(03.01.2020, 13:27)jf2 schrieb: Beschreibst Du mehr so das was man ständig erleben kann weil es psychologisch schwierig ist solche Short-Optionen Strategien sauber zu handeln oder siehst Du keinen statistischen Vorteil für den Shortseller (Implizite Volatilität > historische Volatilität)?
Der Shortseller hat natürlich keinen statistischen Vorteil. Wie gesagt: Erwartungswert ist was anderes als Wahrscheinlichkeit.
Als Shortseller wettet man, dass die implizite Vola größer ist, als die tatsächliche, aber das ist wie eine Wette darauf, das Daimler im vergleich zu BMW zu teuer ist. Dafür brauchts genauso Timing oder nen Marktvorteil. Zusätzlich ist die P/L auch noch pfadabhängig, d.h. ich kann richtig liegen und trotzdem Geld verlieren.
Nur bei manchen Indices gibts ne sogenannte Fear Premium. Hier ist die IV im Schnitt immer ein bißchen größer als die historische, weil schon das Hedgingproblem im Crash eingepreist ist.
Der Retail - Optionsseller rechnet: ich nehm nen 10 delta Put, da gewinn ich mit 90% Wahrscheinlichkeit und im laufe der Zeit macht er tatsächlich Gewinn, weil die IV immer ein paar Basispunkte höher liegt, wenn's ruhig ist.
Wenn alles nach unten geht, sieht's dann anders aus. Hier ist die statistische Vola um einiges höher als die implizite (das, was vorher eingepreist war, muss man jetzt quasi wieder abgeben...), zusätzlich hat man keine Chance, das Risiko irgendwie zu begrenzen.
Es ist also nicht psychologisch schwierig, es ist tatsächlich fast unmöglich sein Risiko zu kontrollieren, wenn man Tail Risk verkauft.
Angenommen, du nimmst statt einem 10delta Put einen 50delta Put. Der wird ziemlich schnell 100delta haben (Gamma wird weniger) und sich verhalten, wie ein Future. Das ist simpel. Future shorten, Blutung gestoppt.
Aber was willst du machen, wenn der put, den du für 10ct verkauft hast, beim nächsten Login schon 5$ kostet und du kommst trotzdem nicht raus, weil die Option nicht liquide ist.
Gamma wird immer größer, deine Verluste nehmen exponentiell zu und du könntest nur dynamisch hedgen (also verkaufen, wenn's runter geht und umgekehrt), was aber immer im absoluten Chaos endet, wenn der Markt im Panikmodus ist, weil deine Greeks nicht stabil sind.
Short Gamma ist so, als wenn man bei einem Auto ohne Fußbremse sitzt. Wenn's nur leicht bergab geht, kann man in den 1ten Gang schalten und mit der Handbremse stehenbleiben. Aber bei 30% Steigung wird die Karre immer schneller und man kann nur noch zugucken und hoffen