(09.05.2021, 11:08)0komaNix schrieb: [ -> ]Viel Spass bei der von Dissonanzen strotzenden Lektüre.
Naja, so neu war der Beitrag jetzt nicht.
Im Gegenteil, ich habe schon vor Jahren von genau diesen Effekten gelesen und außerdem finden sich Beschreibungen menschlicher Irrtumsanfälligkeit bis zurück zu Aristoteles
Sophistischen Widerlegungen. Sir Bacon wollte die Irrtümer sogar auf
4 Hauptquellen zurückführen. Heute gilt Bacon übrigens selbst als unrettbar widerlegt.
Was mir persönlich aufgefallen ist, aber das ist nur eine Meinung und keine
wissenschaftliche Erkenntnis: Ich habe meine Meinung oft geändert, aber meist erst nachträglich. Nicht während einer Diskussion, eigentlich niemals in einem Streitgespräch von Angesicht zu Angesicht. Ich denke, das hat vor allen Dingen mit der Psychologie zu tun.
Zuzugeben, dass der Gegner recht hat oder man selbst zumindest genauso unrecht, das kommt de facto einer Unterwerfung gleich und lässt einem im sozialen Kontext als unterlegen erscheinen. Falls man deshalb seine Ansichten ändert, dann nur als vergleichsweise langsamer Prozess.
Was ich auch festgestellt zu haben meine, ist, dass die Leute zunehmend nicht mehr zwischen
Meinung und
Fakt unterscheiden können. Der Unterschied ist sowieso heikel zu definieren.
Soweit ich weiß, ist es juristisch so, dass Meinungen immer ein normatives Element enthalten, also eine Behauptung darüber, wie die Welt sein sollte. Reine Fakten dagegen beschreiben nur die Welt, wie sie ist.
Das beißt sich dann ein bisschen mit der Definition des deutsche Verfassungsgerichtes, dass Meinungen aus einem subjektiven Abwägungsprozess hervorgegangen sind.
Letztlich interessieren sich die Juristen für diese Definitionen ja auch nur, weil
Meinungen unter
Meinungsfreiheit fallen, während
Tatsachenbehauptungen prinzipiell strafbar sein können. Üble Nachrede zum Beispiel.
Die Philosophen akzeptieren das Unterscheidungskriterium mit den normativen Elementen übrigens zumeist nicht. Das wäre ja auch schlecht für einen professionellen Ethiker, wenn seine normative Aussage ("Du sollst nicht töten") bloße Meinung sein soll.
Da geht der Unterschied eher aus Beweisen hervor.
Eigentlich ein interessantes Thema, es verdient einen längeren Text.