Ich interessiere mich schon seit Anfang der 90er für Börse. Als dann das Internet rauskam hab ich immer wieder mal an diversen Börsenspielen teilgenommen, aber nie was gewonnen, weil ich hab da so gespielt als wenn es mein eigenes echtes Geld wäre. Mit der Einstellung hast Du bei diesen Spielen keine Chance gegen die Zocker ^^
2012 hatte ich dann nach längerer Zeit mal wieder Kontakt zu einem Russen den ich von früher schon kannte und der sich im Anlagebereich selbständig gemacht hatte. Nichts weltbewegendes, der kauft über Newsletter die Tips von Analysten ein und vermittelt die weiter an seine Kunden. Aber er zeigte mir den Metatrader 4, und dass man damit Testaccounts betreiben kann. Da war meine Neugier natürlich geweckt. 2014 hatte ich dann ein wenig Zeit und ein paar Euro übrig und hab mich intensiver damit beschäftigt. Habe 180 Euro in die Hand genommen und händisch ein wenig getradet. Nach 'nem halben Jahr war ich immerhin bei 300 Euro, hab mir 100 ausgezahlt und weitergemacht, bin dann aber nie mehr über 300 gekommen. Hab dann das Echtgeld erst mal ruhen lassen und mit Testaccounts herumprobiert. Irgendwann 2016 saß ich dann mal Mittwochs abends gegen 19 Uhr am PC, als der EURUSD wie wild ausschlug. Wenn der um 19 Uhr bei 1,12000 (schreib ich einfach mal so aus dem Bauch raus, müsste ich genau nachschlagen, ist aber auch nicht wichtig) stand gings in der nächsten Sekunde 200 Punkte rauf! Und noch weiter. Nach 30 Sekunden stand der bei 1,12600 und ab da wurde es dann etwas langsamer. Bei 1,12700 (nach 2-3 Minuten) war dann Schluss und es ging den ganzen Weg wieder runter. 1,12400... 1,12200... 1,12000... 1,11700... 1,11400... irgendwo da blieb er dann wieder stehen und nach einer kleinen Verschnaufpause gings dann wieder hoch, nicht ganz so weit wie beim ersten mal, aber doch. Nach ~30 Minuten kehrte Ruhe ein und der Kurs stabilisierte sich bei.... 1,12000
Und ich saß da (ich glaub sogar mit offenem Mund) und dachte "Was war DAS denn??"
Auflösung: Es war ein Tag an dem die FED ihre Zinsentscheidung bekanntgab. Und 2016 war die Situation so, dass wohl jeder sagte, dass die FED vor der Wahl (die war ja 2016) nichts mehr ändern würde, aber einige haben halt doch drauf spekuliert dass sie was ändern. Und die Frau Yellen, die damals noch die Vorsitzende der FED war, verstand es exzellent, bei ihren statements viel zu reden, aber nichts zu sagen und so diese Bewegungen noch anzufeuern.
Jedenfalls saß ich da und überlegte, wie man diese Bewegungen nutzen könne. Dazu war die erste Überlegung: Kann man diese Bewegungen irgendwie prognostizieren? Diese Frage war am einfachsten zu beantworten: Nö, kann man nicht (natürlich nicht!).
Da ich also nun wusste was unmöglich ist, bin ich einen Schritt tiefer gegangen und habe überlegt, was denn schwierig, aber möglich ist. Da kam die nächste Theorie: Wenn man nicht prognostizieren kann in welche Richtung der Chart läuft, warum dann nicht beide Richtungen kaufen? Klingt selten dämlich, ich weiß, aber das war meine Arbeitshypothese.
Nach gefühlt 10 Sekunden Überlegung war dann aber klar: Nee, kann ja nix bringen, weil das Plus des einen immer nur das Minus des anderen ausgleicht.
Nächste Arbeitshypothese: StopLoss-Limits setzen, sodass der eine Trade geschlossen wird und mit dem anderen dem Trend folgen.
Siehe da... funktioniert. Aber auch nur 2 oder 3 mal, dann wieder nicht. Verdammter Mist. Neuer Test-Account, 4 mal Erfolg, dann bumm. Noch ein Test-Account, wieder beim 2. mal crash.
Neue Arbeitshypothese: Wenn StopLoss-Limits nicht funktionieren, vielleicht funktionieren TakeProfit-Limits?
Getestet, funktioniert 2 mal, 3 mal, 5 mal, 10 mal, beim 12. oder 13. mal nicht mehr.
Weiter getestet mit schwankendem Erfolg, aber mehr Erfolg als bei StopLoss.
Was hab ich draus gelernt: Take Profit ist an der STelle sinnvoller als StopLoss, also in dieser Richtung weiter getestet.
Ich könnte das jetzt noch 'ne halbe Stunde fortführen, irgendwann wirds dann langweilig, ich will damit nur sagen, ich hab mich von ganz klein hochgehangelt. Immer selbstkritisch untersucht wo ich einen Denkfehler habe und in welche Richtung ich weiter analysieren muss.
