DIE SOGENANNTEN MASSEN
Geld verlieren ist keine Strategie. Wenn Sie in den vergangenen Tagen in den Medien gehört haben, dass die Massen sich über Reddits WallStreetBets organisieren, um Gamestop zu 300 USD die Aktie zu kaufen, und nicht mehr zu verkaufen, dann halte ich das für eine sehr blauäugige Erklärung.
Insbesondere die jüngeren Meldungen, in denen die Millionen-, teilweise Milliardengewinne einzelner Hedgefonds und Spekulanten aufgelistet werden, die Gamestop zu Höchstkursen verkauft haben, werden in der altruistischen Masse Zweifel säen, ob man die Wallstreet mit den eigenen Verlusten in die Knie zwingen kann.
Auch ist bei mir kein einziger Teilnehmer dieser Massenbewegung aufgetaucht. Da ich nun schon ziemlich lange am Markt und weit vernetzt bin und da ich insbesondere in den vergangenen Monaten viele Neukunden, junge Neukunden, gewonnen habe, wundere ich mich stark, dass mich kein einziger meiner Kunden auf das Massenphänomen angesprochen hat, bevor es in den Massenmedien auftauchte. Eine Massenbewegung, die auf die Partizipation möglichst vieler Akteure angewiesen ist, geheim gehalten zu werden, leuchtet mir nicht ein.
Ich komme daher zu dem Schluss, dass dieser Short Squeeze bei Gamestop durch die Masse vielleicht in ihrem Zenit nochmals verstärkt, nicht aber losgetreten wurde. Wer die Massenbewegung analysiert, um die Vorgänge der vergangenen Wochen zu verstehen, möchte von der Spitze des Eisbergs auf die Form des gesamten Eisbergs schließen.
So romantisch die Idee auch klingen mag: "Die Massen demokratisieren die Börsen, treiben die bösen Hedgefonds aus dem Geschäft und helfen den kleinen, wehrlosen Unternehmen wie Gamestop." Darüber kann man Bücher schreiben, einen Krimi drehen (Netflix arbeitet bereits dran). Aber mit den Ursachen dieser Geschichte hat das herzlich wenig zu tun.
Damit ist denn auch vom Tisch, dass wir uns auf so eine Bewegung für die Zukunft nun häufiger einstellen müssen. Das brauchen wir nicht. Die Situation bei Gamestop war eine sehr besondere, insbesondere durch die exzessiven Leerverkäufen durch Hedgefonds. Ich habe keine weitere Aktie gefunden, bei der ähnliche Zahlen existieren.
Völlig irre ist übrigens auch, dass bis heute keine einzige Silbe vom Unternehmen selbst, von Gamestop, zu diesen Vorfällen veröffentlicht wurde. Für Gamestop wäre es ein Leichtes gewesen, bei Kursen um 300 USD neue Aktien auszugeben, die Bilanz mit einem Cashpolster auszustatten. Immerhin betrug die Marktkapitalisierung des meiner Einschätzung nach bei 3 Mrd. USD fair bewerteten Unternehmens zeitweilig 28 Mrd. USD. Für eine Handvoll neuer Aktien hätten sie ihre Schulden beseitigen können. Warum wurde diese Gelegenheit nicht ergriffen?
Ich bleibe dabei: Wir wissen noch immer sehr wenig über diese Geschichte. Damit bleibt die Unsicherheit, die davon ausging und es bleibt die Notwendigkeit für viele spekulative Anleger, ihre Beverage, also den Hebel, mit dem sie auf bestimmte Ereignisse spekulieren, zu reduzieren.
https://www.heibel-ticker.de/
Auch eine Meinung. Bei einem Punkt habe ich das anders in Erinnerung, nämlich, dass es wohl eine Meldung von Gamestop gab, die so sinngemäß lautet; wir haben keine Erklärung dafür und wissen von nichts.
https://www.visualcapitalist.com/wp-cont...-full.html