RE: Strom- und Gaspreise
| 23.01.2025, 15:19 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.01.2025, 15:21 von Lancelot.)(23.01.2025, 15:08)Bucketeer schrieb: Ansonsten ist die Strombörse nur ein neoliberaler Wunschtraum...Ich saß mehr als 5 Jahre im Handelsraum eines EVs. Und muss sagen: da hast du viele Sachen doch recht ordentlich aus dem Augenwinkel beobachtet :)
Die klassischen Kraftwerksbetreiber produzieren nur für den Eigenbedarf und die Netzstabilität. Gibt es dann noch Reserven, kommen befreundete Unternehmen mit "Fahrplänen" zum Zug. "Du, bei uns ist ein Kessel ausgefallen, könnt Ihr mal für ein Vierteljahr..."
An der Börse werden nur nicht vermeidbare Überschüsse vertickt, quasi als Resterampe. Niemand wirft für drei Tage ein Kraftwerk an, nur weil der Strom an der Börse gerade teuer ist!
Mit irgendwelchen Geizhälsen, die sich billig an der Börse eindecken wollen, gibt es null Mitleid.
Irgendwo dazwischen gibt es noch die OTC Energiehändler...ich vermute, dass man ihnen ab und zu auch ein Bröckchen zuwirft, um im Geschäft zu bleiben.
Kann natürlich sein, dass ich da was falsch aufgeschnappt habe. Hab mal für ein IT-Projekt ein paar Monate im Trading-Raum eines EV gesessen und das nur aus den Augenwinkeln beobachtet...
Die EEX ist in vielerlei Hinsicht Affentheater. Liquidität ist oft armselig. Da ist kein echter Wettbewerb um Positionen. Die großen 4 EVs wollten das auch nie. Das hat man denen quasi aufgezwungen. Das ist wie immer im Strommarkt-Oligopol: tu ich dir nix, tust du mir nix.
Aber der Day Ahead Markt/Spot ist schon relevant un praktisch. Das nutzen auch die Direktvermarkter viel. Und wir/meine Kunden auch.
Was du falsch verstanden hast: der OTC Markt ist nach wie vor der führende Form in dem Strom gehandelt wird. Wenn das befreundete Unternehmen einspringt, dann ist das in der Regel genau das. Telefon und Deal aushandeln.
Ist beim Bernnstoff (Steinkohle, Gas) ähnlich. Gehedged wird an den großen Märkten. Gekauft wird im Baumarkt
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