hasi1
26.12.2018, 19:24
Der Aktienmarkt ist kein Nullsummenspiel.
Er ist weitaus schlimmer.
Bei godmode-trader las ich am zweiten Weihnachtsfeiertag (man gönnt sich ja sonst nichts) einen Beitrag von Oliver Baron, der sich redlich abmühte, unter Verweis auf „mathematisch unbestreitbare Tatsachen“, darzulegen, dass die Gesamtheit der Anleger jährlich die sichere „Gesamtmarktrendite“ zwischen fünf und acht Prozent einfahren würde, weil Aktien ja ständig aus Kursgewinnen und Dividenden einen Wertzuwachs erführen, denn Aktien seien nun einmal Anteile an Unternehmen, die in der Regel einen Gewinn erwirtschaften, also unter allen Strichen – und bei allen eingestreuten Hinweisen, dass Anleger, wenn sie sich verspekulieren, durchaus auch verlieren können – eine Werbung für die Anlage in Aktien.
Die Idee, überhaupt hinzuschreiben, der Aktienmarkt sei kein Nullsummenspiel um damit Anleger zu ködern, zeugt schon von außerordentlicher Chuzpe. Ein Nullsummenspiel ist ein Spiel mit einem definierten Beginn und einem definierten Ende, bei dem sich die Summe des zu Beginn eingesetzten Spielgeldes (Nachschüsse einmal ausgeklammert) bis zum Ende nicht verändert, wohl aber anders auf die Mitspieler verteilen kann.
Mag man bei der Börse eventuell noch einen „Beginn“ in der Historie auffinden können, kann von einem Ende, an dem abgerechnet würde, nicht die Rede sein. Ebenso verändert sich die Zahl der Mitspieler ebenso permanent, wie sich die Summe des eingesetzten Kapitals permanent verändert und zudem sind die „Preise“ der Aktien in schwer vorhersehbarer Weise dazu angetan, das Bild zu verfälschen. Die Kapitalanlage an der Börse ist daher nie ein Spiel aller Marktteilnehmer um den „Pott“, sondern immer das Spiel des einzelnen Anlegers gegen einen anderen einzelnen Anleger. Es ist die Wette zwischen Käufer und Verkäufer, bei der ein Verkäufer den Wertverlust seiner Aktie befürchtet, während der Käufer von einer bevorstehenden Wertsteigerung ausgeht.
Diese Transaktion wirkt sich unmittelbar nur beim Verkäufer aus, denn mit dem Verkauf hat er sein Spiel um diesen Einsatz beendet. Hat er das Papier teurer verkaufen können als er es eingekauft hat, hat er seine Rendite realisiert. Hat er es aus Furcht vor weiteren Verlusten unter dem Einstandspreis abgegeben, ist sein Vermögen um diesen Betrag gemindert, er hat einen Verlust realisiert. Kann auch sein, dass sein Spiel pari aufgegangen ist, nichts gewonnen, nichts verloren, dann hat er das Rubbellos gezogen, auf dem steht: „Dieses Los gewinnt ein Freilos oder 2,00 Euro.“ Mit diesem Trick blähen die Rubbel- und Aufreiß-Los Lotterien ihre Gewinnsumme beliebig auf, obwohl in Wahrheit nur die Masse der Lose erhöht wird, ohne dass dies einen Einfluss auf die wahren Gewinnchancen hätte.
Doch zurück zum Spiel der Verkäufers:
Nehmen wir an, er (B) habe seine Aktien für 1.000 Euro von A erworben und für 1.100 Euro an C wieder verkauft. Nehmen wir weiter an, der Vorbesitzer (A-1) sei der Ersterwerber aus einer Neuemission gewesen und habe die Papiere vor einem Jahr für 300 Euro erworben und später für 900 Euro an A verkauft, so entsteht folgendes Bild:
Das Eigenkapital der Aktiengesellschaft ist um 300 Euro gewachsen.
Das Vermögen von A-1 ist um 600 Euro gewachsen.
Das Vermögen von A ist um 100 Euro gewachsen.
