(13.05.2019, 20:47)Ste Fan schrieb: Ich tue mir nur schwer (meine persoenliche Meinung) die verlorene Wettbewerbsfaehigkeit mit mangelnder Innovation bzw mit Faulheit alleine zu erklaeren.
Unproduktivität hat erstmal mit Faulheit nichts zu tun.
Es geht erstmal nur darum ob eine Volkswirtschaft innerhalb einer bestimmten Branche, mit ihrem Aufwand, und der Stärke ihrer Währung noch in der Lage ist sich dem Wettbewerb zu stellen.
Wenn nur eine Branche das Problem ist, und es in dieser Volkswirtschaft alternative produktivere Branchen gibt, wird sich diese Volkwirtschaft ganz einfach zur produktiveren Branche hinentwickeln.
Bei deinem Beispiel Textil=viel Handarbeit=wenig Automatisierung wird ein Hochlohnland, das sich auf Automatisierung spezialisiert hat, kaum wettbewerbsfähig sein.
Jetzt kannst du die Branche natürlich mit Importverboten und/oder hohen Zöllen schützen. Damit nimmst du dieser Branche aber auch gleichzeitig die Möglichkeit am internationalen Markt zu profitieren.
Ein Außenhandelsdefizit zeigt aber an, dass das Problem nicht nur branchenabhängig besteht.
Hier hat eine geschlossene Volkwirtschaft immer die Möglichkeit der Abwertung der eigenen Währung.
Das hat immer so funktioniert.
In Europa war es vor Euroeinführung auch gängige Praxis.
Die Kette funktioniert normalerweise so:
Branchenübergreifende Unproduktivität=> Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit=>Rückgang Inflation > Zinssenkung der Zentralbank> Geldschöpfung=> Abwertung der Währung.
In Europa funktioniert es nicht mehr weil der Euro über einer Vielzahl ungleicher Produktivitäten sitzt und der Hebel der Zentralbank bei 0 Zinsen am Anschlag steht.
In Deutschland gab es mal eine von Henkel und Lucke gegründete Partei, die sich diesem Problem entgegen stellen wollte.
Die kümmern sich aber jetzt lieber darum Grenzen zu schließen!
(Aus der Eurooptimierungpartei von Lucke und Henkel wurde zuerst von den Medien und den Altparteien die Anti-Euro-Partei gemacht, dann die Anti-Europa-Partei-und schlussendlich die Nationalisten-Populismuspartei, wodurch dann auch eine gewisse Selbstbewahrheitung der Prophezeiungen eintrat. )
In USA funktioniert es nur noch bedingt, weil der Hebel auch Nahe am Anschlag steht, und das Problem dazu kommt, dass die Zentralbank aufgrund der in der Welt rumliegenden U$-Wärungsreserven, die eigene Währung gar nicht mehr richtig in der Hand hat.
Wenn alle oben genannten geldpolitischen Hebel versagen muss sich die Wirtschaft wieder selbst helfen.
Mit Lohnsteigerungszurückhaltung und Lohndumping.
Das dauert aber Jahre und geht mit Rezessionen einher.