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(18.08.2024, 20:34)Mr. Passiv schrieb: [ -> ]Warum sich n "schlanker Staat" und gute Infrastruktur ausschließen sollen erschließt sich mir nicht im Ansatz. 

Vielleicht wäre der erste Schritt mal die Realität anzunehmen. 


aus einem Wikipedia-Artikel (es geht um die Japanische Staatsbahn JNR):

Zitat:1964 war das letzte Jahr, in welchem die JNR einen Gewinn erzielte. Vergeblich versuchte sie wieder in die Gewinnzone zurückzukehren.

....

(nach 1988:) Die JNR hatte einen Schuldenberg von 37 Billionen Yen (ca. 455 Milliarden D-Mark) angehäuft.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schienenverkehr_in_Japan

Also vor knapp 40 Jahren, da kann man DM fast 1:1 in Euro umrechnen. Zzgl. weiterer Verluste hat die Japanische Bahn vielleicht mittlerweile einen Verlust von 1 Billion Euro eingefahren.
(18.08.2024, 21:27)saphir schrieb: [ -> ]Vielleicht wäre ....

... fast ...... vielleicht ....

Geht doch nichts über ne gute Substanz  Tup

"Nur von den drei Personenverkehrsgesellschaften auf Honshū (JR CentralJR East und JR West) konnte ein profitabler Betrieb erwartet werden, während man bei den vier anderen (JR HokkaidoJR KyushuJR Shikoku und JR Freight) im günstigsten Fall von einem ausgeglichenen Betriebsergebnis ausging.
Die drei Gesellschaften auf Honshū übernahmen 31 % der JNR-Schulden, eine staatliche Auffanggesellschaft trug den Rest. Die Privatisierung ist bis heute nur zum Teil vollzogen worden: Während JR Central, JR East und JR West hochprofitabel sind und ihre Aktien frei an der Börse gehandelt werden, sind die vier übrigen Gesellschaften indirekt weiterhin in Staatsbesitz und auf Unterstützung mittels Quersubventionierungen angewiesen.[50]"

Das scheint dir fast vielleicht möglicherweise ggf. teilweise temporär durchgegangen zu sein.
Nun ja. Steht ja nur direkt unter deinem Schuldensatz von 1988.
So machen es die Links-Grünen heutzutage eben. 
Der entscheidende Unterschied ist wohl im - wie man es heute formuliert - "Mindset" der Leute bzw. des Landes zu suchen. Staatlich oder privat ist sekundär.

Schweiz staatlich: alles toll
Deutschland staatlich: alles schlecht
England privat: alles schlecht (sogar noch schlimmer als D, zumindest früher)
Japan privat und staatlich: alles toll
usw.

Eine allgemeine Regel lässt sich da schwer ableiten.
In D früher war staatlich ja auch alles toll, jetzt halbstaatlich den Bach runter. Aber das alleine ist es nicht.
Und es ist ja nicht nur die Bahn. Sieht es auf der Straße etwa besser aus mit den ganzen aufgeschobenen Sanierungen, maroden Brücken, Schlaglöchern, Unmengen an Dauerbaustellen usw.
Medizinische Versorgung - bitte einen Termin beim Facharzt innerhalb einer Woche bekommen. Vor 20 Jahren kein Problem, heute.....
usw.
(19.08.2024, 07:13)Mr. Passiv schrieb: [ -> ]Geht doch nichts über ne gute Substanz  Tup

"Nur von den drei Personenverkehrsgesellschaften auf Honshū (JR CentralJR East und JR West) konnte ein profitabler Betrieb erwartet werden, während man bei den vier anderen (JR HokkaidoJR KyushuJR Shikoku und JR Freight) im günstigsten Fall von einem ausgeglichenen Betriebsergebnis ausging.
Die drei Gesellschaften auf Honshū übernahmen 31 % der JNR-Schulden, eine staatliche Auffanggesellschaft trug den Rest. Die Privatisierung ist bis heute nur zum Teil vollzogen worden: Während JR Central, JR East und JR West hochprofitabel sind und ihre Aktien frei an der Börse gehandelt werden, sind die vier übrigen Gesellschaften indirekt weiterhin in Staatsbesitz und auf Unterstützung mittels Quersubventionierungen angewiesen.[50]"

Das scheint dir fast vielleicht möglicherweise ggf. teilweise temporär durchgegangen zu sein.
Nun ja. Steht ja nur direkt unter deinem Schuldensatz von 1988.
So machen es die Links-Grünen heutzutage eben. 