Das Vermögen von B ist um 100 Euro gewachsen.
Das Vermögen von C hat sich zum Kaufzeitpunkt nicht verändert.
Dies ergibt insgesamt einen Vermögenszuwachs aus der Aktienemission von exakt jenen 1.100 Euro, die der letzte Käufer im Tausch gegen die gleichwertigen Aktien auf den Tisch gelegt hat.
Von Nullsumme kann keine Rede sein. Hier wurde Vermögen aus dem Nichts geschaffen, alleine durch spekulative Anlagevorgänge. Damit ist nach dem Spiel der AG, dem Spiel des A-1 und dem Spiel des A nun auch das Spiel des B beendet. Der „Schwarze Peter“ liegt ganz alleine bei C.
Doch C ist nicht reich genug, um den Wert seiner Aktien selbst maßgeblich beeinflussen zu können. Er ist nun absolut abhängig von den spekulativen Erwartungshaltungen aller Teilnehmer namens D, die seine Aktie kaufen würden, weil sie Kurssteigerungspotential darin sehen, oder die sie nur kaufen würden, wenn ihr Kurs deutlich sinkt, weil sie das Papier für überbewertet halten.
Solange C nicht die Verkaufsorder gibt, sind seine Aktien nichts anderes als „Schrödingers Katze“. Was sie wert sind, stellt sich erst heraus, wenn man es darauf ankommen lässt.
Ganz unabhängig von der Kursentwicklung in Cs Depot haben die vorher Beteiligten Ihre Gewinne jedoch realisiert und sind davon in keiner Weise mehr betroffen. Das ist wichtig, sich stets zu verdeutlichen! Die ganze Last des Börsenrisikos ruht auf den Schultern der aktuellen Eigentümer der Aktien. Oliver Baron weiß das und rät daher dazu, Aktien langfristig zu halten, denn langfristig würden alle Aktien immer mehr wert, weil die Unternehmen ja Gewinne generieren und von daher immer mehr wert werden. Wer sein Depot mit Aktien der Deutschen Bank bestückt hat, weiß, dass dies eine sehr zweifelhafte Ansage ist.
Aktienkurse können nur solange steigen, wie das für den Ankauf von Aktien verfügbare Kapital wächst.
Dieses Kapitalwachstum ist abhängig von der Ertragskraft der Realwirtschaft. Gewinne aus Unternehmen, aus Kapitalerträgen, aus Vermietung und Verpachtung, aus Lizenzgebühren, etc. müssen sprudeln, um sie ins Kasino tragen zu können. Das erfordert Umsätze mit Endverbrauchern, bei denen die Kosten insgesamt – und von daher natürlich auch die Lohnkosten – unterhalb der Verkaufspreise liegen müssen. Weil man von einer Lohnsumme, die unterhalb der erforderlichen Umsatzsumme liegt, aber den erforderlichen Umsatz nicht bezahlen kann, muss von irgendwoher per Kredit die notwendige Liquidität in die Märkte der Realwirtschaft gepumpt werden, damit daraus Gewinne entstehen können, die in Aktien angelegt werden können.
Stottert die Kreditpumpe, geraten auch die Aktienkurse ins Wackeln.
Damit sind wir ganz kurz bei Donald Trump und seiner Wut auf die Fed, die mit ihrer Zinspolitik Kredite verteuert und zugleich festverzinsliche Papiere gegenüber manchen skeptisch beäugten Aktien wieder attraktiv werden lässt. Stottert die Kreditpumpe wirken also zwei Kräfte auf die Börse ein. Einerseits nachlassender Zustrom frischen Anlagekapitals und andererseits die Flucht von Anlagekapital aus der Aktienbörse in Anleihen und Edelmetalle.
