(06.05.2023, 23:29)42_answer schrieb: [ -> ]Doch interessiert schon… schaffst du das tatsächlich konstant jede Woche, in und mit welchen Instrumenten, wie ist grob skizziert deine Strategie?
Na, da bin ich ja erleichtert, daß doch noch jemand Interesse hat - zumindest einer...
Nein, 25 % in einer Woche ist auch für mich sehr ungewöhnlich, und es hing zusammen mit einer Sondersituation, nämlich Fed und EZB, ich deutete es ja bereits an.
Erster Akt: der Mittwoch
Fangen wir an mit der Fed am Mittwoch. Die tat genau das, was alle erwartet hatten. Doch den ES hinderte es nicht, wie eigentlich immer an solchen Tagen, in wilder schneller Fahrt 20 bis 30 Punkte rauf und runter zu fahren. Und was man beim Blick auf den 5-Minuten-Chart im Nachhinein gar nicht sieht: auch innerhalb dieses 5-Minuten-20-Punkte-Balkens ging es mehrfach auf den Berg und zu Tal, also ausgezeichnete Bedingungen, die Range zu traden. Ich habe mich auf "buy the dips" eingeschossen, man hätte aber auch die andere Richtung machen können oder beide, so grob 4120 Kauf und 4140 Short.
Zweiter Akt: der Donnerstag
Am Donnerstag dann kam die EZB. Da gab es gleich am Morgen einen schnellen 100-Punkte-Abwärtsmove im DAX, obwohl die EZB erst am frühen Nachmittag kam. Bei solchen Bewegungen ist es nicht verkehrt mal genau auf die Einzelwerte zu schauen: gibt es da einen Ausreißer, z.B. ein Schwergewicht im Index, das wegen schlechter Meldung den Index nach unten zieht? Wenn ja, hat die Bewegung Hand und Fuß, und wenn man nicht dabei war, sollte man auch lieber mal draußen bleiben. Wenn allerdings alle Aktien mehr oder minder gleichmäßig runtergehen, dann ist das in der Regel auf Futurehandel zurückzuführen. Und da gibt es eine interessante Beobachtung: die großen Moves vor allem am Morgen, hervorgerufen duch sinnloses Future-Geschmeisse, taugen in der Regel nichts, sind also nicht nachhaltig.
Wir wissen ja alle, wie es zustande kommt: es verkaufen alle, weil alle anderen auch verkaufen. Irgendein Trendfolge-Momentum-Sonstwas-Kram, mit dem die meisten unterwegs sind, dann kommen irgendwann getriggerte Stopps dazu, und dann.....fragen sich alle: warum wurde eigentlich verkauft? Keine Meldung? Kein Unternehmens-Drama? Dann schnell covern, schnell, schnell, schnell, und in den folgenden Minuten ist der 100-Punkte-Absturz wieder verschwunden. So auch am Donnerstagmorgen. Die Strategie: man kauft einfach auf mehreren Levels das fallende Messer um es höher wieder zu geben.
Dritter Akt: der Freitag
Nun ging es aber am Donnerstagnachmittag doch wieder runter. Und es stellte sich die Frage: was haben Fed und EZB eigentlich Schlimmes gemacht? Gar nichts. Sie haben genau das gemacht, was die Marktteilnehmer erwartet hatten. Und damit war die Strategie für den Freitag gesetzt: market open long und market on close flat. Oder wie es in der Bommerlunder-Werbung hieß: "Richtung Norden und dann immer geradeaus."
Warum? Weil die ganzen Kurzfristhändler zum Wochenende kein Exposure haben wollen/dürfen und ihren ganzen an den Vortagen sinnlos geshorteten Dreck wieder covern müssen. Inklusive derjenigen, die es auch am Freitag noch nicht checken, von denen ich ja selbst auch eine Handvoll betreue. Da wird dann jedes neue DAX-Intraday-Hoch munter geshortet, dann ausgestoppt, dann höher wieder short, wieder ausgestoppt, dann höher wieder short und zum Tagesende dann, weil man ja nichts ins Wochenende nehmen darf, zum Höchstkurs eingedeckt.
Ein bißchen wundert man sich, daß von den Herrschaften niemand auf die Idee kommt, daß die anderen Marktteilnehmer vielleicht in einer ähnlichen Zwangslage stecken und die Shorterei am Freitagnachmittag(!) möglicherweise nicht die allerbeste Idee ist....
Naja, ist ja deren Problem. Zumindest bekommt man aber mal eine Vorstellung, wie diese Aufwärtsmoves am Freitagnachmittag von doch in der Spitze immerhin 250 Punkten im DAX zustandekommen.
Tja, und in New York: dasselbe in grün.