Bei uns wurde aufgrund einer Bürgerinitiative eine stillgelegte Strecke (unwirtschaftlich) reaktiviert und privatisiert. Die Beliebtheit ist schon groß. War aber letztlich so unwirtschaftlich, dass wieder die DB den Betrieb übernommen hat und lediglich noch ein paar oder sogar nur noch ein privater Zug am Tag auf den Gleis fährt. Und das obwohl die Bahnhöfe und ein Teil der Gleiskosten sowieso öffentlich getragen werden. 

Aus Japan liest man:

Zitat:Japans unrentabler Nahverkehr hat ein großes Problem
Von:
Michael Ziegler
10. Mai 2022

Japans regionaler Nahverkehr hat große Probleme, die sich angesichts der Pandemie weiter verschlimmern. Die Fahrgastzahlen sinken wegen der zunehmenden Entvölkerung der ländlichen Gebiete und der Tatsache, dass immer mehr Menschen auf das Auto umsteigen.

Durch die Pandemie hat sich die Situation weiter verschärft, was eine Welle von Änderungen auf unrentablen Strecken ausgelöst hat.

Immer weniger Menschen nutzen den regionalen Nahverkehr
Die Menschen, die den Nahverkehr nutzen, erleben daher immer das gleiche Bild: die Züge sind menschenleer und werden morgens und abends eigentlich nur von Schülern genutzt.

Mittlerweile haben die Bahnbetreiber damit begonnen, die unrentablen Strecken neu zu bewerten. So auch der Präsident von JR West, Kazuaki Hasegawa. Seit Januar kündigte er bei verschiedenen Gelegenheiten an, dass er Strecken mit einem unterdurchschnittlichen Fahrgastabkommen, also weniger als 2.000 Fahrgästen pro Kilometer, überprüfen will. Am 11. April veröffentliche er zum ersten Mal eine Bilanz für 30 Strecken. Einige Bahnhöfe hat das Unternehmen bereits geschlossen.

Der Grund für diesen Schritt ist eine Veränderung des Geschäftsumfelds. Da die Zahl der Fahrgäste aufgrund der Pandemie stark zurückgegangen ist, rechnet JR West das zweite Jahr in Folge mit roten Zahlen. Das System der internen Subventionen, bei dem die Gewinne aus dem Shinkansen und anderen Linien zur Deckung von Defiziten auf den regionalen Linien verwendet werden, bricht zusammen.

Obwohl JR durch die Privatisierung der japanischen Staatsbahn zu einem privaten Unternehmen wurde, trägt es immer noch eine große Verantwortung als öffentlicher Verkehrsanbieter. JR übernahm Vermögenswerte wie Bahnstrecken, während der Staat einen Großteil der langfristigen Schulden übernahm, und erbringt nach wie vor auf verschiedene Weise umfangreiche Leistungen....

https://sumikai.com/nachrichten-aus-japa...em-308508/

Unterm Strich ist es einfach Wunschdenken, der Staat könnte sich durch Privatisierung der Kosten entledigen. Letztlich muss der Staat dann trotzdem noch unterstützen und eingreifen wenn unrentable Strecken stillgelegt werden sollen. G leichzeitig ist das Vermögen was die Bahn darstellt aber weg. Die Kontrolle über den Besitz sowieso.

Oder hier, ein älterer Artikel:
Zitat:So konnte die JNRSC innerhalb von acht Jahren zwar 150 Milliarden Mark einspielen. Doch alle Einnahmen wurden durch die Zinstilgung von zuletzt jährlich 18 Milliarden Mark aufgefressen. Wird nun die JNRSC, wie vom Gesetz vorgesehen, 1998 ihre Restschulden an den Staat übergeben, sind die ursprünglichen Lasten von rund 300 Milliarden Mark nicht weniger geworden, wohl aber der Immobilienbesitz.
https://taz.de/Schlechtes-Vorbild/!1428539/
(19.08.2024, 11:43)saphir schrieb: [ -> ]....


Unterm Strich ist es einfach Wunschdenken, der Staat könnte sich durch Privatisierung der Kosten entledigen. ....


Die Kosten als solches sind doch scheißegal. 

1.
"2009 waren im DB-Konzern 579 Unternehmen im In- und Ausland zusammengeschlossen, an denen die DB AG direkt oder indirekt die Mehrheit (50 % und mehr) hielt. An weiteren 123 Unternehmen hielt die DB AG eine Minderheitsbeteiligung (49 % und weniger).[3] "
Du hast also sackweise Firmen und damit Posten zu vergeben.

2.
Die Schulden tauchen nicht mehr im Bundeshaushalt auf.
Juhu. 

Darum geht es doch. 
(19.08.2024, 08:23)Speculatius schrieb: [ -> ]Der entscheidende Unterschied ist wohl im - wie man es heute formuliert - "Mindset" der Leute bzw. des Landes zu suchen. Staatlich oder privat ist sekundär.

