(07.08.2020, 12:39)Thor3 schrieb: [ -> ]@Kaietan
Problem: Warum gibt es international gesehen so sehr unterschiedliche Entwicklungen hinsichtlich der Übersterblichkeit? WARUM?
Kann es sein, dass Covid-19 in einigen Ländern auf einen "fruchtbaren" Boden fällt?
Kann es sein, dass die internationale Statistik der Übersterblichkeit Hinweise auf international unterschiedlich gut oder schlecht vorbereitete Gesundheitssysteme gibt?
kann es sein, dass zB in den USA (1) die Krankenhäuser noch wesentlich restriktiver dicht gemacht wurden für Nicht-Covid-Themen und in den USA eben auch so viele Menschen nicht zum Arzt gehen (fehlende KV?) - bezgl. USA hier mit hotspot NY und hier der Stichkpunkt illegale Einwanderer in Bronx(ähnlichen) Gebieten?
Krankenhäuser in Teilen von NYC waren definitiv dicht. Aber das waren sie über den Peak der Todeszahlen hinaus, weil die vielen erkrankten, die am Ende gerettet werden konnten z.T. noch Wochen später intensiv behandelt werden mussten. Eine medizinische Unterversorgung war also noch zu einem Zeitpunkt gegeben als die Sterblichkeit schon wieder deutlich zurückging. Daher halte ich persönlich es für eher unwahrscheinlich, dass dieser Effekt der medizinischen Unterversorgung signifikant zu diesen Todeszahlen beigetragen hat.
Alle wissenschaftlichen Auswertungen, die ich gelesen habe, haben eine direkte Korrelation zwischen den regionalen Fällen/Todeszahlen und der Verbreitung des Virus in der Bevölkerung sowie den Massnahmen, die umgesetzt wurden gezeigt. Schaffst du es, zu einem frühen Zeitpunkt der Epidemie durch Massnahmen die ungebremste Weitergabe des Erregers zu stoppen, gibt es wie in Deutscland bislang auch nur relativ wenige Opfer, reagierst du spät und/oder halbherzig, ist der Verlauf der Epidemie viel schwerer, so wie in England oder den USA. Eigentlich auch total logisch.
(07.08.2020, 12:39)Thor3 schrieb: [ -> ]Mich macht das hier sehr stutzig:
England and Wales have experienced a record number of deaths in a single week, with 6,000 more than average for this time of year.
Only half of those extra numbers were attributed to the coronavirus.
Experts said they were shocked by the rise, particularly in non-Covid-19 deaths, and expressed concern that the lockdown might be having unintended consequences for people’s health. There are fears that patients are not seeking help for life-threatening conditions, including heart attacks, because they are worried about catching coronavirus in hospital. Experts said that conditions such as diabetes or high blood pressure may also be proving harder to manage during the lockdown.
(aus: The Times - 15. April 2020 (mittlerweile paywall, aber das sieht man noch)...
Es gibt eine Reihe von möglichen Gründen für die COVID-19-negativen "Übersterblichen". Einige davon hast du selbst zitiert:
- Leute begeben sich nicht in ärztliche Behandlung, weil sie Angst haben, sich anzustecken.
- Behandlungen werde verschoben, was letztendlich zum Tod der Patienten führen kann.
- Die Krankenhäuser sind überlastet, was zu unzureichender ärztlicher Behandlung auch von nicht-Infizierten führen kann, die dann versterben.
- Eigentlich an der Infektion Verstorbene werden Virus-negativ getestet, weil das Virus nicht mehr in den oberen, sondern den unteren Atemwegen sitzt und durch einen Abstrich nicht mehr zu erfassen ist (durch Studien belegter Effekt).
Man kann nur spekulieren, ob und wenn ja welcher der Gründe dominiert. Mir sind zumindest keine Daten bekannt, die die ein oder anderen Ursache klar belegen. Was aber ganz klar ist: Ohne eine hohe Prävalenz von Coronainfektionen in der Bevölkerung fallen alle diese Gründe weg. Das beste Mittel, auch diese Gründe für Übersterblichkeit zu vermeiden ist also, möglichst effektiv die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung zu unterdrücken. Zum Glück helfen dabei ja schon sehr einfache Massnahmen wie das Halten von Abstand, das Tragen von Masken und eine Quarantäne von Betroffenen.
(07.08.2020, 12:39)Thor3 schrieb: [ -> ]Wie gesagt: mein krebskranker Vater erhielt während der heißen Phase keine Strahlenbehandlung - keine Termine zu kriegen und die Verzweiflung war groß, sehr groß! Er hat es überlebt, andere nicht, das weiß ich!
Es freut mich, dass er es überlebt hat. Ich drücke ihm die Daumen für seinen weiteren Kampf gegen die Krankheit!
Eine Bekannte von mir ist im April leider an Krebs verstorben. Da war es aber gerade andersherum: Sie hatte ihre geplante und aufwändige Therapie ohne Einschränkungen bekommen, weil das Krankenhaus die "Corona-Abteilung" räumlich ganz klar vom Rest vom Schützenfest getrennt hatte. So konnte die medizinische Versorgung der anderen Patienten fast ungestört weiterlaufen. Sofern es irgendwie möglich ist, sollte man eine solche Trennung vermutlich anstreben, wenn es in der Zukunft noch einmal akut wird. Das ist zumindest die Information, die ich von Ärzten bekommen habe, die in Krankenhäusern mit der Situation konfrontiert waren.