(20.02.2021, 17:35)Tarkus schrieb: ... in einer Dividenden-Strategie
Moin Markus,
du fragst ja direkt nach dieser Strategie und nicht exakt nach einem Verkaufssignal in irgend einer anderen
Strategie. Daher mal die Frage - warum planst du überhaupt zu verkaufen ? Ergibt das wirklich so viel Sinn ?
Auch auf die Gefahr hin, andere Personen hier zu langweilen, aber die einfachste aller Antworten auf die Frage
"Wann verkaufen" ist dann "Nie!" (bis auf ein paar K.O. Kriterien und wenn du nicht grade erst 18 bist).
Wenn du sagst, du kaufst Dividendentitel um damit eine Momentum- oder eine Wachstumsstrategie
zu verfolgen, brauchst du ab hier nicht mehr weiter zu lesen. Dann hab ich keine Idee zu der Fragestellung.
Wenn du aber jemand bist, der eine Dividendenstrategie verfolgt, und auch plant davon zu
leben oder sich im Alter das Leben schön zu gestalten, Stichwort passives Einkommen oder
aber dieses permanent reinvestierst, weil du es zum "verleben" aktuell noch nicht brauchst,
kannst du ggf. doch noch weiter lesen.
Ein ständiges Wechseln und aussortieren der Titeln führt doch dazu, das du den Wachstumspart der
Dividenden nicht erwischst ? Du kaufst immer wieder das aktuelle Dividendenniveau ein. Damit fehlt
dir ein meiner Meinung nach wichtiger Part für das passive Einkommen in 5, 10 oder 20 Jahren.
Wenn du in 10 oder 20 Jahren irgendwann feststellst, das es nie zu DEM Crash gekommen ist, dann
hast du das, was du dem Markt vorenthältst doch auch "verloren" an Performance. Klar kann man
ein paar Prozente immer liegen lassen, mache ich auch, für "Spielchen" oder Zockereien, das mein
ich damit nicht.
Ich habe im übrigen auch lange über Rebalancing nachgedacht, es für mich dann aber verworfen, es gibt
einige Zykliker, die zwar der Erfahrung nach welche sind, aber eben kaum noch so "reagieren". Das hat
verschiedene Gründe. Es ist heute natürlich nicht alles anders, aber eines ist elementar anders und das hat
das Spiel auch nachhaltig verändert/beeinflusst:
Früher hieß es immer, das die Leute Ihr Geld aus den Aktienmärkten genommen haben und in einen sicheren
Hafen gebracht haben (Immos, Anleihen, Gold usw.).
Aber welche Häfen sind das denn heute noch - und provokant gefragt - sind diese noch existent ?
Meiner Meinung nach gibt es diese nicht mehr. Dazu kommt, das es die x-fache Menge an Geld gibt, diese beiden
Punkte haben das ganze eben doch sehr, sehr nachhaltig verändert. Dazu kommt das wir am Anfang einer Entwicklung
stehen, die ggf. dazu führt, das vieles um uns herum immer teurer wird, wir damit aber an den Börsen natürlich
in direkte Linie profitieren. Es kommt also noch ein Faktor dazu, der für die Aktienmärkte spricht. Wir haben grade
erstmals eine ausgewachsene Pandemie, eigentlich auf dem Papier absoluter Grund Gelder aus dem Markt zu ziehen,
und in den sicheren Hafen zu gehen, ist das denn passiert - nachhaltig ? Ich denke nicht. Vielleicht ist der Aktienmarkt
aktuell einfach alternativlos.
Vielleicht gilt das folgende wie für viele andere Dinge für uns älteren Säcke, wir passen uns ggf. nicht mehr so
flexibel den aktuellen Veränderungen an oder erkennen diese erst mit großer, zeitlicher Verzögerung,
wir sprechen immer noch von der längsten Ralley an dem Märkten, zieht man alles mit ein was ich
oben geschrieben habe, ist das vielleicht grade mal immer noch der Anfang.
Man braucht sich doch nur mal die letzten Crashs anschauen, unterm Strich waren das doch schon nur noch
"Crashschen" (Verniedlichung), nichts was wirklich elementar das Spiel für viele Jahre verändert hätte,
wie es bei früheren, größeren Crashs der Fall war.
Es ist einfach viel zu viel Geld im Spiel. So lange das der Fall ist, ist vieles von dem was wir über die letzten
50-70 Jahre wissen schlicht und ergreifend aus meiner Sicht nicht mehr anwendbar.
Klar wird es auch hier wieder eine Bereinigung geben, das ist zumindest zu erwarten. Es kann aber durchaus sein,
das das noch 20-30 Jahre andauert und wir alle bis dahin ggf. zum größten Teil die Radieschen von unten betrachten
Wenn du also auf den Kern einer Dividendenstrategie abzielst, dann würde ich nur verkaufen, wenn:
1) Das Geschäftsmodell sich nachhaltig verändert hat.
oder
2) das Unternehmen schlecht geführt wird oder sich bspw. die Fähigkeit Dividenden auszuschütten,
ohne das durch neue Schulden zu gewährleisten verändert - sprich der Cashflow sich nachhaltig
negativ verändert - nachhaltig bedeutet über ein bis zwei Jahre hinweg.
Ich glaube es gibt im Moment keine Entwicklung, die gegen einen weiteren, ggf. Jahre oder jahrzehntelangen
Anstieg der Börsen spricht. Genau das kann bedeuten, das es morgen bereits genau anders läuft, aber so
lange jeder erwartet, das das morgen passiert wird es weiter laufen. Wie gesagt, es fehlen die Alternativen
für viel zu viel Geld.