EU-Austritt
So erleben Leute aus der Region den Brexit in Großbritannien
"Ich erkenne das Land nicht mehr": Rassismus und bürokratische Schikanen prägen mittlerweile den Alltag
Rhein-Neckar. Premierministerin Theresa May ist am Ende. Die Brexit-Partei hat bei der Europawahl in Großbritannien
einen klaren Sieg errungen. Nach aktuellem Stand muss London bis spätestens Ende Oktober den EU-Austritt klarmachen.
Für Ausländer in England entwickelt sich der Brexit zum alten Pflaster, das so langsam und schmerzhaft wie möglich
abgezogen wird. Immer noch die leise Hoffnung, dass es doch dran bleibt, aber beständig wird daran geruckelt.
Derweil steigt der Rassismuspegel im Land. Wie erleben es Menschen aus der Rhein-Neckar-Region,
die zum Teil seit Jahren auf der Insel leben?
Die Mosbacherin Dorothee Bechinger-English lebt seit Jahrzehnten in England. Mit britischem Mann und Kindern.
"Rassismus gab es zwar schon immer. Aber jetzt ist er gesellschaftsfähig. Er wird uns ins Gesicht gebrüllt. Früher ging
es um den Zweiten Weltkrieg. Ich wurde als XXX betitelt, meine Kinder auch. Jetzt wird mir wegen meines Akzents
auf offener Straße zugerufen: Fuck off, geh dorthin, wo du hergekommen bist." .....
Großbritannien scheint dabei nicht gleichziehen zu wollen. EU-Bürger, die bereits in England leben, müssen sich neuerdings
eine Aufenthaltserlaubnis besorgen. Den "settled status" oder alternativ den "pre-settled status". Wer sich im Laufe
der Jahre eine uneingeschränkte Aufenthaltserlaubnis organisiert hat, bekommt das entsprechende Papier zwar schnell.
Da innerhalb der EU eine solche Bestätigung aber nicht zwingend notwendig war, leben etliche EU-Bürger ohne entsprechendes Dokument im Land. Das war schließlich der große EU-Traum: Sich vollkommen barrierefrei bewegen zu können.
Wer jetzt einen "settled status" möchte, muss nachweisen, dass er seit fünf Jahren mindestens sechs Monate im Jahr in England verbracht hat. Anhand von Rechnungen oder Steuernachweisen. Das Problem: Etliche Frauen sind mit einem Engländer
verheiratet, haben die Kinder großgezogen. Alle Abrechnungen laufen auf den Namen des britischen Ehemannes.
Und anders als in anderen EU Ländern, berechtigt die Heirat mit einem Engländer nicht zum Aufenthalt im Land.
Auch nicht nach 30 Jahren Ehe und gemeinsamen Kindern. Familien könnten im Extremfall also auseinandergerissen werden.
Während in EU-Ländern wie Deutschland und Griechenland das Recht der Familie gilt.
Eine Heirat mit einem Bürger des Landes beinhaltet auch ein Bleiberecht. Ohne "settled status" oder "pre-setteled status"
übernimmt in England zum Beispiel keine gesetzliche Krankenversicherung eine Arztrechnung.
Folgt man in sozialen Medien der Spur in England lebender Deutscher, stößt man auf die Gruppe "in limbo".
In Großbritannien ansässige Deutsche, die in ihrer Wahlheimat entweder der Dinge harren, die da kommen, bereits packen
oder schon wieder zurückgekehrt sind. Mit "in limbo" bezeichnen auch im Ausland ansässige Engländer ihre momentane Situation.
Sie haben sich fest niedergelassen, Häuser gekauft, Familien gegründet. Plötzlich wird an ihrem Leben gerüttelt,
wie sie es nie für möglich gehalten hätten.
Die Deutsche Kat hat zumindest den Kofferdeckel schon mal aufgeklappt für den Umzug zurück nach Heidelberg.
Hier hat sie studiert. Den vollen Namen möchte sie nicht nennen, denn "mein britischer Mann ist in der Gruppe ,Remain‘ aktiv."
Eine Organisation, die für den Brexitstopp unterwegs ist. "Deswegen haben wir massiv mit Anfeindungen zu kämpfen",
berichtet Kat. Sie hadern noch, da ihr Mann einen gut bezahlten, sicheren Job hat. "Und wir sind inzwischen beides,
deutsch und englisch. Wir können uns nicht zwischen zwei Welten entscheiden."
So ergeht es vielen binationalen Familien, was aber leider wenig gesetzliche und gesellschaftliche Berücksichtigung findet.
Und der Rechtsruck in Europa hat es nicht besser gemacht. "Den ,settled status‘ würde ich wohl bekommen.
Ich muss aber meine Kontoauszüge und die meines Mannes der letzten fünf Jahre als Nachweis abgeben", so Kat.
Das allein wäre für sie noch kein Grund, nach Heidelberg zurückzukehren.
Aber wie in Dorothee Bechinger-Englishs Fall ist es der offene Rassismus, der ihr den Alltag in Groß-Britannien verleidet.
"Rassismus gab es tatsächlich schon immer. Aber jetzt ist er überall präsent und wird ohne Scheu gelebt."
Vor allem in den Medien: .....
