meine erste Reaktion auf den Film war "oh je, wieder ein Sozi der mich von den Geldtöpfen fernhalten will". Die Arabellion, Bürgerkriege und Flüchtlingsströme werden in einen direkten Zusammenhang mit Spekulation gebracht. Was soll man darauf antworten? Das ist diesselbe Argumentation die auch Ulrike Herrmann benutzt in ihrer Kapitalismuskritik. Vermehrte Spekulation erhöht die Aufwendungen für Erzeuger bzw. Konsumenten ihre Produktion bzw. Verbrauch abzusichern (Bsp. Ölpreis und Airlines). Und die Politik reagiert bereits darauf und (be-)steuert die Marktteilnehmer.
Der Bezug auf den Schmetterlingseffekt ist aber eine neue Betrachtungsweise, das interessiert mich. Ursprünglich wurde der Begriff von Edward Lorenz in den 1960er Jahren geschaffen. Er entwickelte ein Wettermodell mit sog. nichtlinearen Gleichungen. Bei der häufigen Wiederholung von Rechenschritten (Iteration) zur Berechnung der Wechselbeziehungen zwischen Temperaturen, Luftdrücken, Windgeschwindigkeiten und anderem entdeckte er, dass schon kleinste Veränderungen der Rahmenbedingungen langfristig unterschiedliche Verlaufskurven zur Folge haben (Sensitivität). Aus dem Umstand, dass sich bei den iterativen Berechnungen sogar Rundungsfehler mehrere Stellen hinter dem Komma auswirken, leitete Lorenz für das Wetter den sogenannten Schmetterlingseffekt ab.
Quelle: Grundlagen der Chaostheorie, Stefan Frerichs, 2005
Wie kann man das auf die Börse übertragen und ist der Vorwurf des Filmschaffenden berechtigt?
Vor Jahren hat Mandelbrot ein Buch über Fraktale und Börse herausgebracht, aber viel hat es mir nicht gebracht. Einzig die Erkenntnis dass die Gaußsche Normalverteilung an der Börse eine trügerische Sicherheit bietet. Auf Monatsbasis mögen Schwankungen statistisch relevant sein aber ein schlechter Tag kann das Depot zerfetzen.
Für den Denkansatz des Chaos in der Kursentwicklung reicht kein handelsüblicher Kurschart, da braucht man eine "logistische Abbildung" xn+1 = rxn(1-xn). Die logistische Abbildung ist nichtlinear (quadratisch in x), rückgekoppelt (xn+1 hängt von xn ab) und bildet einen begrenzten Bereich des Phasenraums (das Intervall [0..1]) auf sich selbst ab. Dies sind drei notwendige Voraussetzungen für das Auftreten von Chaos.
Quelle: https://robert-doerner.de/Logistische_Ab...ldung.html
die Uni Würzbug hat eine App mit der man die Gleichungen visualisieren kann (https://did-apps.physik.uni-wuerzburg.de/Did-Apps-Site/). Die iterativen Schritte im Phasenraum (0-1) habe ich als Zahlenwerte in ein Kurschartt übertragen (Hilfsmittel random-walk). Verblüffend: ein geringster anderer Ausgangswert führt zu einem ganz anderen Chart, ganz so wie es die Chaostheorie voraussagt) siehe Bild
aber ich schweife ab, zurück zum Thema
An der Börse gilt das Gesetz von Angebot und Nachfrage, es ist die letzte Bastion des Kapitalismus (Zitat aus "Glücksritter"). Dieses sorgt für ein Marktgleichgewicht. Im Film wird als Grund für steigende Weizenpreise im Jahr 2010 ein Ernteausfall in Russland genannt. Wegen des sinkenden Angebots steigen die Preise, das ist soweit nachvollziehbar. Ist es seriös, die folgenden Entwicklungen in einen direkten Zusammenhang bzw. eine Kausalkette zu stellen. Wo bleibt der multifaktorielle Denkansatz? War die Arabellion vorhersehbar und nur zufällig zur gleichen Zeit wie die Preissteigerung der Lebensmittelpreise.
Immerhin positiv stimmt mich an dem Film dass es keine ausgesprochene Schuldzuweisung gibt.
Der Bezug auf den Schmetterlingseffekt ist aber eine neue Betrachtungsweise, das interessiert mich. Ursprünglich wurde der Begriff von Edward Lorenz in den 1960er Jahren geschaffen. Er entwickelte ein Wettermodell mit sog. nichtlinearen Gleichungen. Bei der häufigen Wiederholung von Rechenschritten (Iteration) zur Berechnung der Wechselbeziehungen zwischen Temperaturen, Luftdrücken, Windgeschwindigkeiten und anderem entdeckte er, dass schon kleinste Veränderungen der Rahmenbedingungen langfristig unterschiedliche Verlaufskurven zur Folge haben (Sensitivität). Aus dem Umstand, dass sich bei den iterativen Berechnungen sogar Rundungsfehler mehrere Stellen hinter dem Komma auswirken, leitete Lorenz für das Wetter den sogenannten Schmetterlingseffekt ab.
Quelle: Grundlagen der Chaostheorie, Stefan Frerichs, 2005
Wie kann man das auf die Börse übertragen und ist der Vorwurf des Filmschaffenden berechtigt?
Vor Jahren hat Mandelbrot ein Buch über Fraktale und Börse herausgebracht, aber viel hat es mir nicht gebracht. Einzig die Erkenntnis dass die Gaußsche Normalverteilung an der Börse eine trügerische Sicherheit bietet. Auf Monatsbasis mögen Schwankungen statistisch relevant sein aber ein schlechter Tag kann das Depot zerfetzen.
Für den Denkansatz des Chaos in der Kursentwicklung reicht kein handelsüblicher Kurschart, da braucht man eine "logistische Abbildung" xn+1 = rxn(1-xn). Die logistische Abbildung ist nichtlinear (quadratisch in x), rückgekoppelt (xn+1 hängt von xn ab) und bildet einen begrenzten Bereich des Phasenraums (das Intervall [0..1]) auf sich selbst ab. Dies sind drei notwendige Voraussetzungen für das Auftreten von Chaos.
Quelle: https://robert-doerner.de/Logistische_Ab...ldung.html
die Uni Würzbug hat eine App mit der man die Gleichungen visualisieren kann (https://did-apps.physik.uni-wuerzburg.de/Did-Apps-Site/). Die iterativen Schritte im Phasenraum (0-1) habe ich als Zahlenwerte in ein Kurschartt übertragen (Hilfsmittel random-walk). Verblüffend: ein geringster anderer Ausgangswert führt zu einem ganz anderen Chart, ganz so wie es die Chaostheorie voraussagt) siehe Bild
aber ich schweife ab, zurück zum Thema
An der Börse gilt das Gesetz von Angebot und Nachfrage, es ist die letzte Bastion des Kapitalismus (Zitat aus "Glücksritter"). Dieses sorgt für ein Marktgleichgewicht. Im Film wird als Grund für steigende Weizenpreise im Jahr 2010 ein Ernteausfall in Russland genannt. Wegen des sinkenden Angebots steigen die Preise, das ist soweit nachvollziehbar. Ist es seriös, die folgenden Entwicklungen in einen direkten Zusammenhang bzw. eine Kausalkette zu stellen. Wo bleibt der multifaktorielle Denkansatz? War die Arabellion vorhersehbar und nur zufällig zur gleichen Zeit wie die Preissteigerung der Lebensmittelpreise.
Immerhin positiv stimmt mich an dem Film dass es keine ausgesprochene Schuldzuweisung gibt.