EZB macht grossen Zinsschritt und überrascht die Finanzmarktteilnehmer mit der Aussicht auf noch viel höhere Zinsen
Die Europäische Zentralbank hat zwar von einem neuerlichen Jumbo-Zinsschritt von 75 Punkten abgesehen, macht jedoch weiter Ernst mit der Inflationsbekämpfung. Die Teuerung liegt immer noch bei satten 10 Prozent. Für 2023 kündigte die EZB weitere grosse Zinsschritte an.
Michael Rasch, Frankfurt 15.12.2022
Inzwischen hat die EZB die Zeichen der Zeit jedoch offenbar erkannt und macht Ernst mit der Inflationsbekämpfung. Am Donnerstag hat die Notenbank ihre wichtigsten Zinssätze zum vierten Mal in Folge deutlich erhöht, diesmal um 50 Basispunkte. Damit notiert der Leitzins gemessen am Einlagensatz bei 2 und der Hauptrefinanzierungssatz bei 2,5 Prozent.
Zudem teilte der EZB-Rat mit, dass er aufgrund der von den hauseigenen Ökonomen erneut nach oben korrigierten Inflationsaussichten von weiter steigenden Leitzinsen ausgeht. Während der Medienkonferenz schwor Präsidentin Christine Lagarde die Medienvertreter vor Ort und die Finanzmarktteilnehmer an den Computer-Bildschirmen förmlich darauf ein, dass die Zinsen im Euro-Raum «noch deutlich und in einem gleichmässigen Tempo steigen müssen, um ein ausreichend restriktives Niveau zu erreichen, das eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen 2-Prozent-Ziel gewährleistet».
Bisher waren Marktteilnehmer gemessen an den Terminmarktsätzen am Euro-Geldmarkt davon ausgegangen, dass die EZB die Leitzinsen im Jahr 2023 bis auf 3 Prozent erhöhen wird. Dieser Erwartung erteilte Lagarde eine Absage und versuchte die Finanzmarktakteure auf eine deutlich höhere Endmarke (Terminal Rate ) bei den Leitzinsen einzustimmen.
Neu rechnet die Notenbank für die Euro-Zone ferner mit einer kurzen und milden Rezession. Gemäss ihren Berechnungen wird die Wirtschaft im laufenden Quartal um 0,2 Prozent und im ersten Quartal 2023 um 0,1 Prozent schrumpfen. Für das Gesamtjahr erwarten die Ökonomen jedoch ein Wachstum von 0,5 Prozent. Bereits in den vergangenen Wochen hatten EZB-Vertreter jedoch durchblicken lassen, dass eine milde Rezession nicht geeignet ist, die hohe Inflation nachhaltig zu dämpfen.
Die EZB kündigte ferner an, ihre Bilanz im kommenden Jahr verstärkt reduzieren zu wollen, womit den Märkten weitere Liquidität entzogen würde. Ab Anfang März sollen die Anleihenbestände aus dem allgemeinen Wertpapier-Kaufprogramm (APP) «in einem massvollen und vorhersehbaren Tempo» reduziert werden. Dazu soll das Euro-System, also die EZB und die nationalen Notenbanken, die Gelder aus auslaufenden Anleihen (Tilgungsbeträge) nicht mehr vollumfänglich reinvestieren. Bis zum Ende des zweiten Quartals will die EZB die APP-Bestände monatlich um 15 Milliarden Euro reduzieren. Das entspricht etwa der Hälfte der frei werdenden Gelder.
https://www.nzz.ch/wirtschaft/kampf-gege...ld.1716995
Die Europäische Zentralbank hat zwar von einem neuerlichen Jumbo-Zinsschritt von 75 Punkten abgesehen, macht jedoch weiter Ernst mit der Inflationsbekämpfung. Die Teuerung liegt immer noch bei satten 10 Prozent. Für 2023 kündigte die EZB weitere grosse Zinsschritte an.
Michael Rasch, Frankfurt 15.12.2022
Inzwischen hat die EZB die Zeichen der Zeit jedoch offenbar erkannt und macht Ernst mit der Inflationsbekämpfung. Am Donnerstag hat die Notenbank ihre wichtigsten Zinssätze zum vierten Mal in Folge deutlich erhöht, diesmal um 50 Basispunkte. Damit notiert der Leitzins gemessen am Einlagensatz bei 2 und der Hauptrefinanzierungssatz bei 2,5 Prozent.
Zudem teilte der EZB-Rat mit, dass er aufgrund der von den hauseigenen Ökonomen erneut nach oben korrigierten Inflationsaussichten von weiter steigenden Leitzinsen ausgeht. Während der Medienkonferenz schwor Präsidentin Christine Lagarde die Medienvertreter vor Ort und die Finanzmarktteilnehmer an den Computer-Bildschirmen förmlich darauf ein, dass die Zinsen im Euro-Raum «noch deutlich und in einem gleichmässigen Tempo steigen müssen, um ein ausreichend restriktives Niveau zu erreichen, das eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen 2-Prozent-Ziel gewährleistet».
Bisher waren Marktteilnehmer gemessen an den Terminmarktsätzen am Euro-Geldmarkt davon ausgegangen, dass die EZB die Leitzinsen im Jahr 2023 bis auf 3 Prozent erhöhen wird. Dieser Erwartung erteilte Lagarde eine Absage und versuchte die Finanzmarktakteure auf eine deutlich höhere Endmarke (Terminal Rate ) bei den Leitzinsen einzustimmen.
Neu rechnet die Notenbank für die Euro-Zone ferner mit einer kurzen und milden Rezession. Gemäss ihren Berechnungen wird die Wirtschaft im laufenden Quartal um 0,2 Prozent und im ersten Quartal 2023 um 0,1 Prozent schrumpfen. Für das Gesamtjahr erwarten die Ökonomen jedoch ein Wachstum von 0,5 Prozent. Bereits in den vergangenen Wochen hatten EZB-Vertreter jedoch durchblicken lassen, dass eine milde Rezession nicht geeignet ist, die hohe Inflation nachhaltig zu dämpfen.
Die EZB kündigte ferner an, ihre Bilanz im kommenden Jahr verstärkt reduzieren zu wollen, womit den Märkten weitere Liquidität entzogen würde. Ab Anfang März sollen die Anleihenbestände aus dem allgemeinen Wertpapier-Kaufprogramm (APP) «in einem massvollen und vorhersehbaren Tempo» reduziert werden. Dazu soll das Euro-System, also die EZB und die nationalen Notenbanken, die Gelder aus auslaufenden Anleihen (Tilgungsbeträge) nicht mehr vollumfänglich reinvestieren. Bis zum Ende des zweiten Quartals will die EZB die APP-Bestände monatlich um 15 Milliarden Euro reduzieren. Das entspricht etwa der Hälfte der frei werdenden Gelder.
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.