(12.11.2021, 18:54)Skeptiker schrieb: [ -> ]
Eine Frage, die zum Spekulieren einlädt, ist die Frage, in welcher Zeit wir eigentlich leben.
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Was allerdings die aktuell Zeitepoche angeht, so haben wir uns noch nicht auf einen Namen geeinigt. Es würde sich "Digitialisierung" oder "Internetzeitalter" anbieten.
Würde es das? Vermutlich nur dann, wenn die Technologie ein dominanter Faktor für die gesamte gesellschaftliche Epoche wäre. Ob das wirklich so sein wird, bezweifle ich eher. Meistens dominiert die Politik.
Es ist auch denkbar, daß die aktuelle Epoche gar keine besondere Bezeichnung erhält, sondern lediglich als "Übergangszeitalter" betrachtet werden wird. Wir kommen aus der bipolaren Nachkriegswelt mit relativ gefestigten Strukturen über mehrere Jahrzehnte hinweg. Was danach folgte, war eine Epoche der Auflösung und des Zerfalls. Der "Ostblock" ist zerfallen. Staaten innerhalb des Ostblocks oder an seiner Grenze ebenfalls - Sowjetunion, Tschechoslowakei, Jugoslawien. Staatenbünde zerfallen. Für die UNO interessiert sich heute niemand mehr. Die EU beginnt nach einer letzten Euphorie kurz nach dem Mauerfall zu zerbröseln. Die Gesellschaften innerhalb der Staaten spalten sich, bekriegen sich teilweise mit Waffengewalt und spalten sich auf (z.B. Sudan). Das alles hat sehr den Charakter von Übergangsphasen hin zu neuen gefestigteren Strukturen, von denen heute noch niemand genau weiß, wie sie aussehen.
Spekulieren wir mal etwas:
Denkbar ist, daß man die aktuelle Epoche als die letzte der weltweiten Freizügigkeit bezeichnen wird. Ob es die in Zukunft noch so wie heute geben wird, ist mehr als zweifelhaft. Als ich vor knapp 60 Jahren geboren wurde, gab es auf der Welt rund 3 Milliarden Menschen. Aktuell sind es mehr als doppelt so viele. Wenn ich in 20 oder 30 Jahren sterben werde, werden es dreimal so viele sein. Es ist unwahrscheinlich, daß da jeder auf der Welt noch nach Gusto rumgurken kann, wie er will.
Vieles wird staatlicherseits gesteuert werden. Die immer weiter fortschreitenden Überwachungstechnologien sind eine große Hilfe dabei. China macht den Anfang. Und wenn China weiterhin wirtschaftlich so erfolgreich ist wie jetzt, werden es andere adaptieren und nachmachen. Der wirtschaftlich Erfolgreichste gibt in der Welt den Ton an. Nach dem Krieg waren das die USA, in Zukunft könnten es andere sein. Und die sind dann die Trendsetter für den Rest der Welt. Wie könnte das aussehen?
So nach dem Motto: Wohlverhalten (gegenüber dem Staat) gegen Wohlstand (für den einzelnen Bürger). Damit sind die allermeisten zufrieden. War schon im alten Rom so, panem et circenses (Brot und Spiele). Der Kommunismus ist nur deswegen gescheitert, weil er für seine Wohlverhaltensforderung keinen Wohlstand liefern konnte. Hätte er das getan, wären nach dem Mauerfall die Leute nicht von Ost nach West geströmt sondern in die entgegengesetzte Richtung.
Also summa summarum eine neue Form des Totalitarismus. Aber dieses Mal sind (fast) alle glücklich.