Guten Abend in die Runde,
was, wann und worin waren eure „traumatisierenden“ Black Swan Erlebnisse?
Was habt ihr für Erkenntnisse und Konsequenzen für Eurer Handeln daraus mitgenommen?
Hintergrund meiner Frage sind relevante Zeitpunkte für Robustheitschecks Backtesting für Algostrategien vzw. Forex und Indizes und wie man möglicherweise mit derartigen Situationen umgehen kann.
Bing Copilot liefert schon mal einige Anhaltspunkte:
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Erste Regel ist: Totalverlust einer einzigen Position darf dich nie ruinieren.
Auch die Summe deiner Positionen zu einem Zeitpunkt nicht. Das ist "Long only" und ohne Hebel trivial umzusetzten. Mir ist es schleierhaft wie man als Privatanleger traumatische black swans erleben kann. Das ist doch alles eher Kategorie "sehr ärgerlich". Oder man macht was falsch. Wenn man das eingesetzte Geld einer einzelnen Position nicht komplett verlieren kann, ist sie zu groß.
Meine traumatische Erfahrungen sind eher im institutionellen Umfeld gewesen und hatten eher mit hohem Hebel oder Nicht-Markt Risiken zu tun. Operative Risiken, Counterparty Risk(einer von 3 verwendeten Brokern ist pleite gegangen, NF Global). Im Stromhandel hat die Bundesnetzagentur auch mal Kahlschlag veranstaltet. Das waren Sachen bei denen man erstmal nachdenkt ob man nicht doch persönlich wegen Fehlern haftbar gemacht werden kann.
Zur Robustheit von Algos und Backtests helfen nur resampling/Bootstrapping/Jacknife++/Monte Carlo Ansätze. Das alles erzeugt Kursverläufe, die man nie gesehen hat.
1. Schwan: In den USA zertifizierte ADRs. Kaufe ich nie wieder.
Mit Delek einen großen Verlust eingefahren. Nach Ende der Zertifizierung ging der Kurs der Originalaktie durch die Decke. Sehr schön.
Sanktionierung von russischen ADR. Kein Plan wie das Russland schwächen sollte wenn wir unsere Vermögen einfrieren. Danke USA, habt ihr toll gemacht.
Der Schwan ist eigentlich, dass immer überall geschrieben wird das eine ADR genauso sicher ist wie eine Aktie, was aber definitiv nicht der Fall ist.
2. Schwan: Die Reglementierung des chinesischen Immobilienmarktes.
Den dortigen Spielemarkt und Privatschul-Aktien hat es auch durch andere Reglementierung betroffen, aber da war ich nicht investiert.
Wie man sich vor sowas schützen kann? Diversifikation.
Die chinesische Regierung hat hoffentlich auch daraus gelernt.
3. Schwan: Die Zinswende, die ja nach einhelliger Meinung niemals mehr kommen sollte, hat meine Immobilienaktien ziemlich durchgerüttelt.
Lösung: Weniger Vertrauen in Idioten geben. Immobilienaktien möglichst bei hohen Zinsen kaufen.
Es gibt so viele dass ich sie gar nicht mehr aufzählen kann. Der Trick damit umzugehen heisst "antifragil" zu werden. Alle meine Strategien haben Methoden um mit extremen Situationen umzugehen. Kurzfristiger grosser Verlust führt dabei langfristig zu noch grösseren Gewinnen. Ist psychologisch schwierig, aber funktioniert.
Der letzte war bei mir die Corona Krise. Mehr als die Hälfte meiner Investitionen verloren, Kredit aufgenommen, letzte Woche den letzten Teil davon zurückgezahlt, Wert vom Portfolio heute mehr als doppelt so hoch wie vor Corona und ich habe viel Geld bezogen. Corona war allerdings einfach: entweder die Welt geht unter, dann interessieren meine Schulden kein Schwein, oder eben, es passiert was immer passiert.
bei mir gleich im ersten Jahr meiner Börsenkarriere, Februar 1990
eine völlig falsche Einschätzung der politischen Lage
hatte vor der Volkskammerwahl gedacht dass es kein geeintes Deutschland geben würde und deshalb einen Put-Optionsschein auf den Dax gekauft. Nach zwei Monaten war der Schein praktisch wertlos und die Wiedervereinigung durch.
Damals immer "all in" und echt überheblich gehandelt. Nur drei Wochen zuvor hatte ich einen Megatrade, der war so erfolgreich dass ich das erst 30 Jahre später übertreffen konnte. Aber der Verlust gab mir damals psychologisch einen ziemlichen Knacks, ein Bekannter meinte damals ich hätte wie jemand im Wachkoma gewirkt.
