RE: Fragestellung - wann ist ein Titel fair bewertet - Märkte derzeit überbewertet ?
| 30.01.2019, 09:36(30.01.2019, 03:10)7rabbits schrieb: Hier ein zum Thema passender Artikel von Finanzsenf
Lustiger junger Mann dieser Finanzsenf, aber er denkt nicht ganz zu Ende...
Er meint beim KUV (P/S) sollte man die Enterprise Value nehmen, da der Umsatz ja damit erzielt wird. Das stimmt zwar, gilt aber genauso für den Gewinn und den Cashflow. Einzig beim Buchwert, der sowieso nie stimmt, ist das Fremdkapital bereits abgezogen. Bei Gewinn und Cashflow sind die Kosten für das Fremdkapital abgezogen, diese haben aber bei stabilen Firmen mehr mit dem Marktumfeld als mit dem Geschäftsgang zu tun.
Eine häufig verwendete Kennzahl ist EV/EBITDA, also Enterprise Value durch Earnings before Investments, tax, depreciation and appreciation. Diese findet man z.B. bei yahoo finance.
Nochmals zum Thema: ich bin der Meinung jeder Titel der an einer öffentlich zugänglichen Börse gehandelt wird ist fair bewertet; es wird niemand mit der Pistole an der Schläfe zum Kauf gezwungen (OK, ausser vielleicht mal Short-Seller). Es ist nicht die Aufgabe des Investors festzustellen ob der faire Wert stimmt oder nicht; es ist die Aufgabe eine möglichst genaue Schätzung der Wahrscheinlichkeiten für die zukünftige Entwicklung zu erstellen.
Wichtig hier das Wort Wahrscheinlichkeiten. Es gibt keine Genauigkeit. Das Handwerk des Investors oder des Spekulanten beinhaltet zunächst die Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten und danach den möglichst optimalen Einsatz seines Kapitals. Optimal ist hier individuell, es spielen persönliche Umstände die grösste Rolle. Die Abschätzung der Wahrscheinlichkeiten hingegen ist nicht individuell und sollte deshalb möglichst standardisiert erfolgen.
Dabei können Kennzahlen durchaus eine Rolle spielen; nicht zur Bestimmung des fairen Wertes sondern in bestimmten Kombinationen zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeiten für die zukünftige Bewegung.