(06.12.2023, 22:58)Vahana schrieb: [ -> ]Die Bälger sind für die Wirtschaft nicht geeignet.
(07.12.2023, 00:37)boersenkater schrieb: [ -> ]Ja aber früher konnte der Handwerksbetrieb auch Hauptschüler als Azubis einstellen - heute kommen sogar
Realschüler die nicht richtig rechnen können.
Keine Ahnung, was damit gemeint ist...
Ich sehe das Problem auch (nicht nur!) darin, dass manche Handwerksbetriebe irgendwie in der Illusion leben, sie seien eine Elite-Institution.
Natürlich gibt es die besten x Prozent der Handwerker. Doch das ist nicht der normale Level.
Ich glaube, dieser Glaube kommt aus der Zeit, in der es viele Bewerber und wenig Lehrstellen gab. Damals konnte selbst der Hinterhofschrauber lustig sieben und dabei z. B. nach Lücken im Lebenslauf suchen oder dergleichen.
Die Zeiten sind demographisch wieder vorbei.
boersenkater schrieb:Ja sind fleissig und auch viele sehr gebildete dabei - ein Metzger oder Schlachter der sich bei der Weihnachts-
feier ans Klavier setzt, dann alle deutschen Kollegen (die Vertriebler, Büroleute, leitende Angestellte) zuerst
dumm schauen - nach dem Motto "Was will der da? - und dann vollkommen baff sind wenn der da Mozart
spielt und sie damit alle umhaut.
Das ist auch mein Eindruck. Wir haben es mit einer Gruppe zu tun, die zum Teil Bildung viel höher schätzt als unsere deutsche Normalbevölkerung.
Was verschiedene Ursachen hat. Eine davon ist sicherlich die
sowjetische Prägung.
Das ist aber leider nicht mit allen Gruppen der Fall.
boersenkater schrieb:Gab auch welche die echt OK waren - aber auch immer wieder Stress, Streit mit
anderen "außerhalb" der Clique gesucht haben.
Das ist doch völlig normal für jugendliche Cliquen. Meines Erachtens einfach ein Stück menschliche Biologie.
Die Frage ist natürlich, wie man das kanalisiert.
boersenkater schrieb:Und wie gesagt - waren fleissig und haben dann beim Hausbau sehr viel selbst gemacht.
Wenn du in einem sozialistischen Regime gelebt hättest, würdest du auch so erzogen, mehr Wert auf informale Netzwerke zu Freundschaften usw. zu legen. Also der eine ist Handwerker x, der andere kann y und man hilft sich gegenseitig.
Vor allen Dingen, weil fast immer Mangel da war und normale Dienstleistungen fast unbezahlbar.
Wobei ich zugeben muss, dass ich diese Mentalität nie bei Einwanderern aus Asien gesehen habe, auch wenn in den betreffenden Ländern (formal?) Sozialismus herrscht.
boersenkater schrieb:In dem Link gerade gelesen, daß sie sogar
eine geringere Nichterwerbsquote hatten als deutsche ohne Migrationshintergrund.
Überrascht mich kein Stück. Wobei mir bei "Spätaussiedlern" auch über eine relativ heterogene Gruppe reden. Selbst wenn wir uns auf ehemalige Sowjetbürger beschränken.
Schlesier usw. sind natürlich noch mal ein anderes Kaptiel.
boersenkater schrieb:Welche? Ghettoähnliche Zustände bei denen sich Menschen dort konzentrieren wo sie unter sich sind -
wo sie auch ohne deutsch gut durchkommen - führen dazu das sich die Menschen nicht integrieren.
1. Solche "Ghettos" wie in den USA gibt es bei uns nicht.
2. Es ist ein relativ normales Verhalten, dass Einwanderungsgruppen tendenziell "unter sich" bleiben.
Das kannst du sogar in den USA sehr schön ablesen, wo es ein "Chinatown" gibt, ein "little italy", ein "Germantown" und dergleichen.
Es gibt in New York bis heute eine deutschsprachige Zeitung; Historiker und Ethnologen haben beschrieben, dass viele Bräuche in der "Diaspora" länger als
Familientraditionen überlebten als im Ursprungsland. Ganz extrem zu sehen bezüglich der chinesischen Kulturrevolution.
3. Das gesamte Konzept der "Integration" basiert auf falschen Annahmen darüber, wie das mit der Einwanderung funktioniert. Die Diskussion von vor 10 Jahren war damit im Grunde schon damals irrelevant, da
ex falso quodlibet.
Ich habe das auch erst sehr langsam realisiert, nachdem mir bewusst wurde, wie die Verhältnisse im
"melting pot" USA eigentlich waren.
(Einziges Land, welches sowas ähnliches wie eine Integration hinbekommen hat, ist meines Wissens Singapur. Und dort erhielt man es um den Preis der Liberalität. Dort wird dann eben für ein Wohnviertel vorgeschrieben, wie viel % von Gruppe x dort leben.
Das wäre in unserem westlichen Modell nicht mal vorstellbar. Schon die Einteilung in Gruppen wäre eine Ungeheuerlichkeit, Wohnraum danach zu verteilen eine Diskriminierung.)
boersenkater schrieb:Wie kann das sein? Wie geht sowas? Indem sich dort alles konzentriert - Ärzte, Geschäfte, in denen
(sogar auch nur) türkisch gesprochen wird. Und dann auch viele Kinder dort aufwachsen die dann in
die Schule kommen und erstmal die deutsche Sprache lernen müssen.
Siehe oben.
Das ist normal und das geht so schnell nicht weg.
Der Unterschied ist nur, dass man 1860 oder 1920 keinen Satellitenschüsseln hatte und nicht die Zeitungen der Heimat vor Ort lesen konnte. Jedenfalls nicht zu normalen Kosten.
Schon in den 1980ern musstest du AFAIK nur zum Bahnhofskiosk gehen und konntest dort jeden Tag die internationale Presse lesen.
Heute, mit dem Internet, zerfällt es eher in noch kleinere Blasen.
Es macht natürlich auch einen Unterschied, ob ich glaube, dass die Regeln der "Heimat" nur auf informalen (Tradition) oder formale (Gesetzgebung) Übereinkünften basiert oder ob ich glaube, dass sie quasi naturgesetzlichen Charakter haben, sozusagen direkt von Gott kommen. In ersteren Fall sehe ich eben den Unterschied zwischen hier und drüben und erkenne, dass beide Wege irgendwie funktionieren; im letzteren Fall muss ich doch zur Schlussfolgerung gelangen, dass die es hier falsch machen.
Ein gewaltiger Unterschied in der Mentalität.
(07.12.2023, 09:18)saphir schrieb: [ -> ]Unsere Schulbildung ist heute aber bewusst breiter gefächert, breiter als sie es früher war. Man will heute keine "nützlichen Idioten" mehr "züchten". Oder zumindest will man die Kinder breiter aufstellen.
Die PISA-Studie ist nicht die einzige Studie. Es gibt andere internationale Vergleichsstudien, teilweise ebenfalls von PISA...
saphir schrieb:Dazu zählt dann z.B., die Beherrschung des kleinen Einmaleins und Dreisatz um mal eben schnell etwas eher intuitiv überschalgen zu können.
Das sture Auswendiglernen, wie haben wir es alle geliebt.
Meines Erachtens einer der Gründe, wieso Mathe von vielen so gehasst wird.
Es ist aber schon klar, dass der Job des Handwerkers andere Anforderungen stellt als die des Ingenieurs.