu senken. Nun müsste eine Ausschreibungsangebot geschaffen werden, welches beide Interessen fördert. Ggf. müsste der Betreiber gleichfalls Nutznießer eines niedrigen Insassenbestandes sein. Wenn ich das richtig verstanden habe.

Bei den Medikamenten sieht es ja im Grunde ähnlich aus. Der Staat möchte einen niedrigen Infektionsbestand, der Hersteller von Medikamenten einen hohen. Nun wäre ja tatsächlich die Frage, letztlich auch für den Staat ob die Verlaufskurven sich irgendwann kreuzen, also z.B. erst mal ein hoher Bestand der dann schneller runter geht als mit starken Eingriffen.

Vielleicht wäre ja tatsächlich nützlich, neben den normalen Wirtschaftsforschungsinstituten oder "Wirtschaftsweisen" (also Ratgebern), auch eine Institution (oder mehrere) von Spieltheoretikern zu haben die einen Rat abgeben. Muss ja nicht immer um Tote gehen.

In der Spieltheorie gibt es doch bestimmt auch Modelle bei denen nicht die Gewinngröße maximiert wird, sondern die Anzahl der Gewinner... ich hab es aber noch nicht ganz verstanden glaube ich. Und denke zu sehr in den normalen Bahnen. Und verliere aus den Augen, die Handlungsfreiheit der einzelnen Akteure nicht zu sehr einzuschränken.
(03.03.2020, 03:42)Auge schrieb: [ -> ]Kann ja wohl kaum funktionieren wenn der andere nur drei Euro mehr bietet, fällt der Gewinn recht schmal aus...

Oder ich schnalle das nicht... Dunce-cap

Ja, genau so ist es. Ist aber mit der herkömmlichen Offertstellung auch nicht besser; wenn der Original Offertsteller einen höheren Gewinn mit ein kalkuliert so bekommt er einfach den Job nicht.

Für den einzelnen Spieler (Offertsteller) gibt es natürlich noch andere Interessen. Wenn seine Auslastung gross ist wird er höher offerieren. Aber wohl nur so hoch wie seine Kosten, z.B. für die Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter, sind. Wenn er kein Interesse am Auftrag hat wird er sehr hoch offerieren und ihn dann wohl auch nicht bekommen.

Das Hauptproblem bei der Offertstellung ist aber leider nicht gelöst: die Mitspieler halten sich nicht an die Regeln. Sie tun sich zusammen, machen illegale Absprachen und bedrohen Teilnehmer die nicht mitmachen wollen. Das hat aber nichts mit der Spieltheorie zu tun, ist wie wenn Du im Schach gewinnen willst wenn der Gegner sich nicht an die Regeln hält, Dir die Dame wegnimmt wann es ihm passt, die Figuren bewegt wie es ihm passt.
(03.03.2020, 08:01)saphir schrieb: [ -> ]Kann ich mir vorstellen. Z.B. wenn man den Betrieb eines Gefängnisses ausschreibt. Der Betreiber möchte die Garantie dass möglichst alle "Betten" immer belegt sind. Der Auftraggeber hat aber eigentlich selbst den Auftrag die Kriminalitätsrate möglichst zu senken. Nun müsste eine Ausschreibungsangebot geschaffen werden, welches beide Interessen fördert. Ggf. müsste der Betreiber gleichfalls Nutznießer eines niedrigen Insassenbestandes sein. Wenn ich das richtig verstanden habe.

Bei den Medikamenten sieht es ja im Grunde ähnlich aus. Der Staat möchte einen niedrigen Infektionsbestand, der Hersteller von Medikamenten einen hohen. Nun wäre ja tatsächlich die Frage, letztlich auch für den Staat ob die Verlaufskurven sich irgendwann kreuzen, also z.B. erst mal ein hoher Bestand der dann schneller runter geht als mit starken Eingriffen.

Vielleicht wäre ja tatsächlich nützlich, neben den normalen Wirtschaftsforschungsinstituten oder "Wirtschaftsweisen" (also Ratgebern), auch eine Institution (oder mehrere) von Spieltheoretikern zu haben die einen Rat abgeben. Muss ja nicht immer um Tote gehen.

In der Spieltheorie gibt es doch bestimmt auch Modelle bei denen nicht die Gewinngröße maximiert wird, sondern die Anzahl der Gewinner... ich hab es aber noch nicht ganz verstanden glaube ich. Und denke zu sehr in den normalen Bahnen. Und verliere aus den Augen, die Handlungsfreiheit der einzelnen Akteure nicht zu sehr einzuschränken.

Die Geschichte mit dem Gefängnis lässt sich relativ leicht lösen: volles Gefängnis wird bezahlt auch wenn nicht voll. Dann ist es im Interesse von beiden dass die Belegung tief ist. Wenn man das schon zum Ausschreibungszeitraum macht und die Ausschreibung wie oben erwähnt erfolgt so gibt es kaum Nachteile.

Ich glaube die grundlegenden Regeln der Spieltheorie werden relativ oft angewandt um Informationen zu besorgen, die Zukunft und die Statistiken besser einschätzen zu können. Lösungen hingegen die darauf basieren sieht man relativ selten.

