Hallo zusammen,erst mal danke für die ganzen Antworten und die Begrüßung. Schön, wenn der Umgangston hier zivil ist. Hab in (thematisch) ganz anderen Foren schon anderes erlebt.
(01.09.2020, 18:59)Vahana schrieb: [ -> ]Hallo Horst und willkommen im Forum,
die ganzen Probleme die Du dort ansprichst haben "alle" Trader.
Für mich sah die "finale Lösung aller CFD Probleme" so aus das ich nach 5 Jahren die Erkenntnis gewonnen hatte es einfach sein zu lassen und mich nur noch mit Aktienhandel zu beschäftigen.
Das wolltest du bestimmt nicht hören, aber zieh es mal in Betracht.
Setze dir ein bestimmtes Verlustlimit ab dem du selbst zu dir sagst "Ok, das war jetzt Lehrgeld" und dann höre auch auf damit.
Erzwingen kann man es nicht.
Natürlich sagen dir mindestens 100 Trader das "Es einfach ist" und "Das es jeder kann". Aber komischerweise hört man von all den Leuten spätestens nach ein paar Jahren gar nichts mehr.
Möglicherweise haben sie sich zur Ruhe gesetzt, man weiß es nicht.
Trading hat ein ziemlich gutes Marketing-Konzept. Viele preisen es an, schnelle Gewinne sind möglich und wenn doch mal einer pleite geht wirst du das garantiert nicht öffentlich irgendwo lesen.
Das kommt auf deinen Handel an.
Für einen Scalper (Schnell rein und schnell raus) ist der Minutenchart die geeignete Wahl. Der ist in seinem Mikrokosmos unterwegs und der arbeitet nur nach dem Chart den er sieht + einem fest definierten Stopp.
Ansonsten brauchst du idealerweise 2 Charts.
Man handelt immer "mit dem übergeordneten Trend und gegen den untergeordneten Trend".
Als Daytrader schaust du dir dafür den Tagekerzenchart an. Sind die im Aufwärtstrend heißt es "long only". Dann wartest du darauf, dass auf Stundenbasis eine Trendumkehr passiert und steigst ein.
Als Swingtrader der seine Positionen über Wochen halten kann, machst Du das eine Zeitebene höher.
Also Trends im Wochenchart finden, Richtung dementsprechend herausfinden, dann nach einem Umkehrsignal auf Tagesbasis suchen und einsteigen.
Das ist so die allgemeine Therorie. Es gibt sicher 1000 Abhandlungen davon.
Dementsprechend musst du auch Produkte handeln in denen der Chart Signale her gibt. Also in beiden Charts.
Am einfachsten soll Euro/USD sein, andere sagen Gold.
Zum Thema 2:1, Chance/Risiko-Verhältnis, oder wie man das auch immer nennen mag:
Eine feste Regel gibt es da nicht. Beispiele:
Ein Scalper setzt das Ziel 2 Punkte entfernt und den Stopp 50 Punkte. = Große Trefferquote, geringe Einzelgewinne, große Einzelverluste.
Ein Daytrader der nach Trends handelt. Ziel 50 Punkte, Stopp 50 Punkte. = Trefferquote leicht >50% (wegen dem Trendvorteil), Einzelgewinne und -verluste gleich groß (Minus Spreads natürlich)
Ein Swingtrader: Ziel 300 Punkte, Stopp 50 Punkte. = schlechte Trefferquote, hohe Einzelgewinne, geringe Einzelverluste.
Das alles kann Geld abwerfen. Es geht alles nur um Trefferquote und die Größenordung der Verluste und Gewinne.
Irgendjemand der dich insperiert hat, der hat die 2:1 Regel für sich als gut befunden. Das muss aber nicht so sein das es auch für deinen Handel passt.
Es ist auch so, dass bestimmte SL und TP Verhältnisse ein paar Wochen gut funktionieren und dann auf einmal gar nicht mehr.
Der Markt verändert sich auch immer wieder.
Interessante Bücher zum Thema
Das Große Buch der Markttechnik - Michael Voigt (Das Standardbuch in der Szene, allerdings nicht so gut)
Technische Analyse der Finanzmärkte - John Murpy (Schwere Kost, dafür fachlich 1A)
Vielleicht bin ich da auch eher der langfristige Investor. Zumindest kann ich bisher noch nicht so damit umgehen, loszulassen und etwas in Ruhe zu lassen. Muß mich immer zwingen nicht ständig irgendwelche Kurse zu prüfen. Handeln auf zeitlich kurzfristigerer Ebene verstärkt diesen Effekt eben noch.
Auf jeden Fall war die Vorgehensweise das auf Minutenbasis zu machen für mich persönlich völlig ungeeignet. Schon allein wegen der angesprochenen Spreads kam da unterm Strich nur Minus raus. Und so schnell wie eine Maschine kann ich eben selbst dann nicht reagieren, wenn ich permanent vorm Rechner sitze.