Selbstverständlich gibt es neben C, der nicht reich genug ist, den Wert seiner Aktien selbst maßgeblich zu beeinflussen auch große Player, die dazu sehr wohl in der Lage sind, was die schon an der Wand zu sehenden Alarmsignale nur ganz allmählich in die Indizes durchrutschen lässt. Mit großem Geschick wird versucht, eine Kluft zwischen die Verlierertitel, von denen man sich rechtzeitig getrennt hat, und die Gewinnertitel, die nach wie vor (steil) nach oben tendieren, zu schlagen und das Publikum unter Inkaufnahme von Verlusten zu überhöhten Kursen in die Gewinnertitel zu jagen, aus denen man sich wie ein Dieb in der Nacht geschickt und unmerklich unter Mitnahme längst nicht mehr gerechtfertigter Kursgewinne zurückzieht.
Ich will nicht allzu weit in die Börsenhistorie zurückgreifen, es genügt, das Platzen der dot.com-Blase zu betrachten. Auch damals war es nicht die Erkenntnis der Anleger, dass alle die schönen Start-up-Unternehmen außer heißer Luft nichts vorzuweisen hatten, sondern es war die exakt gleichzeitig von den Banken verursachte Kreditklemme, die den Märkten die Luft abdrehte. (Siehe hier, Grafik Seite 28, Kreditloch 1999!)
Mit der T-Aktie wurde in Deutschland im Jahr 2000, mitten in die Kreditklemme hinein, vor allem von Klein- und Kleinstanlegern noch einmal Milliarden, die vorher auf Sparbüchern lagen, als Spielgeld an die Börse geholt, doch alles half nichts, die T-Aktie stürzte von hundert auf zehn Euro ab und notiert auch heute noch mit rund 15 Euro weit, weit unterhalb des nie wieder erreichten Höchststandes, und der dot.com-Jubel der sich schon reich wähnenden Hausfrauen und Kegelbrüder ist in Klagelieder umgeschlagen.
Aktuell finden wir die Deutsche Bank im Keller. Ein ausgeguckter Verlierertitel, der durchaus Spuren im DAX hinterlassen hat, der sich ja nun schon sei zwei Jahren auf einer langsamen Talfahrt befindet. Weitere werden folgen.
Vorsicht jetzt vor den goldenen Leuchttürmen, die gegen den Trend noch weiter steigen! Die Fed zieht auch deutsches Anlegerkapital in den Dollar-Raum ab und verknappt das Kreditangebot. Die EZB beendet mit dem Jahr 2018 ihr Anleihekaufprogramm. Sie wird zwar auf dem Sockel sitzen bleiben, also für fällige Anleihen im gleichen Umfang neue kaufen, aber die Quelle jener 2,6 Billionen, die seit dem Start im März 2015 geflossen sind und den Banken (nicht der Realwirtschaft) finanzielle Spielräume geschaffen haben, diese Quelle ist jetzt versiegt.
Wer die Zeichen an der Wand immer noch nicht gesehen hat, sei nochmals daran erinnert, dass alle drei wichtigen US-Indizes, der DOW, der S&P 500 und die Nasdaq in den letzten Monaten Verluste um die 20 Prozent zu verzeichnen hatten, am Montag rutschten an der Tokioter Börse die Kurse auf breiter Front, Schwergewichte wie Toyota und Sony gaben an einem Tag fünf Prozent nach. Der DAX ist seit August auf beschleunigter Talfahrt und hat in diesem halben Jahr ungefähr gleichviel verloren, wie die Wallstreet, runde 18 Prozent.
Für die Annahme, damit sei die Talsohle bereits erreicht, spricht nichts.
Weder der Zoll- und Handelskrieg der USA, noch die neuerlichen israelischen Angriffe auf syrisches Gebiet, noch der Aufmarsch der Türkei an der syrischen Grenze, nicht die Gelbwestenproteste in Frankreich, noch die (vermutlich orangene Soros-) Fast-Revolution in Ungarn, noch nicht einmal die Weihnachtsansprachen der Präsidenten des Vatikans und der BRD sowie der desolate Ausrüstungszustand der Bundeswehr helfen da, wo es klemmt.
Wenn morgen im Land der gepriesenen Vielfalt die Börsen wieder öffnen, wird sich so mancher, der seine Altersversorgung auf Aktien gebaut hat, verwundert die Augen reiben.
http://antides.de/crash-voraus
Er ist weitaus schlimmer.
