
RE: BASF
| 22.05.2024, 13:06 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.05.2024, 13:59 von boersenkater.)Zitat:„Totalverlust“?
Die China-Wette von BASF wird immer riskanter
Veröffentlicht am 28.04.2023
Von Andreas Macho
Reporter Wirtschaft & Innovation
Der weltweit größte Chemiekonzern BASF steckt in der Zwickmühle: In Europa stockt das Wachstum, gleichzeitig wird der Expansionskurs in China angesichts eines möglichen Angriffs auf Taiwan zunehmend riskant. Vor allem eine Eigenheit macht den Chemie-Riesen besonders schwerfällig.
Die Wachstumshoffnung von Martin Brudermüller, Vorstandschef des weltweit größten Chemiekonzerns BASF, findet sich rund 9000 Kilometer entfernt vom Stammsitz des Konzerns in Ludwigshafen. Im chinesischen Zhanjiang baut BASF für rund zehn Milliarden US-Dollar ein Werk, das die Dimension einer Kleinstadt hat. Über neun Quadratkilometer soll sich das „Hightech-Verbundwerk“ erstrecken. Die Kapazitäten allein der Ethylen-Produktion sollen sich auf eine Million Tonnen pro Jahr belaufen.
Das Verbundwerk in Zhanjiang soll der weltweit drittgrößte Standort von BASF werden. Zugleich gilt das Werk bereits jetzt als die umstrittenste Investition des deutschen Chemiekonzerns. Denn angesichts der politischen Spannungen zwischen China und Taiwan wird die Zukunftshoffnung von BASF zunehmend zum Hochrisikoprojekt.
So warnt Arne Rautenberg, Portfoliomanager bei Union Investment, im Vorfeld der Hauptversammlung des Konzerns am Donnerstag vor einem möglichen „Totalverlust des China-Geschäfts“, falls es zwischen den beiden Ländern tatsächlich zu einem Krieg kommt.
BASF-Chef Brudermüller befindet sich damit in einer Zwickmühle. Denn in Europa, wo der Chemiekonzern rund 40 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet, stockt das Wachstum. Zu schaffen machen dem Konzern hauptsächlich die Rohstoff- und Energiepreise, die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine massiv gestiegen sind.
BASF spricht in seinem aktuellen Geschäftsbericht von einem „deutlichen Ergebnisrückgang“ im europäischen Absatzmarkt. Als Konsequenz kündigte Brudermüller ein Sparprogramm an, das jährliche Einsparungen von 500 Millionen Euro außerhalb der Produktion erbringen soll.
Betroffen ist auch der Standort Ludwigshafen. Dort hat BASF bereits Produktionsanlagen gedrosselt. Zudem sollen rund 700 Stellen in der Produktion gestrichen werden.
Mit Kritik am wirtschaftlichen Umfeld in Europa geizt der BASF-Geschäftsbericht nicht. Demnach habe nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine „deutlich gemacht, dass viele dringend nötige Modernisierungsanstrengungen in Deutschland und Europa zu lange hinausgezögert wurden – von der Digitalisierung über den schleppenden Ausbau der erneuerbaren Energien bis hin zu den notwendigen Investitionen in die Infrastruktur“.
Zudem könne der Konzern es sich laut Geschäftsbericht nicht mehr leisten, dass „Genehmigungsprozesse eine Dekade dauern oder Projekte zerredet“ würden. Doch wie will Brudermüller den Konzern auf Wachstumskurs bringen, wenn es in Europa hakt und China zum unabsehbaren Risiko wird?
Portfoliomanager Rautenberg übt harsche Kritik vor allem an der Entwicklung des Aktienkurses von BASF. „Lange war die BASF eine Erfolgsgeschichte an der Börse, aber das gilt inzwischen nicht mehr“, heißt es in der Stellungnahme von Rautenberg, die er am Donnerstag auf der Hauptversammlung von BASF verlesen wird.
