29.04.2019, 23:41
Zellproduktion: EU macht Druck auf Altmaier wegen Batteriezellenfabrik
Die EU erhöht den Druck auf Wirtschaftsminister Peter Altmaier, seine Ideen für eine Batteriezellenfabrik vorzustellen. Europa brauche "so schnell wie möglich" Vorschläge
von Till Hoppe/Handelsblatt, Klaus Stratmann/Handelsblatt und Thomas Hanke/Handelsblatt veröffentlicht am 29. April 2019, 13:30 Uhr
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........Steigende Nachfrage noch Elektroauto erwartet
Experten erwarten, dass die derzeit noch schleppende Nachfrage nach Elektroautos im kommenden Jahrzehnt stark wachsen wird - und damit der Bedarf nach Batterien. Allein Volkswagen beziffert seinen Bedarf für das Jahr 2025 auf 150 Milliarden Gigawattstunden, bis dahin will der Konzern seine Produktion batteriebetriebener Fahrzeuge auf drei Millionen hochfahren.
Asiatische Hersteller drängen bereits mit eigenen Standorten nach Europa, um den erwartet riesigen Bedarf befriedigen zu können - und wohl auch, um der entstehenden EU-Konkurrenz gleich das Wasser abzugraben.
Kritiker warnen vor Verschwendung von Steuergeldern
So will das chinesische Unternehmen CATL in Erfurt ein Werk bauen, um BMW zu beliefern. Der südkoreanische Anbieter LG Chem investiert massiv in seine Fabrik in Polen. Umso höher ist der Zeitdruck, der auf Politik und Unternehmen in Europa lastet. Sefcovic, Altmaier und Le Maire wollen die Batterieproduktion zum Muster einer erfolgreichen Industriepolitik machen.
Kritiker aber warnen, die bereitgestellten Steuergelder könnten angesichts der überlegenen Konkurrenz aus Asien verloren gehen: "Die europäische Batterieallianz konzentriert sich weitgehend auf bestehende, nicht auf bahnbrechende Technik und läuft Gefahr, ihre Ziele nicht zu erreichen", kritisierte der EU-Rechnungshof.
Baldige Entscheidung erwartet
Ferdinand Dudenhöffer, Auto-Professor an der Universität Duisburg-Essen, warnt, die Politik überschätze die wirtschaftliche Bedeutung der Batteriezellenproduktion: "Die Risiken sind enorm, die Wertschöpfungsgewinne mehr als mager." Insgesamt 1,7 Milliarden Euro an Fördergeldern haben Altmaier und Le Maire ausgeschrieben. Beworben haben sich unter anderem der schwäbische Batteriezellenhersteller Varta sowie die Deutsche-Post-Tochter Streetscooter.
Wer zu guter Letzt den Zuschlag erhalten wird, steht noch nicht fest. In Industriekreisen rechnet man allerdings schon bald mit einer Festlegung, so lange übe man sich in Geduld. Sollte die Frist aber erneut verschoben werden, sei das "kontraproduktiv", heißt es bei den Unternehmen. Schließlich sei alles finalisiert, und man wolle endlich loslegen.
Zwei konkrete Projekte
Bereits konkret sind zwei Projekte. Zum einen sind da die Pläne des französischen Batteriespezialisten Saft, der die Flugzeuge von Airbus und Boeing ausrüstet. Die Tochter des Ölkonzerns Total hat eine europäische Allianz zur "Erforschung, Entwicklung und Industrialisierung neuer Generationen von Batterien" geschmiedet, zu der Siemens und Manz aus Deutschland sowie der belgische Chemiekonzern Solvay zählen.
Auch der belgische Kathoden-Spezialist Umicore gehört dem Konsortium an. Als möglicher Abnehmer gilt bereits der Autobauer PSA Peugeot-Citroën, der sich aber noch nicht festlegen will. Auch deutsche Hersteller sollen interessiert sein. Das Programm ist fokussiert auf Batterien, die leistungsfähiger sein sollen als Lithium-Ionen-Akkus. Die Massenproduktion solle "mit skalierbaren Fertigungsblocks von einer Gigawattstunde beginnen", sagte Saft-Chef Ghislain Lescuyer.
Massenfertigung ab 2021
Weit fortgeschritten sind auch die Planungen des schwedischen Startups Northvolt: Das 2016 von den früheren Tesla-Managern Peter Carlsson und Paolo Cerruti gegründete Unternehmen will im Norden des Landes bis 2021 eine Massenfertigung von Lithium-Ionen-Zellen aufbauen, mit einer Kapazität von 16 Gigawattstunden.
Das Northvolt-Management verhandelt derzeit mit möglichen Geldgebern über die Finanzierung des rund zwei Milliarden Euro teuren Vorhabens. Die Europäische Investitionsbank (EIB) könnte als Ankerinvestor rund 350 Millionen Euro bereitstellen, Mitte Mai soll der Verwaltungsrat entscheiden.
