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Grundsatzdiskussion(en)-Qualität,Quantität,Aktivität,beste Beiträge des Forums
#4
Notiz 

RE: Grundsatzdiskussion(en)-Qualität,Quantität,Aktivität,beste Beiträge des Forums

Kapitel 4
03:56 Uhr

Da stand ich nun. Hatte einen großen Haufen Geld und einen neuen Job. Der neue Job? Hauptberuflich an der Börse
spekulieren. Meinen alten Job im Vertrieb hatte ich Ende 1999 an den Nagel gehängt. Ja ich habe ein gutes Geld verdient.
Ja ich war erfolgreich. Aber ich war nicht glücklich und zufrieden mit dem Job. Ich konnte gut beraten und gut mit Kunden
umgehen. Ich hatte ein paar Jahre vorher auch zwischen dem Wechsel von einem Job zum nächsten eine mehrmonatige
Vertriebsschulung bzw. Ausbildung mitgemacht.

Das erste mal das ich auch mit dem Thema Psychologie intensiver in Kontakt gekommen bin. Klar natürlich auch
Vertriebspsychologie. Aber das war schon eine besondere Schulung, ein besonderer Ausbilder, der vor ein paar Jahren
leider viel zu früh verstorben ist. Ein echter Mentor. Es ging nicht nur um Vertriebspsychologie - das ging viel weiter und tiefer.
Hat mich dazu gebracht viel über mich selbst, mein Leben nachzudenken. Hat mir auch einen unfairen Vorteil im Verkauf
verschafft. War auch ein Thema in der Schulung - das Wissen und die "Werkzeuge" die wir mitbekommen bringen
uns ja in die Lage den Kunden zu manipulieren.

Das wollte er natürlich nicht. Er war ein guter. Und genauso wollte er auch das wir unser Wissen dazu einsetzen den Kunden,
das Gespräch zu führen aber nicht das wir den Kunden zu seinem Nachteil manipulieren. Das was er uns gibt ist wie ein Messer -
damit kann man ein Brot schneiden oder jemanden erdolchen. Er will mit seiner Schulung erreichen das wir erfolgreich sind,
aber die Kunden auf keinen Fall über den Tisch ziehen. Man muss immer daran denken das alles irgendwann zurück kommt.
Gutes wie schlechtes.

Naja - wie gesagt - hat mich in vielerlei Richtungen nachdenken lassen. Unglücklich war ich im Job vor allem deshalb weil ich
auch Produkte verkaufen musste von denen ich nicht überzeugt war. Produkte von denen ich wusste das diese von der
Konkurrenz besser oder günstiger oder sogar beides waren. Gleichzeitig hat mich die Börse auch immer mehr fasziniert und
ich habe in dieser Zeit des Wahnsinns auch viel Zeit damit verbracht das ganze täglich zu beobachten. War ein wandelndes
Lexikon des Neuen Marktes. Ende 1999 Anfang 2000 war die Börse und Aktien in aller Munde. Wenn irgendjemand wissen
wollte welche Firma was macht und wie sie sich entwickelt hat wusste ich das. Alles in allem hat das dazu geführt das ich
meine Job aufgegeben habe und meine Zukunft im hauptberuflichen privaten Börsenhandel auf eigene Rechnung gesehen
habe.

Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.

Das Internet am Ende. Meine Kasse prall gefüllt. Und ich keine Ahnung wie ich weitermachen soll....

Am besten so wie zuvor. Augen offen halten, Finanzmagazine lesen, auf den nächsten Aufwärtsmove warten und dann zuschlagen.
Erstmal Börsenbriefe abonniert. Alle die ich kriegen konnte. Die Konten wurden ab 1999 in Euro geführt - gleichzeitig wurde aber
noch DM angegeben und alle haben immer noch mit DM gerechnet. Bargeld wurde erst 2002 auf Euro umgestellt. Kann mich noch
erinnern das ich für alle Börsenbriefe zusammen über 1000 DM im Monat bezahlt habe. Dazu kamen dann nochmal an die 200 DM
für diverse Finanzmagazine und -zeitschriften die ich meistens an der Tanke und manchmal auch im Zeitschriftenhandel gekauft habe.