Bei godmode-trader las ich am zweiten Weihnachtsfeiertag (man gönnt sich ja sonst nichts) einen Beitrag von Oliver Baron, der sich redlich abmühte, unter Verweis auf „mathematisch unbestreitbare Tatsachen“, darzulegen, dass die Gesamtheit der Anleger jährlich die sichere „Gesamtmarktrendite“ zwischen fünf und acht Prozent einfahren würde, weil Aktien ja ständig aus Kursgewinnen und Dividenden einen Wertzuwachs erführen, denn Aktien seien nun einmal Anteile an Unternehmen, die in der Regel einen Gewinn erwirtschaften, also unter allen Strichen – und bei allen eingestreuten Hinweisen, dass Anleger, wenn sie sich verspekulieren, durchaus auch verlieren können – eine Werbung für die Anlage in Aktien.
Die Idee, überhaupt hinzuschreiben, der Aktienmarkt sei kein Nullsummenspiel um damit Anleger zu ködern, zeugt schon von außerordentlicher Chuzpe. Ein Nullsummenspiel ist ein Spiel mit einem definierten Beginn und einem definierten Ende, bei dem sich die Summe des zu Beginn eingesetzten Spielgeldes (Nachschüsse einmal ausgeklammert) bis zum Ende nicht verändert, wohl aber anders auf die Mitspieler verteilen kann.
Mag man bei der Börse eventuell noch einen „Beginn“ in der Historie auffinden können, kann von einem Ende, an dem abgerechnet würde, nicht die Rede sein. Ebenso verändert sich die Zahl der Mitspieler ebenso permanent, wie sich die Summe des eingesetzten Kapitals permanent verändert und zudem sind die „Preise“ der Aktien in schwer vorhersehbarer Weise dazu angetan, das Bild zu verfälschen. Die Kapitalanlage an der Börse ist daher nie ein Spiel aller Marktteilnehmer um den „Pott“, sondern immer das Spiel des einzelnen Anlegers gegen einen anderen einzelnen Anleger. Es ist die Wette zwischen Käufer und Verkäufer, bei der ein Verkäufer den Wertverlust seiner Aktie befürchtet, während der Käufer von einer bevorstehenden Wertsteigerung ausgeht.
Diese Transaktion wirkt sich unmittelbar nur beim Verkäufer aus, denn mit dem Verkauf hat er sein Spiel um diesen Einsatz beendet. Hat er das Papier teurer verkaufen können als er es eingekauft hat, hat er seine Rendite realisiert. Hat er es aus Furcht vor weiteren Verlusten unter dem Einstandspreis abgegeben, ist sein Vermögen um diesen Betrag gemindert, er hat einen Verlust realisiert. Kann auch sein, dass sein Spiel pari aufgegangen ist, nichts gewonnen, nichts verloren, dann hat er das Rubbellos gezogen, auf dem steht: „Dieses Los gewinnt ein Freilos oder 2,00 Euro.“ Mit diesem Trick blähen die Rubbel- und Aufreiß-Los Lotterien ihre Gewinnsumme beliebig auf, obwohl in Wahrheit nur die Masse der Lose erhöht wird, ohne dass dies einen Einfluss auf die wahren Gewinnchancen hätte.
Doch zurück zum Spiel der Verkäufers:
Nehmen wir an, er (B) habe seine Aktien für 1.000 Euro von A erworben und für 1.100 Euro an C wieder verkauft. Nehmen wir weiter an, der Vorbesitzer (A-1) sei der Ersterwerber aus einer Neuemission gewesen und habe die Papiere vor einem Jahr für 300 Euro erworben und später für 900 Euro an A verkauft, so entsteht folgendes Bild:
Das Eigenkapital der Aktiengesellschaft ist um 300 Euro gewachsen.
Das Vermögen von A-1 ist um 600 Euro gewachsen.
Das Vermögen von A ist um 100 Euro gewachsen.