(27.10.2024, 00:24)42_answer schrieb: [ -> ]Guten Abend in die Runde,
was, wann und worin waren eure „traumatisierenden“ Black Swan Erlebnisse?
Was habt ihr für Erkenntnisse und Konsequenzen für Eurer Handeln daraus mitgenommen?
Wenn die Welt anfängt "am Rad zu drehen" und völlig irrational handelt. Damit komme ich bis heute überhaupt nicht zurecht.
Zentraler Black Swan: die so genannte "Dotcom-Blase" 1997 bis 2000.
Traumatisierung: ich hatte damals (1999) nicht nur mein ganzes Geld, sondern auch meinen ganzen Glauben an Börse und Finanzmärkte und alles, was ich zu wissen glaubte, verloren.
Konsequenz: Schluß mit dem fröhlichen Kostolany-Spekulantenleben. Einstieg in den professionellen Börsenhandel und fortan Leben als angestellter Händler.
Die Mutter aller "Black Swan" Ereignisse war DER Crash vom 19.Okt 1987.
Es gab dort kein Entkommen, die Broker waren nicht mehr erreichbar.
Dort war ja noch alles analog und per Telefon.
Aber auch heute wäre so etwas möglich. Nach 9 11 war die US Börse ja auch einige Tage geschlossen !
Insofern ist ein Stopp überhaupt keine Sicherheit !
Only Long ohne Kredit schützt natürlich, aber kann im Extremfall auch zu über 90% Verlust führen.
Dann lieber Trading mit einer Kapitalgesellschaft, dann ist nur das Kapital der Gesellschaft im Risiko und man
kann ohne Sorgen vor seiner Situation auch auf margin handeln.......
1x auf Privatkonto
ES Futures-Handel im Jahr 2008
IB Konto
Gesetzlicher Stop wurde von IB nicht ausgeführt und die Position war im freien Fall. Habe dann den Stop in die Erholung nachgezogen. Dachte ich wäre mit dem Schrecken davongekommen. Als ich das nächste Mal auf das Konto schaue, läuft eine ungedeckte Shortposition tief im Minus. Schlimmster Fall. Ein Albtraum.
Die Märkte waren im Orkan-Modus. Ich hatte in diesem Jahr ein Vermögen mit Aktien-Shorts verdient. Hat mich ein hübsches Sümmchen meiner Long-Gewinne gekostet.
21.01.2008
Mit CFD-Shorts eingestiegen, das Ding fällt und fällt, immer Shorts nachgekauft, in der Spitze mit über 25k vorne und um die 400 CFD drin.
Ich wusste nicht nicht mehr, was ich machen soll. Ausstieg mit SL, wurde aber nicht geholt. Also hab ich es gelassen, SL nachzuziehen.
Und dann erholt er sich.
Bin mit um 1100,- dann raus, hab dann ne Kiste Whiskey geholt, und hab mich ne Woche lang eingesperrt. Kein Internet, kein Handy, nix. Total am Arsch.
Mit Minus Trades hatte ich kein Problem, rein, SL, hopp oder Topp.
Aber der Tag hat mich so maximal überfordert, das ich nicht mehr wusste, was ich machen soll.
War zu der Zeit auch schon bei AB, aber ich hatte da keinen, den ich anrufen konnte.
Danach hatte ich nur noch im Kopf, Alter du hast an einem Tag Geld verblasen, wofür andere 1 Jahr arbeiten.
SL im Minus, kein Ding. Ein SL so im Plus, total ratlos.
War mein black swan, obwohl er weißer nicht hätte sein können. 🥴
"Black Swans" heißt ja nicht "schlecht" sondern "unerwartet, da noch nie gesehen"
Interessante Story. Sowas ist schon hart
Nochmal zum Risk Management und Position Sizing: mir ist auf die Dauer klar geworden, dass ich mich vor Liquiditäts Crashes nicht schützen kann und will.
Wenn es kracht, dann geht alles in den Keller, weil auf institutioneller Seite "alle alles halten" und alle gleichzeitig verkaufen müssen. Die Diversifikation hilft nur dass man wahrscheinlich von den Überlebenden ein paar im Portfolio hält. Und es schützt natürlich vor Crashes in Einzelwerten.
Aber Liquiditäts Crashes muss man Aussitzen können. Das bedeutet das man Polster haben muss um 3 Monate bis 1 Jahr nicht verkaufen zu müssen => Cash Reserve