Chartanalyse hatte ich mich mal kurz beschäftigt und konnte damit nichts anfangen - Kaffeesatzleserei. Da sass ich nun und wollte
Börsenprofi werden. Kann ja nicht nur rumsitzen und warten, jetzt habe ich mich dazu entschieden und muss jetzt auch handeln.
Also wie "früher" über das nachgedacht was ich in den Börsenbriefen, Zeitschriften und Magazinen gelesen habe und dann 4-5stellige
Beträge investiert. In den fallenden Markt hinein. Böse. Eine blutige Nase nach der nächsten geholt. Waren relativ gesehen immer nur
relativ kleine Beträge - was ein normaler Angestellter anders gesehen hätte. Hab da schon mehr verloren als andere im Monat verdient
haben.

Aber anders als andere bin ich eben rechtzeitig mit fettem Gewinn ausgestiegen - die Fonds waren ausserhalb der Spekulations-
frist und die Gewinne steuerfrei. Bei den Aktiengewinnen sah das anders aus. Aber im Rest des Jahres 2000 hatte ich noch genug
Zeit Verluste zu machen die ich verrechnen konnte damit das Finanzamt weniger davon sieht. Was ich dann auch getan habe.
Musste zwar immer noch einen ordentlichen Betrag abdrücken aber habe auch ordentlich Verlust gemacht.

Die grössten Verluste dadurch das ich auf andere gehört habe. Nach meinen ersten Verlusten in den fallenden Markt hinein wollte
ich diese mit aller Gewalt wieder zurückholen. Ich wusste nur nicht wie. Habe immer wieder Freunde und Bekannte getroffen die
es übler erwischt hat. Sind erst Anfang 2000 rein und haben den Ausstieg verpasst. Trotzdem davon überzeugt das es bald
wieder rauf geht.

"Fonds xyz hat 90% verloren - Wahnsinn - die kann nicht tiefer fallen - die dreht jetzt wieder hoch - optimaler Einstieg -
da musst Du jetzt rein" Und ich in meiner Orientierungslosigkeit? Habe mich von der verzweifelten Euphorie anstecken lassen
und bin mit 30.000 rein. Dann habe ich zugeschaut wie es abwärts ging. Nach ein paar Wochen bin ich bei 6000 wieder raus.
80% Verlust. Der Fonds hatte zu dem Zeitpunkt vom Hoch gesehen nur ein paar Prozent mehr verloren - anstatt 90% waren
es jetzt 95 oder 96%. Ja aber für mich waren es halt 80%.

Mal von der Börse abgesehen lief es auch nicht mehr richtig rund. Beziehungsprobleme, Trennung, Todesfall in der Familie.
Hatte vorher einen Job bei dem ich von morgens früh bis abends spät beschäftigt und unter Strom war. Und jetzt wusste
ich nicht was ich mit meiner Zeit anfangen soll, wie ich mit der Börse so richtig anfangen soll. Die ganze Situation hat mich
extrem runtergezogen. War orientierungslos.

Habe noch 2-3 mal solche Verluste gemacht. Hab ich wohl gebraucht. Hatte mit relativ wenigen Trades mehr verloren als
andere im ganzen Jahr Netto verdienen. Bin aus meiner Lethargie aufgewacht. Mir ist dann bewusst geworden was mein
bisheriger Erfolg war. Nichts anderes als Glück. Zur richtigen Zeit zufällig die richtigen Entscheidungen getroffen.
Die Märkte sind hoch gelaufen. Jeder konnte gewinnen. Metzger, Putzfrauen, Taxifahrer sind Millionäre geworden.
Zumindest laut den Zeitungen damals. Ob es nur Buchgewinn-Millionäre waren oder ob die ihre Millionen mit einem rechtzeitigen
Ausstieg geretten haben - keine Ahnung.

Aber scheissegal. Ich hatte von Börse eigentlich keine Ahnung. Klar ich habe in den Wirtschaftsfächern früher 1er abgholt.
Meine Banklehre habe ich mit Auszeichnung von er IHK abgeschlossen. Von Wirtschaft hatte ich schon eine Ahnung.
Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft, Buchführung, Wirtschaftsrechnen, etc. pp. SUPER. Und was bringt mir das?
Niente. Null. Nichts. Mir war klar das ich bei Null anfangen muss.

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RE: Grundsatzdiskussion(en)-Qualität,Quantität,Aktivität,beste Beiträge des Forums - von boersenkater - 02.10.2021, 09:24

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