Das Vermögen von B ist um 100 Euro gewachsen.
Das Vermögen von C hat sich zum Kaufzeitpunkt nicht verändert.
Dies ergibt insgesamt einen Vermögenszuwachs aus der Aktienemission von exakt jenen 1.100 Euro, die der letzte Käufer im Tausch gegen die gleichwertigen Aktien auf den Tisch gelegt hat.
Von Nullsumme kann keine Rede sein. Hier wurde Vermögen aus dem Nichts geschaffen, alleine durch spekulative Anlagevorgänge. Damit ist nach dem Spiel der AG, dem Spiel des A-1 und dem Spiel des A nun auch das Spiel des B beendet. Der „Schwarze Peter“ liegt ganz alleine bei C.
Doch C ist nicht reich genug, um den Wert seiner Aktien selbst maßgeblich beeinflussen zu können. Er ist nun absolut abhängig von den spekulativen Erwartungshaltungen aller Teilnehmer namens D, die seine Aktie kaufen würden, weil sie Kurssteigerungspotential darin sehen, oder die sie nur kaufen würden, wenn ihr Kurs deutlich sinkt, weil sie das Papier für überbewertet halten.
Solange C nicht die Verkaufsorder gibt, sind seine Aktien nichts anderes als „Schrödingers Katze“. Was sie wert sind, stellt sich erst heraus, wenn man es darauf ankommen lässt.
Ganz unabhängig von der Kursentwicklung in Cs Depot haben die vorher Beteiligten Ihre Gewinne jedoch realisiert und sind davon in keiner Weise mehr betroffen. Das ist wichtig, sich stets zu verdeutlichen! Die ganze Last des Börsenrisikos ruht auf den Schultern der aktuellen Eigentümer der Aktien. Oliver Baron weiß das und rät daher dazu, Aktien langfristig zu halten, denn langfristig würden alle Aktien immer mehr wert, weil die Unternehmen ja Gewinne generieren und von daher immer mehr wert werden. Wer sein Depot mit Aktien der Deutschen Bank bestückt hat, weiß, dass dies eine sehr zweifelhafte Ansage ist.
Aktienkurse können nur solange steigen, wie das für den Ankauf von Aktien verfügbare Kapital wächst.
Dieses Kapitalwachstum ist abhängig von der Ertragskraft der Realwirtschaft. Gewinne aus Unternehmen, aus Kapitalerträgen, aus Vermietung und Verpachtung, aus Lizenzgebühren, etc. müssen sprudeln, um sie ins Kasino tragen zu können. Das erfordert Umsätze mit Endverbrauchern, bei denen die Kosten insgesamt – und von daher natürlich auch die Lohnkosten – unterhalb der Verkaufspreise liegen müssen. Weil man von einer Lohnsumme, die unterhalb der erforderlichen Umsatzsumme liegt, aber den erforderlichen Umsatz nicht bezahlen kann, muss von irgendwoher per Kredit die notwendige Liquidität in die Märkte der Realwirtschaft gepumpt werden, damit daraus Gewinne entstehen können, die in Aktien angelegt werden können.
Stottert die Kreditpumpe, geraten auch die Aktienkurse ins Wackeln.
Damit sind wir ganz kurz bei Donald Trump und seiner Wut auf die Fed, die mit ihrer Zinspolitik Kredite verteuert und zugleich festverzinsliche Papiere gegenüber manchen skeptisch beäugten Aktien wieder attraktiv werden lässt. Stottert die Kreditpumpe wirken also zwei Kräfte auf die Börse ein. Einerseits nachlassender Zustrom frischen Anlagekapitals und andererseits die Flucht von Anlagekapital aus der Aktienbörse in Anleihen und Edelmetalle.
