Jepp... kenne die Thematik vom Schach.

Da stellt sich die Grundsätzliche Kernfrage:
Spiele ich die Stellung oder den Gegner?
Heißt für die Nichtschachspieler: Suche ich "den objektiv Besten Zug " (also das, was n Rechner spielen würde) oder versuche ich, ne Stellung hin zu bekommen, die der Gegner nicht mag (Offen dynamisch oder ruhig positionell).
Früher ist man auch mit offensichtlichem Gegnerspielen lange Zeit Weltmeister geblieben (Lasker) - heute wird in der Weltspitze objektiv gespielt, weil die alle alles können und zu viel voneinander wissen. Auf Vereinsniveau gibt es da noch alles.

(05.03.2020, 14:24)cubanpete schrieb: Interessanter Schluss, wie bist Du darauf gekommen? Ich sehe eigentlich das genaue Gegenteil: Logik und Egoismus kommen selten zusammen vor, und darauf basiert doch die Spieltheorie. Wo liegt mein Denkfehler?

Ich denke das ist der Hauptgrund warum die Spieltheorie nur in so wenig Gebieten umgesetzt wird (Militär, Sport). So bald unbekannte Mitspieler der menschlichen Gattung im Spiel sind lässt es sich zwar noch manchmal nutzen um Phänomene zu erklären oder vielleicht sogar Massenverhalten vorauszusagen, aber kaum um etwas in die richtige Richtung zu lenken.

Und gerade bei militärischen Implementierungen sieht es schon manchmal pervers aus. Wenn einer der Mitspieler etwas in Kauf nimmt womit der andere nicht rechnen kann (totale atomare Zerstörung der Welt z.B.) kann es wohl fatale Folgen haben. Hätte es in der Kubakrise gehabt...

Beim Sport sehe ich schon mehr Anwendungsgebiete. Zum Beispiel der berühmte Aufsatz beim Tennis. Jeder Spieler hat wohl seinen bevorzugen Aufsatz, aber der Gegner kann sich darauf einstellen. Also nimmt der Spieler eine Art Zufallsgenerator um den Aufsatz auszusuchen, z.B. den aktuellen Sekundenstand auf der Uhr etc. Damit führt er zwar weniger oft seinen besten Aufschlag durch, die Chance jedoch dass er damit durchkommt weil der Gegner nicht darauf vorbereitet ist ist grösser.

Fehler , eine Variante
Es geht m.E. nicht um das beste Ergebnis für n=1.
Dieses ist in den meisten Fällen nicht die beste Lösung für eine größere Gruppe.
Die Spieltheorie zeigt eben die Grenzen.

oder zum Gefangenendilemma
Rationales Verhalten der einzelnen TN, also die Maximierung des Eigeninteresses, muß nicht zu einer pareto-optimalen Ergebnis führen.
Das ist die Situation, in der eine Verbesserung der Situation von A zu einer Verschlechterung der Situation von B führt.

(05.03.2020, 14:55)bimbes schrieb: Es geht m.E. nicht um das beste Ergebnis für n=1.
Dieses ist in den meisten Fällen nicht die beste Lösung für eine größere Gruppe.

Die Spieltheorie besagt aber im Gegenteil, das das beste Ergebnis für die Gruppe nicht zustande kommt,
weil die Individuen "besser fahren" Ihren Vorteil zu suchen. Genau also andersrum.

(05.03.2020, 16:01)pjf schrieb: Die Spieltheorie besagt aber im Gegenteil, das das beste Ergebnis für die Gruppe nicht zustande kommt,
weil die Individuen "besser fahren" Ihren Vorteil zu suchen. Genau also andersrum.

Genau das habe ich gemeint als ich sagte man kann es zum Forschen benutzen.

Derjenige der die Spielregeln macht sollte nach Möglichkeit win-win Situationen schaffen in denen das Beste für den einzelnen auch das beste für die Allgemeinheit (oder wer oder was auch immer profitieren soll) ist. Aber das ist äusserst schwierig.