Das mit dem 2:1 hab ich aus den Videos verschiedener Autoren. Mir erschien es zumindest irgendwie vernünftig. Wenn ich mal versucht habe mit Kleinvieh Gewinne zu machen, wurden die meist mit einem einzigen großen Verlust wieder aufgefressen. Aber ja, muß jeder für sich schauen, wo er sich wohl fühlt.
Danke auch für die Abgrenzungen der einzelnen Herangehensweisen und die Literaturempfehlungen.
Sich einen Trend auf einer Zeitebene rauszusuchen und nur den Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkt auf einer tieferen Ebene ist glaube ich ein grundsätzlich guter Schlüssel.
Teilweise hab ich mich schon gefragt, ob der Broker einen im Demokonto irgendwie veräppelt und die Daten eher zum Glück des Anlegers manipuliert. Aber ich schätze das müssen sie nicht. Die Emotionen bei den meisten Leuten machen wohl schon ausreichend den Unterschied zwischen Demo-Gewinn und Real-Verlust.
(01.09.2020, 19:07)Terry Teflon schrieb: [ -> ]Spread zahlt jeder in irgendeiner Form - das sollte dir klar sein.
JA! Auch die Leute bei "Robinhood". ;-)
Vielleicht solltest du nie mehr als 3% von deinem Depot einsetzen.
Leicht gibt es nicht, such dir raus wo du dich wohl fühlst. Daytraden ist mit Sicherheit nicht das leichteste.
Womöglich bist du eher Investor, Swingtrader oder sonst was. Mach dir da mal Gedanken.
Warum willst du überhaupt daytraden? Mode? Denkst du das ist das schnelle Geld?
Bekomme deine Psyche bitte in den Griff, kein Overtraden!
Ansonsten wird es mit der besten Strategie nichts.
Deine 2:1 Regel hört sich nicht so schlecht an, kommt aber sehr auf die Strategie an die du fährst.
Backtesten und Screentime.
Das schnelle Geld.... vielleicht hatte ich das mal gedacht. Meine Hauptberührung mit dem ganzen Thema Handel hatte ich zu Beginn von Corona. Da bin ich tatsächlich sogar einigermaßen konservativ vorgegangen, aber irgendwann ging ja dann relativ schnell alles auf einmal gut hoch und in zwei drei Fällen hab ich dann zusätzlich auch noch voll ins Schwarze getroffen. So kamen dann ratzfatz 2 Monatsgehälter zusammen. Das direkt am Anfang der Lernkurve war jedoch nicht so ideal, denn die Folge war dann Leichtsinnigkeit und Überschätzung der eigenen Fähigkeiten. Die Kohle war dann genauso schnell wieder weg. Anfängerfehler, keine oder schlechte Stopps, etc. Immerhin hat mich der große anfängliche Gewinn vor großen tatsächlichen Verlusten bewahrt.
Ich denke jetzt sehe ich das realistischer und erwarte eher eine Art kleines Taschengeld, weil ich das ganze ja nur so nebenbei machen möchte. Schon allein deshalb sind zahlenmäßig viele Trades eher weniger geeignet. Wenn ich am Tag mit 50€ rausgehe, freue ich mich. Ist vermutlich auch Stück Weit Neugierde und Interesse am Thema. Das soll für mich keinesfalls ein Jobersatz werden. Ich bin mit meinem Gehalt zufrieden, ich müßte nichtsanlegen oder traden.
Ich habe die letzten Tage die Zahl des Trades mal massiv reduziert und diese dafür viel sorgfältiger ausgewählt. Das Ergebnis ist immerhin schon besser, wenigstens 0 statt Minus
. Meist habe ich dabei Trends relativ lange laufen lassen, um mir einigermaßen sicher zu sein und bin daher relativ spät eingestiegen. Klar war demnach auch, daß der dann nicht mehr ewig so weiter läuft und sich ja meist mindestens abschwächt. Aber immerhin hat das die grundsätzliche Richtig-/Falsch-Quote deutlich verbessert.
(01.09.2020, 20:04)boersenkater schrieb: [ -> ]Erstmal Hallo und willkommen
Dann muss ich Dir auch erstmal den Wind aus den Segeln nehmen. Es ist realitätsfern zu denken nach ein paar Monaten erfolgreich handeln zu können.
Sorry. Traden ist wohl mit eines der schwierigsten Dinge die es gibt. Das zu lernen kostet sehr sehr viel Zeit, sehr viel Energie und erstmal auch einiges an Geld.
Das ist das Problem. Seminaranbieter, Bücher, etc. pp. erklären Dir immer ganz wunderbar im Nachhinein alles. Bringt aber nix.