Selbstverständlich gibt es neben C, der nicht reich genug ist, den Wert seiner Aktien selbst maßgeblich zu beeinflussen auch große Player, die dazu sehr wohl in der Lage sind, was die schon an der Wand zu sehenden Alarmsignale nur ganz allmählich in die Indizes durchrutschen lässt. Mit großem Geschick wird versucht, eine Kluft zwischen die Verlierertitel, von denen man sich rechtzeitig getrennt hat, und die Gewinnertitel, die nach wie vor (steil) nach oben tendieren, zu schlagen und das Publikum unter Inkaufnahme von Verlusten zu überhöhten Kursen in die Gewinnertitel zu jagen, aus denen man sich wie ein Dieb in der Nacht geschickt und unmerklich unter Mitnahme längst nicht mehr gerechtfertigter Kursgewinne zurückzieht.
Ich will nicht allzu weit in die Börsenhistorie zurückgreifen, es genügt, das Platzen der dot.com-Blase zu betrachten. Auch damals war es nicht die Erkenntnis der Anleger, dass alle die schönen Start-up-Unternehmen außer heißer Luft nichts vorzuweisen hatten, sondern es war die exakt gleichzeitig von den Banken verursachte Kreditklemme, die den Märkten die Luft abdrehte. (Siehe hier, Grafik Seite 28, Kreditloch 1999!)
Mit der T-Aktie wurde in Deutschland im Jahr 2000, mitten in die Kreditklemme hinein, vor allem von Klein- und Kleinstanlegern noch einmal Milliarden, die vorher auf Sparbüchern lagen, als Spielgeld an die Börse geholt, doch alles half nichts, die T-Aktie stürzte von hundert auf zehn Euro ab und notiert auch heute noch mit rund 15 Euro weit, weit unterhalb des nie wieder erreichten Höchststandes, und der dot.com-Jubel der sich schon reich wähnenden Hausfrauen und Kegelbrüder ist in Klagelieder umgeschlagen.
Aktuell finden wir die Deutsche Bank im Keller. Ein ausgeguckter Verlierertitel, der durchaus Spuren im DAX hinterlassen hat, der sich ja nun schon sei zwei Jahren auf einer langsamen Talfahrt befindet. Weitere werden folgen.
Vorsicht jetzt vor den goldenen Leuchttürmen, die gegen den Trend noch weiter steigen! Die Fed zieht auch deutsches Anlegerkapital in den Dollar-Raum ab und verknappt das Kreditangebot. Die EZB beendet mit dem Jahr 2018 ihr Anleihekaufprogramm. Sie wird zwar auf dem Sockel sitzen bleiben, also für fällige Anleihen im gleichen Umfang neue kaufen, aber die Quelle jener 2,6 Billionen, die seit dem Start im März 2015 geflossen sind und den Banken (nicht der Realwirtschaft) finanzielle Spielräume geschaffen haben, diese Quelle ist jetzt versiegt.
Wer die Zeichen an der Wand immer noch nicht gesehen hat, sei nochmals daran erinnert, dass alle drei wichtigen US-Indizes, der DOW, der S&P 500 und die Nasdaq in den letzten Monaten Verluste um die 20 Prozent zu verzeichnen hatten, am Montag rutschten an der Tokioter Börse die Kurse auf breiter Front, Schwergewichte wie Toyota und Sony gaben an einem Tag fünf Prozent nach. Der DAX ist seit August auf beschleunigter Talfahrt und hat in diesem halben Jahr ungefähr gleichviel verloren, wie die Wallstreet, runde 18 Prozent.
Für die Annahme, damit sei die Talsohle bereits erreicht, spricht nichts.
Weder der Zoll- und Handelskrieg der USA, noch die neuerlichen israelischen Angriffe auf syrisches Gebiet, noch der Aufmarsch der Türkei an der syrischen Grenze, nicht die Gelbwestenproteste in Frankreich, noch die (vermutlich orangene Soros-) Fast-Revolution in Ungarn, noch nicht einmal die Weihnachtsansprachen der Präsidenten des Vatikans und der BRD sowie der desolate Ausrüstungszustand der Bundeswehr helfen da, wo es klemmt.
Wenn morgen im Land der gepriesenen Vielfalt die Börsen wieder öffnen, wird sich so mancher, der seine Altersversorgung auf Aktien gebaut hat, verwundert die Augen reiben.
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