Der Grund dafür liegt wohl in der Tatsache die ich oben beschrieben habe: es gibt den "homo Spieltheorie" genauso wenig wie den "homo oeconomicus". Der Mensch macht nicht immer was für ihn theoretisch am besten wäre, wir sind keine Bande von Egoisten die keinerlei Empathie empfinden. In Bereichen wo dieser Umstand eine grosse Rolle spielt dürften deshalb Lösungen die auf Spieltheorie basieren eher nicht wirken.

Aber es gibt schon Bereiche, wie die vorher erwähnte Offertstellung, in denen man die Spieltheorie anwenden könnte.
(02.03.2020, 12:58)cubanpete schrieb: [ -> ]Die Spieltheorie geht davon aus dass jeder Spieler das für ihn beste tut. Es liegt nun an demjenigen der die Spielregeln erstellt dafür zu sorgen dass möglichst gute win-win Situationen entstehen. Also Situationen in denen das Beste für den Spieler auch gleich das Beste für die Allgemeinheit ist.

Ein Beispiel das öfters genannt wird ist die Offerterstellung. Der Offertnehmer will natürlich möglichst günstig fahren, der Offert Ersteller will zwar den Zuschlag erhalten, will aber auch etwas (möglichst viel) verdienen. Es gibt sogar Situationen da würde es ihm genügen ohne Gewinn und ohne Verlust raus zu kommen, z.B. um seine Mitarbeiter zu beschäftigen.

Auf den ersten Blick eine ziemlich ausweglose Situation, man sieht ja auch immer wieder wozu sie führt. Die Lösung gemäss Spieltheorie könnte folgendermassen aussehen: man lässt Offerten erstellen mit folgenden Regeln: der billigste Offertsteller erhält den Zuschlag, bekommt aber den Preis des zweitbilligsten Offertstellers.

Nun kann jeder Offertsteller zu genau seinem eigenen kostendeckenden Preis offerieren. Er weiss dass er mindestens so viel erhält und noch etwas mehr wenn er den Zuschlag erhält. Er hat also jetzt keinen Grund mehr einen Zuschlag bereits in seine Offerte mit rein zu nehmen. Mit so einer Methode könnte die öffentliche Hand viel Geld sparen.

Man sieht, der Ersteller der Spielregeln ist in der Pflicht. In unserem Beispiel ist das der Auftraggeber. Er muss eine Situation schaffen wo das Beste für die Spieler auch das Beste für die Allgemeinheit ist, eine win-win Situation. Das ist natürlich alles andere als einfach.

Wenn man die Spieltheorie in alltäglichen Situationen durchspielt so kommt man manchmal auf wirre Ergebnisse, wie bei meinem Beispiel mit der ansteckenden Krankheit: für den einzelnen Spieler ist es gut eine Ansteckung möglichst zu vermeiden. Ist er aber einmal angesteckt ist es gut für ihn möglichst viele andere anzustecken; je mehr Fälle es gibt desto interessanter werden Medikamente für die Pharma Unternehmen.

Zum Glück gibt es den "Spieltheorie-Menschen" in dieser Form nicht. Die Spieltheorie kann helfen bestimmte Situationen einzuschätzen, aber unsere Empathie mit anderen Menschen wird verhindern dass wir so extreme Dinge tun und andere leiden lassen nur weil es für uns besser sein kann.


Richtig so. Das ist ja die eigentliche Aufgabe der Politik, im Rahmen der sozialen marktwirtschaft die Spielregeln so zu deifnieren, dass das Streben der Einzelnen nach ihrem Optimum zu einem volksirtschaftlichen Optimum führt.

Leider machen das unsere Politiker oft nicht. Sie machen da einfach gar nichts und schimpfen dann nacher über die Spieler, die dann die Spielregeln anweden. Beispiel "Steuersparer", "Subventionserschleicher", etc. pp.
(02.03.2020, 12:58)cubanpete schrieb: [ -> ]Nun kann jeder Offertsteller zu genau seinem eigenen kostendeckenden Preis offerieren. Er weiss dass er mindestens so viel erhält und noch etwas mehr wenn er den Zuschlag erhält. Er hat also jetzt keinen Grund mehr einen Zuschlag bereits in seine Offerte mit rein zu nehmen. Mit so einer Methode könnte die öffentliche Hand viel Geld sparen.

Man sieht, der Ersteller der Spielregeln ist in der Pflicht. In unserem Beispiel ist das der Auftraggeber. Er muss eine Situation schaffen wo das Beste für die Spieler auch das Beste für die Allgemeinheit ist, eine win-win Situation. Das ist natürlich alles andere als einfach.

.. dann wären die Offertersteller aber ziemlich blöd - die wollen ja ihren Profit maximieren. Also wäre es rational, nicht zu den Break-Even-Preis anzubieten, sondern zu einem Preis, der wahrscheinlich knapp der Günstigste ist.

.. oder -wenn man genügen ausgelastet ist - zu einem Phantasiepreis: mit einem bißchen Glück bekommt man dann den maximalen Profit.
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