Und dann kam irgendwann (war so gefühlt nach 3 Monaten) der Gedanke "Der Wladimir hat doch was davon erzählt man könne da ein Programm schreiben, das die Strategie ausführt". Also in Youtube danach gesucht und ein gut erklärendes Tut gefunden und ein Programm geschrieben. Das war ein RIESENFortschritt, denn bis dahin hatte ich das alles händisch gemacht und ganz ehrlich: auf Dauer ist das nervig. 14 bis 15 Stunden am Tag vorm PC sitzen und auf Ereignisse warten... das ist auch kein Leben.
Vor allem konnte ich mit Hilfe des Programms mehrere Test-Accounts parallel laufen lassen. Mit unterschiedlichen Präferenzen und unterschiedlichen Einstellungen. Und das war schlussendlich der Durchbruch. Ende 2017 hab ich dann eine "finale Version" gehabt, die ich bis Frühjahr 2019 habe durchlaufen lassen. Gestartet mit 5.000 Euro, am Ende warens 1,8 Millionen. Insgesamt knappe 30.000 trades (weiß ich deswegen so genau, weil ich die Auswertungen der Test-Accounts immer über Excel gemacht habe und die Anzahl der Trades mitgezählt hab). Daran sieht man: Es war viel "klein-klein", ich habe also von Anfang an auf kleine Gewinne gesetzt, davon aber möglichst viele (mein Standardspruch bei Freunden und Bekannten:"Lieber kleine Gewinne als große Verluste").
Mir kam es auf Langfristigkeit und Beständigkeit an, nicht auf "die schnelle Mark" (siehe auch den Spruch von Kostolany weiter oben).
Lange Rede, also zum Fazit: Ich glaube heute, dass das Bewusstsein für Langfristigkeit und Wiederholbarkeit einer Strategie der Schlüssel ist um auf Dauer mit Trading Gewinne zu erzielen. Natürlich hab auch ich Verluste gehabt. Habs oben schon geschrieben, der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Spreizung unterschiedlich hoher Infaltionswerte in den einzelnen Währungen hat mir ziemliche Verluste gebracht. Aber gerade deshalb ist momentan ein Lauf mit dem Strategietester interessant, denn in den letzten Jahren hat man so ziemlich jeden Mist dabei: weltweite Pandemie, rasant ansteigende Inflation, Krieg, unterbrochene Lieferketten, Zinsanhebungen und -senkungen, etc. pp.
Ich hoffe das war jetzt nicht zu langweilig zu lesen und ich habe Worte gefunden, die Dich zu eigenständigem Denken anregen, vielleicht hast Du zwischen den Zeilen etwas gelesen was Dir auch weiterhilft. Das würde mich freuen.
2012 hatte ich dann nach längerer Zeit mal wieder Kontakt zu einem Russen den ich von früher schon kannte und der sich im Anlagebereich selbständig gemacht hatte. Nichts weltbewegendes, der kauft über Newsletter die Tips von Analysten ein und vermittelt die weiter an seine Kunden. Aber er zeigte mir den Metatrader 4, und dass man damit Testaccounts betreiben kann. Da war meine Neugier natürlich geweckt. 2014 hatte ich dann ein wenig Zeit und ein paar Euro übrig und hab mich intensiver damit beschäftigt. Habe 180 Euro in die Hand genommen und händisch ein wenig getradet. Nach 'nem halben Jahr war ich immerhin bei 300 Euro, hab mir 100 ausgezahlt und weitergemacht, bin dann aber nie mehr über 300 gekommen. Hab dann das Echtgeld erst mal ruhen lassen und mit Testaccounts herumprobiert. Irgendwann 2016 saß ich dann mal Mittwochs abends gegen 19 Uhr am PC, als der EURUSD wie wild ausschlug. Wenn der um 19 Uhr bei 1,12000 (schreib ich einfach mal so aus dem Bauch raus, müsste ich genau nachschlagen, ist aber auch nicht wichtig) stand gings in der nächsten Sekunde 200 Punkte rauf! Und noch weiter. Nach 30 Sekunden stand der bei 1,12600 und ab da wurde es dann etwas langsamer. Bei 1,12700 (nach 2-3 Minuten) war dann Schluss und es ging den ganzen Weg wieder runter. 1,12400... 1,12200... 1,12000... 1,11700... 1,11400... irgendwo da blieb er dann wieder stehen und nach einer kleinen Verschnaufpause gings dann wieder hoch, nicht ganz so weit wie beim ersten mal, aber doch. Nach ~30 Minuten kehrte Ruhe ein und der Kurs stabilisierte sich bei.... 1,12000
Und ich saß da (ich glaub sogar mit offenem Mund) und dachte "Was war DAS denn??"
Auflösung: Es war ein Tag an dem die FED ihre Zinsentscheidung bekanntgab. Und 2016 war die Situation so, dass wohl jeder sagte, dass die FED vor der Wahl (die war ja 2016) nichts mehr ändern würde, aber einige haben halt doch drauf spekuliert dass sie was ändern. Und die Frau Yellen, die damals noch die Vorsitzende der FED war, verstand es exzellent, bei ihren statements viel zu reden, aber nichts zu sagen und so diese Bewegungen noch anzufeuern.
