RE: Brexit
| 31.01.2019, 23:05 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 31.01.2019, 23:06 von Skeptiker.)(30.01.2019, 21:39)Kameldieb schrieb: Der zahnlose Papiertiger will ein Exempel statuieren, um andere potentielle Abweichler einzuschüchtern?
Ich tue in meiner Argumentation folgendes:
Ich versetzte mich in die Lage eines Zweckrationalisten, der das Ziel verfolgt, die EU zu stärken, und sich dabei mit der realen Gegebenheiten arrangieren muss.
Für so eine Person kommt der Brexit mit den sich anbahnenden Desaster ideal. Jeder Eurokritiker und jeder EU-Skeptiker (übrigens, mein Nick bezieht sich nicht darauf!) kann jetzt fröhlich in diesen Ecke gestellt werden und öffentlich lächerlich gemacht werden durch den Vergleich mit den Briten.
In den Augen des nicht tiefer analysierenden Publikums steht man damit super dar.
Doch auch bei den Leuten, die ein bisschen weiter denken, wird der Brexit die Wahrnehmung verändern. Die Kosten eines Beitritts in der EU werden uns klar und eindeutig vor Augen geführt, während die möglichen Schäden durch eine EU-Mitgliedschaft nicht klar auszumachen sind.
Wenn wir jetzt einen sehr rationalen Gegenspieler betrachten, der also die EU ablehnt, aber nicht um jeden Preis, so haben wir auch den eingeschütert. Die Kosten für den Ausstieg aus der Union sind zwischen zu hoch. Zu viele Regelungen müssten neu verhandelt werden, zu viele Institutionen arbeiten nur noch Europäisch usw.
Und die Union ist nicht bereit, einen Exiter entgegen zu kommen, eher im Gegenteil. Man freut sich, dem noch eines auszuwischen. Wenn man das schon gegenüber GB zeigt, was bedeutet es denn erst für ein Land wir Romänien oder Griechenland?
Wie gesagt, für die EU-Anhänger wird das ein Sieg auf ganzer Linie.
Besonders, wenn jetzt noch der Irland-Konflikt wieder erstarken sollte.
Kameldieb schrieb:Langfristig würde ich niemals gegen Staaten wetten, die ihre Interessen notfalls militärisch durchsetzen könnten. Niemals.
Militär ist keinen Pfifferling in dieser Konfrontation wert. Das sollte dir auch klar sein.
(31.01.2019, 21:33)F.I.A.S.C.O. schrieb: Das wiederum wäre dann wohl nur der Auftakt zu einer breiten populistischen Gegenbewegung und würde in vielen Ländern Widerstand gegen Austeritätspolitik und zu Verteilungskämpfen führen.
Man muss hier schon zwischen den südlichen Ländern (Italien, Spanien, Griechenland und auch Frankreich) und den nördlichen Ländern (Deutschland, Niederlande, "nordischer Raum") unterscheiden.
Der Populismus im Süden bezieht sich darauf, dass man keine Kürzungen hinnehmen will, im Norden darauf, dass man nicht für die Länder im Süden zahlen will...
Übrigens gehe ich davon aus, dass die Zahlung für den Süden eher zunehmen werden, da das Königreich jetzt weg ist... Macrons Vorschläge laufen ja schon in diese Richtung.
F.I.A.S.C.O. schrieb:Schöne Aussichten, aber wir (EU & brit. Parlament) haben ja noch Zeit bis zum 29.3.
Bis dahin werden sich die Ausgangsbedingungen nicht so groß ändern. Die wesentlichen Fakten liegen eigentlich alle auf den Tisch, die einzigen beiden unsicheren Punkte sind das britische Parlament und die Pläne der EU-Unterhändler. Wobei bei denen die Hände auch relativ gebunden sein dürfen, eigentlich hat nur das Parlament völlige Freiheit.
Lustig wird es, wenn GB jetzt den Austrittsantrag zurückzieht... Das wäre der Sieg der Europa-Föderalisten, "seht her, es geht nicht ohne uns!".