Wichtig ist antizipieren zu können was ganz rechts im Chart passieren kann und das dann mit der entsprechenden Strategie zu handeln.
Stopps setzen ist erstmal eine gute Sache. Aber auch nur dann wenn sie sinnvoll gesetzt sind. Stopps sollten kein Teil der Strategie sein,
sondern "nur" eine funktionierende Strategie für den Fall absichern das das was Du antizipierst nicht eintrifft.
Indikatoren sind sehr hilfreich wenn Du sie einzusetzen weißt. Setzt Du sie wie in den Videos und Erklärungen ein dann hast Du immer
das Problem der "natürlichen" Trägheit der Indikatoren. Wenn Du da was siehst und erst dann reagierst dann läufst Du immer hinterher.
Auf die einzugehen macht wenig Sinn weil die pauschal nicht zu beantworten sind.
Frage an Dich - was handelst Du? CFD ist klar - aber welche(n) Basiswert(e)?
Was analysierst Du wie? Mache mal einen Screenshot von Deinem Analyse-Setup und lade das hier hoch.
Auch interessant -> was machst Du beruflich?
Zu welchen Zeiten kannst Du Dich überhaupt mit dem Trading beschäftigen?
Uhrzeiten? Anzahl Stunden pro Tag/Woche/Monat?
Grundsätzlich ->
Alles orientiert sich an den Haupt-Indizes! Wenn der Markt nach unten geht ist es sehr wahrscheinlich das auch Dein Wert nach unten tendiert.
Auch wenn er eigentlich einen positiven Trend hat. Deswegen -> immer auch den entsprechenden Index im Auge behalten / analysieren.
Die Weltmärkte orientieren sich überwiegend daran was Dow Jones, S&P500 und Nasdaq machen - Also solltest Du auch diese im Auge behalten.
Wenn sich diese "Big Three" parallel/synchron bewegen ist die Dynamik der Bewegungen höher als wenn sie sich asynchron bewegen.
Hier musst Du Dir einfach die Zeit nehmen und das beobachten. Mal laufen alle drei im Gleichschritt. Dann kann es eine Phase geben in der
der jeweilige "Tanzpartner" wechselt und einer sein eigenes Ding macht. Am besten ist es wenn alle 3 gleich laufen. Am schlechtsten wenn alle 3
was anderes machen. Wie gesagt - das musst Du live beobachten, analysieren, daraus lernen und Deine Schlussfolgerungen für Deine Strategie ableiten.
Hierbei wichtig ->
Die Pivot-Linien der drei im Auge behalten. Wenn einer an seinem Pivot ankommt/hängt dann bremst das oft auch die anderen beiden aus.
Kann aber auch sein das die anderen beiden eine so starke Dynamik haben und deren Pivots weiter weg sind oder schon durchbrochen wurden und
dann der andere der gerade an seinem Pivot ankommt direkt durchläuft ohne Mätzchen zu machen.
Auch die "Yesterdays" der Big Three sollten im Auge behalten werden -> gestriges Hoch/Tief/Open/Close. Sind ebenfalls wie die Pivots wichtige Widerstands-
und Unterstützungslinien.
Damit solltest Du nach einiger Zeit der Beobachtung einen "Filter-Blick" bekommen wann es besser ist (nicht) zu handeln. Traden ist nicht so viel wie möglich
zu handeln. Traden ist so effektiv wie möglich zu handeln. Du musst die für Dich besten Zeiten, Situationen wann Du tradest (heraus)finden.
Du wirst feststellen das sich die Tradingfrequenz drastisch nach unten bewegt. Traden ist am Anfang vor allem eins - viel Analysezeit vor dem Bildschirm
verbringen ohne ans Trading zu denken. Du musst viele unterschiedliche Phasen mehrmals durchgemacht haben um Situationen immer besser einschätzen
zu können.
Wenn Du dann irgendwann mal so weit bist das Du ein für Dich gutes/passendes Analyse-Setup und eine für Dich passende gute Strategie entwickelt hast,
dann bedeutet Trading vor allem beobachten und warten bis Dein Setup kommt. Ein guter Trader ist wie ein Jäger. Er sitzt in seinem Hochsitz und starrt
stundenlang in den Wald oder aufs Feld - bis seine Beute auftaucht. Ein Trade kann dann ein paar Minuten oder sehr viel seltener auch mal ein paar Stunden
laufen.
Viel Traden tun nur die Anfänger. Das bringt nur Deinem Broker einen Vorteil. Selbst wenn Du gut bist führt eine hohe Tradingfrequenz zu Erschöpfung,
Unkonzentriertheit und somit zu Fehlern.