Schweiz staatlich: alles toll
Deutschland staatlich: alles schlecht
England privat: alles schlecht (sogar noch schlimmer als D, zumindest früher)
Japan privat und staatlich: alles toll
usw.

Eine allgemeine Regel lässt sich da schwer ableiten.
In D früher war staatlich ja auch alles toll, jetzt halbstaatlich den Bach runter. Aber das alleine ist es nicht.
Und es ist ja nicht nur die Bahn. Sieht es auf der Straße etwa besser aus mit den ganzen aufgeschobenen Sanierungen, maroden Brücken, Schlaglöchern, Unmengen an Dauerbaustellen usw.
Medizinische Versorgung - bitte einen Termin beim Facharzt innerhalb einer Woche bekommen. Vor 20 Jahren kein Problem, heute.....
usw.

"Deutschland staatlich: alles schlecht" gefühlt kommen solche Äusserungen oft parallel mit der Staat muss schlanker werden.

Funktioniert halt nicht. 

Die Schweiz bezahlt pro Kopf 4 mal so viel für das Schienennetz, und das seit Jahrzehnten, heisst es unten im Video. In Japan fahren die Schnellzüge auf parallelen Gleisen stand wo anders, damit kein gegenseitiges (Schnellzüge und Nahverkehr) warten und gegenseitiges behindern die ganze Zeit wie in Deutschland. 

Das kostet aber. Ich glaube in der Schweiz gab es dazu auch Volksabstimmungen. In diesem Fall wäre das vielleicht hier auch gut. Damit auch der letzte kapiert, dass es eine Entscheidung ist: Geld sparen oder eine moderne, schnelle und pünktliche Eisenbahn.




Ich persönlich bin nicht so streng. Ich bin auch geduldig bei den Arzt/OP-Terminen. Wichtiger ist mir die Qualität und Kompetenz und der Umfang der medizinischen Möglichkeiten. Beim Umfang hat sich nach meiner Meinung viel verbessert in den letzten Jahrzehnten.
(19.08.2024, 17:55)saphir schrieb: [ -> ]... Damit auch der letzte kapiert, dass es eine Entscheidung ist: Geld sparen oder eine moderne, schnelle und pünktliche Eisenbahn....


Ich persönlich bin nicht so streng. Ich bin auch geduldig bei den Arzt/OP-Terminen. Wichtiger ist mir die Qualität und Kompetenz und der Umfang der medizinischen Möglichkeiten. Beim Umfang hat sich nach meiner Meinung viel verbessert in den letzten Jahrzehnten.

Wer, außer dir, stellt in Frage, dass ne gute Bahn was kostet?
Oder hab ich wieder was überlesen??

Deine Geduld bei Arzt/OP-Terminen kann/wird hie und da tüchtig in die Hose oder Kiste gehen.
Vom Leid davor ganz abgesehen.

Prost
Noch ein kleines bißchen Bahn-Bashing....

Zitat:Jetzt rebellieren die Mitarbeiter! Zugfahrt zeigt, was das System Bahn kollabieren lässt

FOCUS online ist mit der Bahn quer durchs Land gereist. Nah- und Fernzüge in Verbindung mit Schienenersatzverkehren legen das planerische Chaos und die Schwächen im maroden Netz offen. Am meisten schockiert aber, was Lokführer und Fahrdienstleiter berichten.
...
Ein Fahrdienstleiter spricht gegenüber FOCUS online von einem „unmenschlichen Schichtsystem“ mit zu kurzen Regenerationsphasen. Deswegen habe er nun nach sieben Jahren die Kündigung eingereicht.
„Dieses System hat mich gesundheitlich ruiniert, deswegen musste ich jetzt dringend weg“, sagt er. Den Krankenstand in seiner Abteilung beschreibt der Fahrdienstleiter als überdurchschnittlich hoch.
An seinem Arbeitsplatz habe er Spinnen und Kakerlaken entdeckt, auf die Genehmigung für ein einfaches Fliegengitter wartete der Mann eigenen Angaben zufolge rund 2,5 Jahre. „Die DB benimmt sich immer noch wie eine aufgeblähte Behörde“, sagt er.
Auch von den Führungskräften fühlt sich der Fahrdienstleiter alleine gelassen und nicht wertgeschätzt. Und dann ist da noch die alte und fehlerhafte Technik, Lösungen benötigen seiner Erfahrung nach oft Wochen oder sogar Monate.

https://www.focus.de/panorama/selbstvers...28510.html
(19.08.2024, 18:23)Mr. Passiv schrieb: [ -> ]Wer, außer dir, stellt in Frage, dass ne gute Bahn was kostet?
Oder hab ich wieder was überlesen??
Du rufst doch den "schlanken Staat" aus. Dann tu doch mal, anstatt immer nur Einwürfe zu machen, darstellen wie du dir eine gute Lösung vorstellst. Das würde Missverständnissen vorbeugen.

