RE: Was die Märkte bewegt - News, Infos, Meldungen, Analysen, Kommentare & Interessantes
| 19.12.2024, 23:57 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.12.2024, 00:09 von boersenkater.)https://finviz.com/published_map.ashx?t=..._165110242
Zitat:Dow & Co.
Weiter viel Skepsis an der Wall Street
Stand: 19.12.2024 22:49 Uhr
Die US-Märkte haben nach dem Zinsschock des Vortages zwar einen Erholungsversuch gestartet, konnten stärkere Gewinne aber nicht ins Ziel retten. Der Dow Jones beendete immerhin eine historische Negativserie....
Die Fed im Fokus
Auch die Street verarbeitete natürlich primär die Zinsaussagen der Notenbank Federal Reserve (Fed) vom Vorabend. Statt der am Markt erhofften vier Leitzinssenkungen im kommenden Jahr werde es, Stand jetzt, im besten Fall wohl nur noch zwei geben, konstatiert Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. Und obwohl Notenbankchef Jerome Powell den potenziellen Schuldigen nicht direkt beim Namen genannt habe, zielten die Aussagen auf die zu erwartende "Zollpolitik eines US-Präsidenten Donald Trump".
"Shutdown" droht
Wegen eines Streits über den Haushalt droht in den USA derweil ein "shutdown", ein Ausgabenstopp auf Bundesebene, der einen Verwaltungsstillstand zur Folge haben könnte. Während der unter Zeitdruck geführten Debatte darüber im Kongress hat der designierte Präsident Donald Trump eine komplette Abschaffung der Schuldenobergrenze - dem "debt ceiling" - gefordert.
Der Kongress legte 1939 erstmals eine Obergrenze für die Verschuldung fest, damals bei 45 Milliarden Dollar. Sie musste seither 103 Mal angehoben werden, da die Ausgaben die Steuereinnahmen überstiegen. Notwendig ist dazu immer ein neues Gesetz. Kritiker fordern seit Jahrzehnten eine Reform oder die Abschaffung der Grenze. Befürworter befürchten dann einen kompletten Zusammenbruch der Ausgabendisziplin.
US-Arbeitsmarkt bleibt robust
Unterdessen trudelten frische Daten ein, denenzufolge die US-Wirtschaft im dritten Quartal schneller gewachsen ist als bisher geschätzt. Gleichzeitig sanken die wöchentlichen Arbeitslosenzahlen stärker als erwartet, was mit einer allmählichen Abkühlung der Arbeitsmarktlage übereinstimmt. Die wöchentlichen Hilfsanträge sanken in der vergangenen Woche um 22.000 auf 220.000, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 230.000 Anträgen gerechnet.
Der Zinsausblick der Fed trage einer robusten US-Wirtschaft Rechnung, sagte JoAnne Bianco, Anlagestrategin bei Bondbloxx. "Das deutet darauf hin, dass die Fed die anhaltende bemerkenswerte Stärke der US-Wirtschaftslage anerkennt und dass weitere Leitzinssenkungen möglicherweise nicht erforderlich sind."
DAX sackt unter 20.000 Punkte
Die jüngsten Zinsprognosen der US-Notenbank Fed haben der Jahresendrallye am deutschen Aktienmarkt heute einen schweren Dämpfer verpasst. Der Leitindex DAX rutschte um 1,35 Prozent ab auf 19.969 Punkte und schloss damit nur leicht oberhalb seines Tagestiefs bei 19.959 Zählern.
Der Index sackte damit auch auf Basis der Schlusskurse unter die runde Marke von 20.000 Punkten, die er mit viel Euphorie erst Anfang des Monats nach langem Aufwärtstrend überwunden hatte. Selbst eine freundliche Wall-Street-Eröffnung half nicht. Der MDAX der mittelgroßen Werte verlor noch deutlicher um 1,62 Prozent auf 25.428 Punkte.
Fed-Zinsprojektion sorgt für Ernüchterung
Die Fed senkte gestern wie erwartet zum dritten Mal in Folge ihren Leitzins - sagte aber für das kommende Jahr wegen der hartnäckig erhöhten Inflation weniger Zinssenkungen als bisher voraus. "Eine derart starke Zurücknahme der Zinssenkungsprojektionen hatten wohl wenige am Radar", heißt es von der Landesbank LBBW.
"Die Entscheidungen der Fed haben an den Finanzmärkten Spuren hinterlassen", schrieben die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Die Zinssenkungserwartungen seien nochmals gedämpft worden, obwohl sich diese bereits seit Oktober merklich zurückgebildet hätten.
Inflationsängste bleiben erhalten - Trump-Programm im Fokus
Völlig aus dem Nichts kamen die Ankündigungen von Fed-Chef Powell aber nicht, vor allem nach dem Wahlerfolg von Donald Trump Anfang November. Denn die Kehrseite seiner angekündigten Zölle und Steuersenkungen dürfte nach Ansicht vieler Experten und Marktbeobachter eine zumindest hartnäckige, wenn nicht gar weiter steigende Inflation sein.
Powell sagte in seiner anschließenden Rede, einige Währungshüter überlegten, wie sich Trumps Pläne - etwa höhere Zölle und niedrigere Steuern - auf ihre Politik auswirken könnten.