P.S. Denke es erklärt sich von selbst aber der Vollständigkeit halber - die Analyse des Dich betreffenden Indexes und der 3 Haupt-Indizes musst Du natürlich
parallel zur Analyse Deines Basiswertes durchführen... Einfacher wäre es logischerweise wenn Dein Basiswert selbst ein Index ist....
Ich hab schon ein paar Sachen ausprobiert, Aktien, Indizes, Währung. Der Erfolg/Mißerfolg war oft ähnlich.
Ich bin Informatiker. Im Prinzip sitze ich schon den ganzen Tag am Rechner, könnte also theoretisch jederzeit was beim Trading tun. Jedoch sollte die Gesamtmenge an investierter Zeit natürlich gering bleiben, denn ich muß ja noch anderes erledigen. Nur die Gelegenheit ist praktisch den ganzen Arbeitstag über vorhanden.
Ja, ist mir so langsam auch gedämmert, daß die ganzen Märkte stark zusammen hängen, genauso wie die Währungen.
(03.09.2020, 13:53)Lancelot schrieb: [ -> ]Für den armen Mann der eigentlich Antworten haben will:
1) Du machst nix falsch!!! Der Großteil der Menschen die auf kürzeren Horizonten sind einfach nicht profitabel. Im institutionellen Umfeld gibt es Hedge Funds und Prop SHops die auf kurzen Horizonten extrem erfolgreich sind (...kein Verlusttag in über 700 Trading Tagen mit mehreren 1000 Trades am Tag etc).
Im privaten Umfeld ist das aber um Längen schwieriger. Hier wird glaube ich auch viel Grütze erzählt. Ich kann und will das aber nicht immer überprüfen. Bisher war der Großteil der Menschen einfach Schwätzer.
Früher konnte man mit einer Schaufel und einem Sieb noch Gold schürfen gehen und reich werden. Heute wird Gold von gigantischen Industriebetriebe mit großen Maschinen geschürft.
IMHO ist es an den Märkten ähnlich.
2) Du musst keine quantitative Strategie finden, du muss deine Trades aber mit statistischen Methoden auswerten um zu prüfen ob du einen edge hast. Das kannst du auch gerne "Paper traden". Kein echtes Geld verschwenden.
"Ja aber die PSychologie ist mit echtem Geld anders..."?
"Psychologie" kann aus einem winning strategy eine loosing strategy machen.
Aber nicht aus einer loosing strategy eine winning strategy.
So lange es nicht im Paper trading klappt GIBT ES KEINEN GRUND DEIN GELD ZU VERZOCKEN!!!
3) Ich denke man darf als diskretionärer Händler nicht nur auf den Price Chart schauen. Alternative Darstellungen von anderen Daten und vor allem dem Orderbuch spielen IMO eine relevante Rolle.
Sowas hier:
http://parasec.net/transmission/order-bo...alisation/
Im Demokonto hab ich ja zunächst viel rumprobiert und hab ich da ordentlich was auf den Ausgangsbetrag draufgelegt. Selbst, wenn zahlenmäßig die meisten Trades negativ waren, gabs dann zwischendrin immer mal positive Kracher, die alle anderen deutlich ins Gesamtplus gezogen haben. Von daher hab ich den Eindruck, meine Strategie ist nicht grundsätzlich falsch, aber ich setze sie mit Echtgeld einfach nicht konsequent genug um, weil dann doch Emotionen mitspielen. Ich habe z.B. schon oft Positionen im Verlust oder nur mit leichtem Gewinn geschlossen, weil ich den Eindruck hatte gleich geht es gegen meine Richtung. Teilweise kam dann aber wenige Minuten oder manchmal auch nur Sekunden ein Schwung in die Zielrichtung und ich hab das voreilige Schließen bereut. Das hab ich im Demokonto nie getan, weil mir das Spielgeld ja ohnehin egal war. Dort habe ich außerdemdeutlich weniger Trades gemacht.
Mit Orderbüchern hab ich mich noch nicht wirklich befasst, das ist sicherlich mal eine Anregung, der ich nachgehen werde. Danke für den Link.
(03.09.2020, 19:37)boersenkater schrieb: [ -> ]Das hier könnte der wohl treffenste Satz in diesem Thread sein.
@horst konnte wohl mit allem was wir uns hier aus den Rippen getippt haben nix anfangen. War heute 8 Stunden hier unterwegs und
hat nicht mal geantwortet oder sich für die vielen guten Tipps bedankt...
ist das jetzt zeitgemäße Respektlosigkeit oder einfach nur Entäuschung darüber das er hier kein fertiges Rezept überreicht bekommt?
Nein, horst hatte gestern bloß keine Zeit und wollte die ausführlichen Antworten lieber genauso ausführlich und gründlich beantworten als mal kurz irgendwas hinzutippen. Ein fertiges Rezept habe ich zu keinem Zeitpunkt erwartet, nur ein paar Anregungen, die kamen ja auch.