Mit Blick auf die vergangen zehn Jahre spricht Rautenberg von einer „verlorenen Dekade“ für die Aktionäre des Konzerns. So liege die kumulierte Gesamtrendite über die vergangenen zehn Jahre bei nur 13 Prozent, während der Aktienindex Dax im selben Zeitraum ein Plus von 107 Prozent geschafft habe. Der globale Chemiesektor habe in dem Zeitraum sogar ein Plus von 151 Prozent geschafft.
Gerade mit Blick auf die Verluste des Konzerns in Russland, wo BASF durch seine Beteiligung am Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea Milliardenbeträge abschreiben musste, warnt Rautenberg vor einem mangelnden Risikobewusstsein über den Expansionskurs in China.
„Einen solchen Schlag ins Kontor wie mit dem Totalverlust des Russland-Geschäfts möchten die BASF-Aktionäre nicht noch einmal erleben müssen“, sagt Rautenberg. Brudermüller wirft er vor, „unbeirrt“ an seiner China-Strategie festzuhalten, obwohl diese am Kapitalmarkt als „Hochrisikostrategie“ gesehen würde.
Brudermüller hält unbeirrt am China-Abenteuer fest
Rautenberg verweist zudem auf Aussagen von Brudermüller von Februar, als dieser bei der Bilanzpressekonferenz zugab, dass ein möglicher Angriff Chinas auf Taiwan zu einem Totalverlust des China-Geschäfts führen könnte.
Wie unbeirrt Brudermüller an seinem China-Abenteuer festhält, zeigt auch dessen Umgang mit internen Kritikern. Vorstandsmitglied Saori Dubourg, die gegen den Ausbau in China gestimmt hatte, räumte im Februar ihren Posten bei BASF.
Offiziell hieß es, dass Dubourg „im besten Einvernehmen“ aus dem Konzern ausscheide. Gleichzeitig wäre ihr Vertrag noch bis 2025 gelaufen. Ein Konflikt mit Brudermüller über den China-Kurs gilt Beobachtern als wahrscheinlich.
Ulrich Hocker, Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), sieht zwar ebenfalls Risiken im China-Kurs von Brudermüller. Doch Hocker betont auch, dass BASF damit kein „lebensbedrohliches Risiko“ eingehe. „Angesichts des Eigenkapitals des Konzerns von 60 Milliarden Euro wäre ein Totalausfall der Investition von rund 10 Milliarden Euro in China zumindest verkraftbar“, so Hocker.
Auch Cornelia Zimmermann, Analystin bei der Fondsgesellschaft Deka Investment, sieht in der Fokussierung der BASF auf China Risiken. Zugleich verweist Zimmermann auf die Vorteile des Standorts China: „Der chinesische Wachstumsmarkt ist für BASF kaum durch andere Märkte zu ersetzen“, so Zimmermann.
Allerdings übt die Analystin Kritik an der Art des Investments: „Das System des Verbundstandorts ist schwerfällig. Dadurch wird es für BASF schwierig, schnell auf eine geänderte politische Lage in China zu reagieren“, so Zimmermann.
Für BASF gäbe es vor allem eine Lösung
Zudem betont sie, dass die China-Expansionspläne keineswegs allein auf Brudermüller zurückgingen, sondern BASF bereits seit Mitte der 1990er-Jahre entsprechende Standortpläne in China verfolge.
Angesichts der aktuellen politischen Spannungen fordert Zimmermann, dass der Konzern sich geografisch breiter aufstellen sollte. „BASF sollte in Asien breiter aufgestellt sein, dafür bieten sich beispielsweise die Standorte Singapur, Indonesien oder Indien an“, so Zimmermann.
Auch Portfoliomanager Rautenberg zeigt sich skeptisch, ob die großen Verbundstandorte „noch zeitgemäß und zukunftsfähig“ sind. „Ist der Tanker BASF zu träge geworden, um in einem Umfeld externen Schocks schnell reagieren und gegensteuern zu können“, fragt Rautenberg. Brudermüller wird darauf auf der Hauptversammlung Antworten liefern müssen.
https://www.welt.de/wirtschaft/article24...anter.html
Mercedes hatte Chrysler
Deutsche Bank hatte Ackermann
Bayer hat Monsanto
Mal schauen wie es bei BASF läuft....

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