"Die Risiken, die hier eindeutig bestehen und teilweise unausgesprochen bleiben, sind die, die die Trump-Administration in Bezug auf den Inflationsdruck auf den Tisch legen könnte", sagte Rob Thompson von RBC Capital Markets.
Euro schwächelt
Von weihnachtlicher Besinnlichkeit war auch heute am Devisenmarkt nichts zu spüren, im Gegenteil. Die Aussicht auf eine weniger lockere Geldpolitik in den USA treibt weiter den Dollar an und belastet den Euro entsprechend.
Wichtiger sei jedoch aus Sicht des Devisenmarktes die Anhebung der Inflationsprognosen seitens der Fed gewesen, schrieb Analyst Volkmar Baur von der Commerzbank. Denn Notenbankchef Jerome Powell habe den Eindruck hinterlassen, dass die Teuerung wieder der Hauptfokus der Notenbank sei.
Während der Arbeitsmarkt Baur zufolge so eingeschätzt wird, dass er in einer guten Verfassung ist, müsste man bei der Inflation noch weitere Fortschritte sehen, um die Zinsen weiter zu senken. Einen solchen Fortschritt gäben die Prognosen allerdings nicht her.
Schon im europäischen Handel war der Euro ab dem Nachmittag wieder zurückgefallen und handelte zuletzt im US-Handel bei 1,0362 Dollar nahe Tagestief. Schon gestern war die Gemeinschaftswährung kräftig unter Druck geraten. Am späten Abend kostete ein Euro 1,0354 Dollar - 1,3 Prozent weniger als am Dienstag. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0395 (Mittwoch: 1,0496) Dollar fest.
Bank of England verzichtet auf Zinssenkung
Die britische Notenbank verzichtete derweil angesichts der hartnäckigen Inflation auf eine dritte Zinssenkung in diesem Jahr. Der Schlüsselzins wurde am Donnerstag bei 4,75 Prozent belassen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten damit gerechnet. Die Entscheidung fiel jedoch in dem neunköpfigen geldpolitischen Ausschuss nicht einstimmig.
Notenbankchef Andrew Bailey sagte nach der Entscheidung, man müsse bei der Senkung der Zinsen am "schrittweisen Ansatz" festhalten. "Angesichts der gestiegenen Unsicherheit in der Wirtschaft können wir keine Aussage dazu machen, wann und um wie viel wir die Zinsen im kommenden Jahr senken werden", fügte er hinzu. Ökonomen zeigten sich überrascht, dass die Entscheidungsträger in der Bank of England (BoE) zunehmend gespalten ist. Das Pfund zeigt sich zum Dollar zuletzt schwächer bei 1,2496 Dollar.
Deutsche Wirtschaft dürfte im Schlussquartal schrumpfen
Schlechte Nachrichten gibt es derweil erneut für die deutsche Wirtschaft: Das vom Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ermittelte Konjunkturbarometer steigt im Dezember zwar um 2,7 Punkte zum Vormonat, liege aber mit 86,4 Zählern weiterhin deutlich unter der neutralen 100-Punkte-Marke, so die Berliner Forscher heute:
"Somit schließt die deutsche Wirtschaft das Jahr trotz dieses kleinen Lichtblicks schwach ab", lautet das Fazit des DIW. Im zu Ende gehenden vierten Quartal dürfte das Bruttoinlandsprodukt leicht sinken, unter anderem weil die Binnennachfrage schwächele und auch von den Exporten kein Schub komme.
So steigt auch die Kauflaune der deutschen Verbraucher zwar leicht, das für Januar berechnete Konsumbarometer kletterte um 1,8 Punkte auf minus 21,3 Zähler, wie GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) mitteilten. Einen Konsumboom erwarten die Experten aber nicht. "Dazu ist die Verunsicherung der Konsumenten derzeit noch zu groß", sagte NIM-Exerte Rolf Bürkl.
"Wirtschaftskrise hinterlässt Spuren"
Auftragsflaute und Konjunkturkrise lassen auch die Unternehmen zurückhaltender werden: Das ifo-Beschäftigungsbarometer, das die Personalplanungen für die nächsten drei Monate erfasst, fiel im Dezember auf 92,4 Punkte, wie das Münchner ifo-Institut heute mitteilte. Insbesondere in der Industrie hinterlässt die wirtschaftliche Krise demnach ihre Spuren bei der Personalplanung. "Immer weniger Unternehmen bauen Personal auf", sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen.
Steigende Kosten und Auftragsmangel zwingen zudem immer mehr Unternehmen in Deutschland zur Geschäftsaufgabe. Im November stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen um 12,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. "Die Wirtschaftskrise hinterlässt weiterhin tiefe Spuren", sagte dazu der Mittelstandsexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Marc Evers.
Ernüchterung in Sachen Bitcoin
Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell, dass die Zentralbank selbst keine Bitcoin halten dürfe und auch keine entsprechende Gesetzesänderung fordere, haben Bitcoin sowie Kryptowährungs- und Blockchain-bezogene Aktien auf Talfahrt geschickt. Bei volatilem Handel wurden zuletzt 97.700 Dollar bezahlt, ein Minus von über 2,3 Prozent.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/fin...t-110.html
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