(19.07.2021, 11:29)pjf schrieb: [ -> ]Ich widerspreche mal 
Investieren kann ziemlich einfach sein: Nimm ne Liste der DGI Kandidaten (z.B. die David Fish Liste), sortiere alles "komische" aus (Marktcap unter 1 Mio, und so was) und investiere in 30-50 Aktien mit hohen Dividendensteigerungen in den letzten 5 Jahren. Liegenlassen, fertig. Nach 5 Jahren neu adjustieren.
Wenig Aufwand und erwischt zu einem großen Teil gesunde Unternehmen. Denn wer seine Dividende stark steigern kann ist entweder kerngesund oder ein Scharlatan. Ne handvoll Scharlatane kann man aber verkraften, weil die Gesunden das wett machen.
Gut, kommen wir erst einmal zu Investments.
Die David Fish Liste - Reichen dir Unternehmen, die erst 5 Jahre wachsend Dividende zahlen? Oder müssen es schon mehr als 25 Jahre sein?
Meiner Erfahrung nach ist Qualität wichtig. Damit meine ich Stabilität, Wachstum und Profitabilität. Je länger die Dividendenhistorie bei Erhöhungen, desto wahrscheinlicher sind die Kriterien erfüllt.
Soll ich die höchsten Dividenden nehmen? Jein. Ein hohe Dividendenrendite kann ein Hinweis auf eine historisch günstige Bewertung sein. Wenn ein Unternehmen alle seine Gewinne für Dividenden ausgibt oder Kredite dafür aufnimmt, dann ist die Stabilität der Dividende auf kurze und lange Sicht gefährdet. Die nächste Krise kommt bestimmt und die Dividende muss reduziert werden.
Nun gibt es 2 Möglichkeiten - Entweder ich schaue mir die Cashflows an, das kann seine Zeit erfordern oder ich betrachte das Payout Ratio, je niedriger desto besser. Dieser Faktor ist sehr wichtig.
Wie finde ich die wenigen großen Gewinner? Ich brauche Wachstum, am besten bei Umsätzen und Gewinnen/Cashflows. Natürlich ist eine erste Indikation das vergangene Wachstum, aber im besten Fall kann ich abschätzen, ob der Wettbewerbsvorteil erhalten bleibt. Die Dividende sollte in der Zukunft wachsen können.
Wie finde ich Qualität? Schau dir an, welches Geschäft in Rezessionen stabil bleibt und welche Aktien bei Panik am Markt am wenigsten verlieren. Alternativ kann ich mir die Aktien mit einer niedrigen historischen Volatilität anschauen und zusätzlich das Beta der Aktie.
Sollte ich Aktien verkaufen? Gretchenfrage. Stichwort: Zinseszins, wenn ich die Gewinne realisiere muss ich Steuern zahlen. Gibt es ein Fair Value? Soll ich bei einer Überbewertung verkaufen oder nicht mehr zukaufen? Glaube ich an die Magin of Safety und schichte von teuer auf günstig um? Der Laie erkennt es an eine historisch sehr hohen aktuellen KGV. Für weitere Details betrachte Benjamin Graham.
Wenn ein Unternehmen seine Dividende reduziert oder aussetzt, dann kann das ein Zeichen dafür sein, dass der Wettbewerbsvorteil verschwindet. Zu beachten ist, dass die Kurse häufig schon deutlich vorher fallen, weil die Märkte das Ereignis in der Zukunft einpreisen. Es gibt halt schlaue Investoren.
Diversifikation: 12-18 Titel reichen für 90% des Vorteils. 30-50 Aktien schlägst du vor. Warum nicht?!
Eines möchte ich noch verraten. Die beste Performance erzielen nicht die höchsten Dividendenrenditen, sondern die Unternehmen mit kontinuierlich stark wachsenden Dividenden und die Unternehmen, die gerade starten und diese über Jahre konsequent erhöhen können. Dafür ist aber eine Abschätzung des Geschäftsmodells nötig.
Ich wähle lieber ein Unternehmen mit 2% Dividende und guten Wachstumsraten, bei einem stabilen Geschäft, als ein 4% Dividendenunternehmen, welches zyklisch ist. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Ich präferiere eine stabile Dividende.
Stichwort: Dividende wieder investieren. Ja, wenn ich sie nicht zum Leben brauche. Sie wird natürlich besteuert. Aber es gehört zur Strategie. Diese Transaktionskosten können 0 sein oder sollten sehr niedrig sein. Meistens ist das Geschäftsmodell schon reif, daher werden ja erst Dividenden ausgeschüttet.