..... hier weiterlesen -----> https://www.rnz.de/panorama/magazin_arti...45421.html
Ojay
So erleben Leute aus der Region den Brexit in Großbritannien
"Ich erkenne das Land nicht mehr": Rassismus und bürokratische Schikanen prägen mittlerweile den Alltag
Rhein-Neckar. Premierministerin Theresa May ist am Ende. Die Brexit-Partei hat bei der Europawahl in Großbritannien
einen klaren Sieg errungen. Nach aktuellem Stand muss London bis spätestens Ende Oktober den EU-Austritt klarmachen.
Für Ausländer in England entwickelt sich der Brexit zum alten Pflaster, das so langsam und schmerzhaft wie möglich
abgezogen wird. Immer noch die leise Hoffnung, dass es doch dran bleibt, aber beständig wird daran geruckelt.
Derweil steigt der Rassismuspegel im Land. Wie erleben es Menschen aus der Rhein-Neckar-Region,
die zum Teil seit Jahren auf der Insel leben?
Die Mosbacherin Dorothee Bechinger-English lebt seit Jahrzehnten in England. Mit britischem Mann und Kindern.
"Rassismus gab es zwar schon immer. Aber jetzt ist er gesellschaftsfähig. Er wird uns ins Gesicht gebrüllt. Früher ging
es um den Zweiten Weltkrieg. Ich wurde als XXX betitelt, meine Kinder auch. Jetzt wird mir wegen meines Akzents
auf offener Straße zugerufen: Fuck off, geh dorthin, wo du hergekommen bist." .....
Großbritannien scheint dabei nicht gleichziehen zu wollen. EU-Bürger, die bereits in England leben, müssen sich neuerdings
eine Aufenthaltserlaubnis besorgen. Den "settled status" oder alternativ den "pre-settled status". Wer sich im Laufe
der Jahre eine uneingeschränkte Aufenthaltserlaubnis organisiert hat, bekommt das entsprechende Papier zwar schnell.
Da innerhalb der EU eine solche Bestätigung aber nicht zwingend notwendig war, leben etliche EU-Bürger ohne entsprechendes Dokument im Land. Das war schließlich der große EU-Traum: Sich vollkommen barrierefrei bewegen zu können.
Wer jetzt einen "settled status" möchte, muss nachweisen, dass er seit fünf Jahren mindestens sechs Monate im Jahr in England verbracht hat. Anhand von Rechnungen oder Steuernachweisen. Das Problem: Etliche Frauen sind mit einem Engländer
verheiratet, haben die Kinder großgezogen. Alle Abrechnungen laufen auf den Namen des britischen Ehemannes.
Und anders als in anderen EU Ländern, berechtigt die Heirat mit einem Engländer nicht zum Aufenthalt im Land.
Auch nicht nach 30 Jahren Ehe und gemeinsamen Kindern. Familien könnten im Extremfall also auseinandergerissen werden.
Während in EU-Ländern wie Deutschland und Griechenland das Recht der Familie gilt.
Eine Heirat mit einem Bürger des Landes beinhaltet auch ein Bleiberecht. Ohne "settled status" oder "pre-setteled status"
übernimmt in England zum Beispiel keine gesetzliche Krankenversicherung eine Arztrechnung.
Folgt man in sozialen Medien der Spur in England lebender Deutscher, stößt man auf die Gruppe "in limbo".
In Großbritannien ansässige Deutsche, die in ihrer Wahlheimat entweder der Dinge harren, die da kommen, bereits packen
oder schon wieder zurückgekehrt sind. Mit "in limbo" bezeichnen auch im Ausland ansässige Engländer ihre momentane Situation.
Sie haben sich fest niedergelassen, Häuser gekauft, Familien gegründet. Plötzlich wird an ihrem Leben gerüttelt,
wie sie es nie für möglich gehalten hätten.
Die Deutsche Kat hat zumindest den Kofferdeckel schon mal aufgeklappt für den Umzug zurück nach Heidelberg.
Hier hat sie studiert. Den vollen Namen möchte sie nicht nennen, denn "mein britischer Mann ist in der Gruppe ,Remain‘ aktiv."
Eine Organisation, die für den Brexitstopp unterwegs ist. "Deswegen haben wir massiv mit Anfeindungen zu kämpfen",
berichtet Kat. Sie hadern noch, da ihr Mann einen gut bezahlten, sicheren Job hat. "Und wir sind inzwischen beides,
deutsch und englisch. Wir können uns nicht zwischen zwei Welten entscheiden."
So ergeht es vielen binationalen Familien, was aber leider wenig gesetzliche und gesellschaftliche Berücksichtigung findet.
Und der Rechtsruck in Europa hat es nicht besser gemacht. "Den ,settled status‘ würde ich wohl bekommen.
Ich muss aber meine Kontoauszüge und die meines Mannes der letzten fünf Jahre als Nachweis abgeben", so Kat.
Das allein wäre für sie noch kein Grund, nach Heidelberg zurückzukehren.
Aber wie in Dorothee Bechinger-Englishs Fall ist es der offene Rassismus, der ihr den Alltag in Groß-Britannien verleidet.
"Rassismus gab es tatsächlich schon immer. Aber jetzt ist er überall präsent und wird ohne Scheu gelebt."
Vor allem in den Medien: .....
..... hier weiterlesen -----> https://www.rnz.de/panorama/magazin_arti...45421.html
Ojay
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Sieger zweifeln nicht, Zweifler siegen nicht !!!
Quidquid agis, prudenter agas et respice finem !
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