Jedenfalls saß ich da und überlegte, wie man diese Bewegungen nutzen könne. Dazu war die erste Überlegung: Kann man diese Bewegungen irgendwie prognostizieren? Diese Frage war am einfachsten zu beantworten: Nö, kann man nicht (natürlich nicht!).
Da ich also nun wusste was unmöglich ist, bin ich einen Schritt tiefer gegangen und habe überlegt, was denn schwierig, aber möglich ist. Da kam die nächste Theorie: Wenn man nicht prognostizieren kann in welche Richtung der Chart läuft, warum dann nicht beide Richtungen kaufen? Klingt selten dämlich, ich weiß, aber das war meine Arbeitshypothese.
Nach gefühlt 10 Sekunden Überlegung war dann aber klar: Nee, kann ja nix bringen, weil das Plus des einen immer nur das Minus des anderen ausgleicht.
Nächste Arbeitshypothese: StopLoss-Limits setzen, sodass der eine Trade geschlossen wird und mit dem anderen dem Trend folgen.
Siehe da... funktioniert. Aber auch nur 2 oder 3 mal, dann wieder nicht. Verdammter Mist. Neuer Test-Account, 4 mal Erfolg, dann bumm. Noch ein Test-Account, wieder beim 2. mal crash.
Neue Arbeitshypothese: Wenn StopLoss-Limits nicht funktionieren, vielleicht funktionieren TakeProfit-Limits?
Getestet, funktioniert 2 mal, 3 mal, 5 mal, 10 mal, beim 12. oder 13. mal nicht mehr.
Weiter getestet mit schwankendem Erfolg, aber mehr Erfolg als bei StopLoss.
Was hab ich draus gelernt: Take Profit ist an der STelle sinnvoller als StopLoss, also in dieser Richtung weiter getestet.
Ich könnte das jetzt noch 'ne halbe Stunde fortführen, irgendwann wirds dann langweilig, ich will damit nur sagen, ich hab mich von ganz klein hochgehangelt. Immer selbstkritisch untersucht wo ich einen Denkfehler habe und in welche Richtung ich weiter analysieren muss.
Und dann kam irgendwann (war so gefühlt nach 3 Monaten) der Gedanke "Der Wladimir hat doch was davon erzählt man könne da ein Programm schreiben, das die Strategie ausführt". Also in Youtube danach gesucht und ein gut erklärendes Tut gefunden und ein Programm geschrieben. Das war ein RIESENFortschritt, denn bis dahin hatte ich das alles händisch gemacht und ganz ehrlich: auf Dauer ist das nervig. 14 bis 15 Stunden am Tag vorm PC sitzen und auf Ereignisse warten... das ist auch kein Leben.
Vor allem konnte ich mit Hilfe des Programms mehrere Test-Accounts parallel laufen lassen. Mit unterschiedlichen Präferenzen und unterschiedlichen Einstellungen. Und das war schlussendlich der Durchbruch. Ende 2017 hab ich dann eine "finale Version" gehabt, die ich bis Frühjahr 2019 habe durchlaufen lassen. Gestartet mit 5.000 Euro, am Ende warens 1,8 Millionen. Insgesamt knappe 30.000 trades (weiß ich deswegen so genau, weil ich die Auswertungen der Test-Accounts immer über Excel gemacht habe und die Anzahl der Trades mitgezählt hab). Daran sieht man: Es war viel "klein-klein", ich habe also von Anfang an auf kleine Gewinne gesetzt, davon aber möglichst viele (mein Standardspruch bei Freunden und Bekannten:"Lieber kleine Gewinne als große Verluste").
Mir kam es auf Langfristigkeit und Beständigkeit an, nicht auf "die schnelle Mark" (siehe auch den Spruch von Kostolany weiter oben).
Lange Rede, also zum Fazit: Ich glaube heute, dass das Bewusstsein für Langfristigkeit und Wiederholbarkeit einer Strategie der Schlüssel ist um auf Dauer mit Trading Gewinne zu erzielen. Natürlich hab auch ich Verluste gehabt. Habs oben schon geschrieben, der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Spreizung unterschiedlich hoher Infaltionswerte in den einzelnen Währungen hat mir ziemliche Verluste gebracht. Aber gerade deshalb ist momentan ein Lauf mit dem Strategietester interessant, denn in den letzten Jahren hat man so ziemlich jeden Mist dabei: weltweite Pandemie, rasant ansteigende Inflation, Krieg, unterbrochene Lieferketten, Zinsanhebungen und -senkungen, etc. pp.
Ich hoffe das war jetzt nicht zu langweilig zu lesen und ich habe Worte gefunden, die Dich zu eigenständigem Denken anregen, vielleicht hast Du zwischen den Zeilen etwas gelesen was Dir auch weiterhilft. Das würde mich freuen.