(05.03.2020, 16:01)pjf schrieb: Die Spieltheorie besagt aber im Gegenteil, das das beste Ergebnis für die Gruppe nicht zustande kommt,
weil die Individuen "besser fahren" Ihren Vorteil zu suchen. Genau also andersrum.

wobei dieses nur für das Individuum die angeblich beste Lösung ist. Ist Rational=Vernunft???

........Das Gruppeninteresse weiche hier also vom Einzelinteresse der Individuen ab, sagen Ökonomen. Die Implikation ist, dass wir manchmal in unserem eigenen Interesse entgegen dem handeln sollten, was uns vernünftigerweise als unserem eigenen Interesse dienlich erscheint. Wir sollten etwas tun, von dem wir glauben müssen, dass es uns schadet, weil es uns tatsächlich nützt. Und das, was wir tun sollen, ist uns nach bestem Wissen und Gewissen selbst zu schaden, indem wir mit anderen kooperieren. Am Ende ist das auch für uns das Beste.

https://feuerbringer.wordpress.com/2013/...-egoismus/

Für mich bestätigt die Spieltheorie: Gemeinnutz geht vor Eigennutz  (Stand schon auf 5RM Stück)

(05.03.2020, 16:32)bimbes schrieb: Für mich bestätigt die Spieltheorie: Gemeinnutz geht vor Eigennutz  (Stand schon auf 5RM Stück)

Das mag für Dich so sein.

Mein Professor in der Prüfung war anderer Meinung 

(Lehrbuchbeispiel aus der Vorlesung: OPEC beschliesst die Förderquoten für Öl zu verringern. Alle profitieren.
Spieltheorie sagt, es für den einzelnen Staat von Vorteil, sich nicht dran zu halten und mehr zu fördern als die Quote erlaubt.
Deshalb wird ein Staat das auch tun.)

(05.03.2020, 17:09)pjf schrieb: Das mag für Dich so sein.

Mein Professor in der Prüfung war anderer Meinung 

(Lehrbuchbeispiel aus der Vorlesung: OPEC beschliesst die Förderquoten für Öl zu verringern. Alle profitieren.
Spieltheorie sagt, es für den einzelnen Staat von Vorteil, sich nicht dran zu halten und mehr zu fördern als die Quote erlaubt.
Deshalb wird ein Staat das auch tun.)

...und in der Realität.

..geht das Beispiel nicht weiter
A hält sich nicht dran und erhöht die Quote, der Rest zieht nach. Die Preise sinken.  Im Ergebnis geringere Monopolerträge für alle.

Zur Zeit will Putin seine Quote nicht reduzieren.
Für Saudi-Arabien wäre es ein leichtes Russland an die Wand zu fahren, wenn daß das Ziel wäre.

Meine subjektive Meinung: Für die Wirtschaftstätigkeit ist Eigenwohl die größte treibende Kraft. Aber einige der wichtigsten Unternehmen wie Google, Youtube, Facebook, Amazon, Ebay, ... bieten für den Endnutzer unglaublich wertvolle Dienste zum (fast) Nulltarif. Also gibt es ganz offensichtlich Marktbereiche wo man mit der Förderung des Allgemeinwohls ganz unglaubliche Erfolge erzielen kann. Deshalb glaube ich wir wurden von der Realität schon überholt, müssen unseren Geist öffnen, und müssen die Förderung des Allgemeinwohls als wichtigen Teil einer lebendigen Wirtschaft sehen.

… wenn Gugel, AMZN, Ebay und Konsorten (fast) zum Nulltarif arbeiten, woher kommt dann aus deiner Sicht deren Verdienst/Börsenwert her?

SG

(05.03.2020, 18:59)Mr. Passiv schrieb: … wenn Gugel, AMZN, Ebay und Konsorten (fast) zum Nulltarif arbeiten, woher kommt dann aus deiner Sicht deren Verdienst/Börsenwert her?

SG

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