Disclaimer: Das sind rein strategische Überlegungen ohne tiefere Kenntnisse.
(04.08.2022, 08:03)Speculatius schrieb: [ -> ]Ich denke gerade darüber nach, wie ich vorgehen würde, wenn ich an Xi's Stelle wäre und eine Lösung in der Taiwan-Frage finden müsste.
Wärst du dann wirklich an seiner Stelle, oder ist das nicht eine fiktive, vollständig andere Situation?
Wenn wir einigen politische Kommentatoren und Analysten glauben schenken, dann ist eine Triebfeder des Konfliktes schlicht und ergreifend die Innenpolitik. Er muss daher die "Taiwan-Frage" überhaupt nicht lösen.
Er darf nur nicht offensichtlich versagen.
Ich würde eine komplette See- und Luftblockade Taiwans, den "Schutzschirm", mit einem Korridor zum chinesischen Festland einrichten.
Sämtlicher Personen- und Warenverkehr wird nicht beschränkt, er muß nur über das chinesische Festland ablaufen.
Damit hättest du die Sache vollständig eskaliert. Mit unabsehbaren geopolitischen, weltwirtschaftlichen und sogar ideologischen Folgen.
Was wäre, wenn diese Taiwan-Geschichte von der dort herrschenden Gruppe von Menschen nur als unbeabsichtigte Nebenwirkung entstanden ist?
Weil man die Massen mobilisieren wollte gegen das relativ unabhängige Hong Kong und dabei die Parole "Einig China" sich zufällig durchsetzte?
Gründe wären viele denkbar. Zum Beispiel weil man kalkulierte, dass es ein erhebliches Risiko darstellt, wenn Hong Kong seine internen demokratischen Strukturen gegen den autoritären Zentralstaat erfolgreich verteidigt. Am Ende wollen die Leute in Festlandchina ebenfalls.
Oder weil man parteiinterne politische Gegner vor sich hertreiben will.
Es wäre auch denkbar, dass das Militär irgendwas zu tun haben will und die zivilen Machthaber ihn das quasi als Ziel vorsetzen, damit diese innerhalb des Staates nicht auf falsche Gedanken kommen.
Es wäre auch denkbar, dass es innerhalb der politisch leitenden Eliten wirklich verschiedene Meinungen gibt und die Spitze verzweifelt versucht, die Sache auszusitzen.
Es gibt so viele denkbare Szenarien, welche wir nicht kennen.
Was wir mit Sicherheit sagen können, ist, dass die Kontrolle über die Seehandelswege mehr oder weniger bei den USA und seinen Verbündeten im Pazifik liegt.
Falls Taiwan unter Kontrolle des Festlandes stünde, dann würde wäre sozusagen der "Brückenkopf" entfernt.
Ob aber die chinesische Führung hier Kosten-Nutzen-Mäßig oder im Rahmen ihrer Ideologie handlungsbedarf sieht, ist nicht klar.
Die wirtschaftlichen Folgen scheinen mir relativ klar zu sein:
Jetzt müsse Schiffe die schnellen Seewege umfahren, weil das Militär denkt, man müsse da "jüngster Tag" spielen. Unschön.
Und es wird das Vertrauen in internationale CEOs in China nicht erhöhen.
Das zu einem Zeitpunkt, indem es sowieso Probleme mit der chinesischen Wirtschaft gibt.