Zitat:Welthandel
Trump nimmt im Handelsstreit auch Wechselkurse ins Visier
Die USA wollen gegen Handelspartner mit weicher Währung vorgehen, dazu zählt derzeit auch die Eurozone. Finanzminister Bessent stellt deren Recht infrage, "eine schwache Währungspolitik verfolgen zu dürfen"
Alexander Hahn
17. Februar 2025
Die von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikte mit diversen Einfuhrsteuern ziehen nun immer weitere Kreise. In Trumps Augen könnten sich Länder im grenzüberschreitenden Handel auch mit tiefen Wechselkursen Vorteile gegenüber den USA verschaffen, weshalb die US-Regierung diesen Bereich ebenfalls ins Visier nimmt. "Wir schauen uns auch Währungsmanipulationen an", sagte Finanzminister Scott Bessent Ende vergangener Woche. "Die USA verfolgen eine Politik des starken Dollar", erklärte er in einem Interview. "Aber nur weil wir eine solche Dollar-Politik haben, bedeutet das nicht, dass andere Länder eine schwache Währungspolitik verfolgen dürfen."
Der US-Dollar hat in den vergangenen Monaten an Wert gewonnen – auch gegenüber dem Euro ließ der Greenback die Muskeln spielen. Das liegt unter anderem an den Inflationsrisiken, die von den geplanten hohen Zöllen auf Importe ausgehen. Dadurch dürften Einfuhren teurer werden. Die US-Notenbank hat auch deshalb signalisiert, ihre Hochzinspolitik fortzusetzen. Dadurch wird der Dollar für Anleger attraktiver. Das hat für die US-Unternehmen aber den Nachteil, dass ihre Waren auf den Weltmärkten teurer und damit preislich weniger wettbewerbsfähig werden.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass etwa europäische Produkte auf dem US-Markt wettbewerbsfähiger werden, wenn der Euro sinkt. Genau das war in den vergangenen Monaten auch der Fall, der Wechselkurs der Gemeinschaftswährung verringerte sich seit Ende September von mehr als 1,11 auf derzeit weniger als 1,05 Dollar. Das untergräbt die Wirkung der US-Zölle, wie der deutsche Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers unlängst erklärte. Unter dem Strich hätten die von Präsident Trump angedrohten Zölle "geringe Auswirkungen" auf das Geschäft, da der Gegenwind durch die Zölle und der Rückenwind durch den stärkeren Dollar sich weitgehend ausgleichen würden.
Plaza-Abkommen
Erklärtes Ziel des US-Präsidenten ist es, das US-Handelsbilanzdefizit mit vielen exportorientierten Volkswirtschaften wie jener der EU oder Chinas zu verringern. Dabei spielen Wechselkurse eine wichtige Rolle, wie die Vergangenheit lehrt. Mitte der 1980er-Jahre einigten sich etwa die damaligen G5-Staaten USA, Japan, Großbritannien, Frankreich und Deutschland darauf, durch kontrollierte Einflussnahme auf die internationalen Währungsmärkte eine Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Yen und der Deutschen Mark zu erreichen. Zuvor hatte der Dollar stark aufgewertet und sich das US-Handelsdefizit binnen weniger Jahre enorm aufgebläht.
In den folgenden zwei Jahren sank der Dollar-Kurs um etwa die Hälfte, Yen und Mark werteten auf. Im Fall Deutschlands wurde dadurch das gewünschte Ziel erreicht, das US-Handelsdefizit verringerte sich daraufhin stark. Anders in Japan, wo sich das Defizit sogar weiter ausweitete, da japanische Unternehmen auf die Dollar-Abwertung mit Preissenkungen reagierten. Dazu kommt, dass die Wechselkursspannungen zu einer Rezession im Land der aufgehenden Sonne führten, sodass dort die Importe gleichzeitig sanken. Langfristig trübte das Plaza-Abkommen die japanischen Wachstumsaussichten jedoch massiv, sodass nach einem anschließenden Aktien- und Immobiliencrash dort eine zwei Dekaden andauernde Stagnation folgte.
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.