(04.12.2021, 09:21)Ste Fan schrieb: [ -> ]Solltest du vielleicht ein bisschen differenzieren. Die Kapazitaeten fuer Krebs und anderen Behandlungen sind oft nicht das Problem, sondern die Regularien.
Hab im Familienkreis jemanden dessen OP-Termin wegen Krebs (allerdings Hautkrebs) verschoben wurde - nachdem er schon einige Monate das totale Choas mit den Organisationsfaehigkeiten der Kiniken hatte.
Nur was macht der Chefchirurg jetzt anstelle der OP? Coronapatienten versorgen? Nope, kann er eh nicht, und da ist auch kein einziger in der Klinik/Abteilung weil Chirurgie.
Das ganze Team baut Ueberstunden ab!!!!
Wohl aehnliche Situation wie letztes Jahr - die einem waren wegen Corona am Anschlag, die anderen meldeten Kurzarbeit an, einige mussten wohl sogar fuer immer schliessen.
Und das Argument dass man Operationen im Lockdown aus Sicherheitsgruenden herunterfahren muss ist mMn totaler Schwachsinn - das ist der Platz an dem die beste Kontrolle stattfinden kann, bzw die Sicherheitsregeln am besten eingehalten werden. Da ist wohl Busfahren um ein vielfaches risikoreicher.....
https://www.handelsblatt.com/politik/deu...xample.org
Es geht um die Kapazitäten für Intensivpflege - damit hat ein Chirurg nichts zu tun. Es geht dabei auch nicht
um die Intensivpflegeplätze sondern um das Personal - die Intensivpfleger - die diese Plätze/Patienten betreuen
können. Ein Chirug kann mehrere Operationen am Tag durchführen - wenn alles gut geht liegt der Patient dann
vielleicht ein, zwei oder mehrere Tage auf Intensiv und macht den Platz dann wieder frei. Je nachdem kann der
Patient auch direkt nach der OP ins normale Ein-, Zwei- oder Mehrbettzimmer verlegt werden. Aber wenn was
schief geht oder die OP besonders schwer war kann der Patient auch mal länger auf Intensiv liegen.
Das Krankenhaus hat nicht überwiegend Intensivplätze zur Verfügung sondern "normale Krankenzimmer" mit
"normalen Krankenpflegern". Intensivkrankenpfleger müssen eine 2jährige Weiterbildung absolvieren um
Intensivpatienten betreuen und die entsprechenden Geräte bedienen zu können.
Es ist halt ein Dilemma für die Krankenhäuser. Die Ärzte/Chirurgen haben keine Arbeit weil sie keine OPs durchführen
können oder dürfen. Würden sie das würden mehr Intensivplätze belegt, kommen dann noch Schlaganfall-,
Herzinfarkt-, Unfall-Patienten rein, sind noch mehr belelgt. Dann gibt es keine Kapazitäten mehr für Corona-
Intensiv-Patienten. Also müssen sie OPs verschieben, absagen, begrenzen damit es zu keinem Stau bei den
Intensiv-Plätzen kommt.
Es müssen Plätze für Akutfälle (Schlaganfall, Herzinfarkt, Unfall) und für Corona-Patienten frei gelassen werden.
Bei der aktuellen Inzidenz muss man damit rechnen das es schwere Verläufe gibt -> also welche die auf Intensiv
oder sogar in der nächsten Stufe auf Intensiv-Beatmungsplätze kommen. Das grösste Problem bei den Corona-
Intensiv-Patienten ist, das diese nicht wie viele andere nur ein, zwei oder mehrere Tage sondern oft gleich mehrere
Wochen einen Intensivplatz belegen und entsprechende Intensiv-Pfleger-Kapazitäten beanspruchen.
Habe einen Freund in München mit dem ich immer wieder telefoniere. Der meint auch das mit Corona wäre alles
übertrieben. Er erzählt dann auch von einer ihm bekannten Ärztin aus einem Münchner Krankenhaus die sich
langweilt weil sie kaum was zu tun hat. Hat es eben auch nicht verstanden.
Du kannst das auch genauso sehen wie beim Bau - es fehlt nicht an Architekten - es fehlt an Maurern und Bauarbeitern.
Oder bei Handwerksbetrieben - es fehlt vielleicht auch an Meistern - aber in erster Linie fehlt es an Auszubildenden und
Gesellen die die Arbeit machen. Hatte da schon einige Gespräche mit Chefs von Handwerksbetrieben - die haben
Aufträge ohne Ende, aber weil ihnen die Mitarbeiter fehlen kommen sie kaum hinterher und machen deswegen
zu wenig Umsatz und Gewinn. So wenig das sich manche überlegen das Geschäft aufzugeben. Wie gesagt nicht
wegen fehlender Auftrage sonden wegen der fehlenden Mitarbeiter. Letztes Jahr musste deswegen sogar ein
Fensterbauer Konkurs anmelden. Da haben sich auch viele gefragt wieso, weil sie keine Handwerker-Termine bekommen
oder lange warten müssen. Haben halt auch nicht verstanden das es nicht an der Auftragslage sondern an den
fehlenden Handwerkern liegt das Betriebe ums überleben kämpfen müssen.
Du kannst nicht erwarten das ein Chirurg die "niedere Arbeit" eines Inteniv-Pflegers verrichten kann, einfach weil
ihm dafür die Qualifikation und Erfahrung fehlt oder er dafür vielleicht auch zu teuer ist. Wird aber sicher den einen
oder anderen geben der die entsprechende Abteilung in der Notlage im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt.
Genauso wenig kannst Du erwarten das ein Architekt oder Bauingenieur die Arbeit eines Dachdeckers, oder eines
Elektro-oder Gas-Wasser-Installateurs oder eines Fliesenlegers verrichten kann.
Am Ende verursacht Corona nicht mehr Arbeit in den Krankenhäusern sondern insgesamt weniger. Bis auf die
Intensiv-Stationen in denen die Mitarbeiter - Intensiv-Ärzte und Intensiv-Pfleger am Limit sind.