(20.08.2024, 00:35)Speculatius schrieb: [ -> ]Noch ein kleines bißchen Bahn-Bashing....
Was ist der Sinn und Zweck des Bashings?


Wenn man sich die benötigte Summe für die Infrastruktur mal anschaut: Es heisst immer wieder so um die 100 Mrd. Euro. Das sind insg. so 2-3% des BIP. Also wirklich nichts, was den Staat durch eine Anhebung der Verschuldung umhauen würde. Vor kurzem hätte der Staat dies sogar mit negativen Zinsen leihen können.

Also warum ist das nicht passiert?

Ich hab nur eine Erklärung: die wirtschaftsliberalen Kräfte in unserem Land, also FDP und liberaler Flügel der CDU, verhindern seit Jahren bewusst einen reibenungslosen Bahnbetrieb um die Privatisierung zu erzwingen.

Interview z.B. hier:
Zitat:FDP fordert 100 Prozent der Bahn an die Börse
Für den verkehrspolitischen Sprecher der FDP, Horst Friedrich, ist der SPD-Kompromiss für die Bahnprivatisierung nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. Mit einer Beteiligung privater Investoren von nur 24,9 Prozent werde jedoch keines der Probleme der Bahn gelöst. Vor allen Dingen werde es dann schwierig, wenn die Gewerkschaften wie angekündigt das Ganze in einem Tarifvertrag festgeschrieben haben wollten, erläuterte der FDP-Politiker.

Moderation: Christiane Kaess | 15.04.2008

... Er kann für uns als FDP nur der erste Schritt in eine sicherlich richtige Richtung sein. Aber mit einer Beteiligung Privater von 24,9 Prozent wird keines der Probleme, die die Bahn tatsächlich hat – und die liegen hauptsächlich im finanziellen Bereich –, tatsächlich gelöst. Vor allen Dingen wird es dann schwierig, wenn die Gewerkschaften wie angekündigt das Ganze in einem Tarifvertrag festgeschrieben haben wollen. Dann wird es sicherlich nicht unsere Zustimmung finden....

...   dass der Bund lediglich die Mehrheit am Eisenbahninfrastrukturunternehmen haben muss – sprich jetzt Netz AG und Bahnhöfe – und dass der Betrieb zu 100 Prozent an die Börse gebracht werden kann. Das ist und bleibt unser politisches Ziel! ...

https://www.deutschlandfunk.de/fdp-forde...e-100.html

Mein Eindruck ist folgender: Man blockiert den Betrieb der Bahn so lange, bis der Zugbetrieb zu 100% privatiert ist. 

Aber: 
1. die private Beteiligung hat für den Staat zu höheren Finanzierungskosten geführt und nicht zu niedrigeren, da die Privaten mehr Rendite haben wollen als der Staat für eine Eigenfinanzierung ausgeben müsste.

2. Das Netz soll beim Bund bleiben. D.h. es geht nur darum das Netz im Mangelbetrieb zu halten, um die Privatisierung des Betriebs zu erzwingen. Die hohen defizitären Netzkosten sollen sowieso beim Bund verbleiben.

Am Ende kommt's dann ähnlich wie beim Wohnungsbau: nur hier höhere Bahnkosten für Reisende und reichliche staatliche Unterstützung für die privaten Betreiber. So wie bei der Abschaffung des öffentlichen Wohnungsbaus: höhere Mieten und reichliche staatliche Mietbeihilfen.

Am Ende stehen höhere staatliche Ausgaben.

Oder lieg ich da völlig daneben?
(20.08.2024, 09:34)saphir schrieb: [ -> ]Wenn man sich die benötigte Summe für die Infrastruktur mal anschaut: Es heisst immer wieder so um die 100 Mrd. Euro. Das sind insg. so 2-3% des BIP. Also wirklich nichts, was den Staat durch eine Anhebung der Verschuldung umhauen würde. 

Dafür muß man keine Schulden machen. Man muß nur die Prioritäten bei den Staatsausgaben anders setzen. Statt zig Milliarden für "Flüchtlinge" aka Asylbetrüger jedes Jahr zu verpulvern statt dessen für die Infrastruktur verwenden. Aber klar, wenn man das nicht macht, ist das Geld natürlich weg. Man kann das Geld auch nur einmal ausgeben.