Gelingt das Hochfahren der Produktion, will Northvolt die Produktion bis 2023 auf 32 Gigawattstunden ausbauen - was in etwa der Produktion in der "Gigafactory" von Tesla in den USA entspricht. Das Unternehmen hat schon etliche Industriepartner gewonnen, darunter Siemens und ABB. Als Kunden stehen VW und BMW bereit, wenn die Northvolt-Batterien deren strenge Sicherheitstests bestehen. Solche Abnahmezusagen sind für die Unternehmen unentbehrlich, um Investoren zu gewinnen.
https://www.golem.de/news/zellproduktion...40934.html
Die EU erhöht den Druck auf Wirtschaftsminister Peter Altmaier, seine Ideen für eine Batteriezellenfabrik vorzustellen. Europa brauche "so schnell wie möglich" Vorschläge
von Till Hoppe/Handelsblatt, Klaus Stratmann/Handelsblatt und Thomas Hanke/Handelsblatt veröffentlicht am 29. April 2019, 13:30 Uhr
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........Steigende Nachfrage noch Elektroauto erwartet
Experten erwarten, dass die derzeit noch schleppende Nachfrage nach Elektroautos im kommenden Jahrzehnt stark wachsen wird - und damit der Bedarf nach Batterien. Allein Volkswagen beziffert seinen Bedarf für das Jahr 2025 auf 150 Milliarden Gigawattstunden, bis dahin will der Konzern seine Produktion batteriebetriebener Fahrzeuge auf drei Millionen hochfahren.
Asiatische Hersteller drängen bereits mit eigenen Standorten nach Europa, um den erwartet riesigen Bedarf befriedigen zu können - und wohl auch, um der entstehenden EU-Konkurrenz gleich das Wasser abzugraben.
Kritiker warnen vor Verschwendung von Steuergeldern
So will das chinesische Unternehmen CATL in Erfurt ein Werk bauen, um BMW zu beliefern. Der südkoreanische Anbieter LG Chem investiert massiv in seine Fabrik in Polen. Umso höher ist der Zeitdruck, der auf Politik und Unternehmen in Europa lastet. Sefcovic, Altmaier und Le Maire wollen die Batterieproduktion zum Muster einer erfolgreichen Industriepolitik machen.
Kritiker aber warnen, die bereitgestellten Steuergelder könnten angesichts der überlegenen Konkurrenz aus Asien verloren gehen: "Die europäische Batterieallianz konzentriert sich weitgehend auf bestehende, nicht auf bahnbrechende Technik und läuft Gefahr, ihre Ziele nicht zu erreichen", kritisierte der EU-Rechnungshof.
Baldige Entscheidung erwartet
Ferdinand Dudenhöffer, Auto-Professor an der Universität Duisburg-Essen, warnt, die Politik überschätze die wirtschaftliche Bedeutung der Batteriezellenproduktion: "Die Risiken sind enorm, die Wertschöpfungsgewinne mehr als mager." Insgesamt 1,7 Milliarden Euro an Fördergeldern haben Altmaier und Le Maire ausgeschrieben. Beworben haben sich unter anderem der schwäbische Batteriezellenhersteller Varta sowie die Deutsche-Post-Tochter Streetscooter.
Wer zu guter Letzt den Zuschlag erhalten wird, steht noch nicht fest. In Industriekreisen rechnet man allerdings schon bald mit einer Festlegung, so lange übe man sich in Geduld. Sollte die Frist aber erneut verschoben werden, sei das "kontraproduktiv", heißt es bei den Unternehmen. Schließlich sei alles finalisiert, und man wolle endlich loslegen.
Zwei konkrete Projekte
Bereits konkret sind zwei Projekte. Zum einen sind da die Pläne des französischen Batteriespezialisten Saft, der die Flugzeuge von Airbus und Boeing ausrüstet. Die Tochter des Ölkonzerns Total hat eine europäische Allianz zur "Erforschung, Entwicklung und Industrialisierung neuer Generationen von Batterien" geschmiedet, zu der Siemens und Manz aus Deutschland sowie der belgische Chemiekonzern Solvay zählen.
Auch der belgische Kathoden-Spezialist Umicore gehört dem Konsortium an. Als möglicher Abnehmer gilt bereits der Autobauer PSA Peugeot-Citroën, der sich aber noch nicht festlegen will. Auch deutsche Hersteller sollen interessiert sein. Das Programm ist fokussiert auf Batterien, die leistungsfähiger sein sollen als Lithium-Ionen-Akkus. Die Massenproduktion solle "mit skalierbaren Fertigungsblocks von einer Gigawattstunde beginnen", sagte Saft-Chef Ghislain Lescuyer.
Massenfertigung ab 2021
Weit fortgeschritten sind auch die Planungen des schwedischen Startups Northvolt: Das 2016 von den früheren Tesla-Managern Peter Carlsson und Paolo Cerruti gegründete Unternehmen will im Norden des Landes bis 2021 eine Massenfertigung von Lithium-Ionen-Zellen aufbauen, mit einer Kapazität von 16 Gigawattstunden.
Das Northvolt-Management verhandelt derzeit mit möglichen Geldgebern über die Finanzierung des rund zwei Milliarden Euro teuren Vorhabens. Die Europäische Investitionsbank (EIB) könnte als Ankerinvestor rund 350 Millionen Euro bereitstellen, Mitte Mai soll der Verwaltungsrat entscheiden.
Gelingt das Hochfahren der Produktion, will Northvolt die Produktion bis 2023 auf 32 Gigawattstunden ausbauen - was in etwa der Produktion in der "Gigafactory" von Tesla in den USA entspricht. Das Unternehmen hat schon etliche Industriepartner gewonnen, darunter Siemens und ABB. Als Kunden stehen VW und BMW bereit, wenn die Northvolt-Batterien deren strenge Sicherheitstests bestehen. Solche Abnahmezusagen sind für die Unternehmen unentbehrlich, um Investoren zu gewinnen.
https://www.golem.de/news/zellproduktion...40934.html