Überschriften dieser Art geistern immer mal wieder durch die Foren und enden immer in der selben Rechnerei: Wieviel Geld brauch ich, damit ich anfangen kann? Wie organisier ich mich, welche Strategie macht Sinn, etc. etc.
Alles mehr oder weniger belanglos.
Die erste Frage, die man sich stellen muss ist: Will ich das wirklich oder ist der Traumberuf eigentlich ein Alptraum?
Ich möchte vorausschicken, dass es hier um's Trading geht, nicht um Investments. Wer 1Mio in Aktien und Bonds liegen hat, in Thailand wohnt und mit den Dividenden - und Couponzahlungen seinen Lebensunterhalt bestreitet, ist kein Händler, der lebt von passivem Cashflow.
1. Handeln lernen ist eine Sackgasse, aus der man nie wieder rauskommt. Man rackert sich über Jahre mit Nischenwissen ab, während die anderen sich ein Zertifikat, eine Fortbildung nach der anderen reinpfeifen und wenn's dann nicht klappt mit der Performance, steht man da und hat nix vorzuweisen, vor allem nicht für einen Arbeitgeber in D.
2. 14-16h Tage sind über 3-5 Jahre die Norm. Tagesvorbereitung, Handel, Nachbereitung, Research, jeden Tag. Wenn automatisch gehandelt wird, kommt Programmieraufwand dazu. Jeder Tag an dem ich nichts mache, gibt meiner Konkurrenz die Chance, mich zu überholen und dabei ist es egal, wie lange ich meine Positionen halte.
3. Wenn ich mir einen Vorteil erarbeitet habe, kann der nach ein paar Jahren hinfällig sein oder nach ein paar Monaten. Ich muss also permanent nach neuen Einkommensquellen gucken.
4. Wer viel Umsatz macht, betreibt in D gewerblichen Handel und muss entsprechend Steuern bezahlen. Gewerbesteuer incl. Vorauszahlungen tun in einem margenschwachen Geschäft nicht nur weh, sondern machen es unmöglich. Entweder auswandern oder die Frequenz runterschrauben, damit das ganze einen vermögensverwaltenden Character bekommt.
Die Arbeit ist also zwar extrem rewarding, aber es wird niemals ein Selbstläufer, wie z.B. ein Ladengeschäft oder ein Vertrieb, wo es irgendwann Personal und Stammkunden gibt. Wenn ich aufhöre, Energie reinzustecken, dauert es vielleicht ein paar Monate und ich bin platt.
Lest euch mal das Interview mit Tony Saliba durch, dort wird dieses Problem beschrieben.
Zu "nur keine Verluste machen":
Für mich, ehrlich gesagt, nicht dienlich. Ich hab Rechnungen zu bezahlen, ich muss Profit machen und zwar soviel, wie möglich. Kapitalerhalt ist logisch, aber wer antritt, um nicht zu verlieren, gewinnt nicht.
Zu "Disziplin": Heikles Thema und meiner Meinung nach missverstanden. Wer sich zu disziplinieren hat, um keine blöden Trades zu machen, ist definitiv nicht soweit.
Kein Mensch braucht Disziplin, um nicht gegen den Baum zu fahren. Man weiß, wie Autofahren geht, aus, Ende. Blöde Trades entstehen, wenn man keinen Vorteil hat, wer also nicht weiß, warum er Geld verdient, braucht nicht über Vollzeithandel nachdenken.
Wo Disziplin eine Rolle spielt ist bei der Gestaltung der eigenen Arbeitsprozesse. Es wird für JEDEN Trade ein Review geschrieben. Es wird vor JEDEM Handelstag eine Vorbereitung geschrieben. Es wird unter der Woche nicht gesoffen und man ist um 22:00 im Bett. Man trinkt keinen Kaffee, frisst nicht den ganzen Tag Kekse vor dem Rechner und geht täglich 1h zum Sport.
Wer hier zu Schludern beginnt, hat schon verloren.
Mitte 40, 2 Kinder, Haus auf Kredit: Einfach nen Haken dran machen und nicht mehr drüber nachdenken.
So einer wird genauso wenig Vollzeithändler wie er Profisportler oder Rockstar wird. Die paar Ressourcen (Zeit und Geld) die neben den ganzen Verpflichtungen übrig bleiben, reichen einfach nicht aus um so ein Business aus dem Boden zu stampfen.
Jung und keine Kohle: Für nen Job in einer Eigenhandelsfirma bewerben und zwar weltweit. Market Maker, Vermögensverwalter, Prop Shops. Wer versucht, sich aus ein paar tausend Euro den Kapitalstock für den Vollzeithandel aufzubauen, hat auch schon verloren. Ich muss täglich meine Routine durchziehen, verdien aber nix. Sowas geht nicht lange...ich muss essen und wohnen.
Vollzeitjob und keine Kohle: Auch nen Haken dran machen. Zeitproblem und Geldproblem. Eher an passivem Vermögensaufbau und Steueroptimierung arbeiten und eher in Rente gehen...
Woher weiß ich das?:
Nunja, meine Anfänge liegen im Aktienboard.com, welches ich seit 2004 täglich frequentiert habe. Seitdem hab ich eigentlich alles das gemacht, wovon ich oben abgeraten habe
Student, keine Kohle, hätte jeden Monat 300% machen müssen um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Eigene Indikatoren entwickelt, technische Analyse, Tag und Nacht geackern, mit Nebenjob die Miete gezahlt, täglich ne Schachtel Kippen, 99ct Spaghetti Menü und Milchreis vom Aldi, Spezi und Schokolade.
Irgendwann fiel der Groschen, hab dann fremdes Geld gehandelt und mich so hochgearbeitet.
Aber am Ende hätte ich es mir viel einfacher machen können. Und wenn ich nicht so ein Fanatiker wäre, hätte ich auch das Handtuch geworfen. Der Prozess bis zum Break Even war so beschissen, dass mir manchmal nicht einleuchtet, warum das überhaupt einer machen will.
Da geh ich doch lieber täglich 8h in die Arbeit, gieß meinen Gummibaum, hab Urlaub und ne Altersvorsorge...aber Handeln kann ich dann halt nicht.
Was mich zum Abschluss zur Motivation bringt: Wer den Wertpapierhandel in Vollzeit machen will wegen Geld, Freiheit, Selbstständigkeit oder anderem lächerlichen persönlichen Selbstverwirklichungsgedöns, der fällt zu 100% auf die Nase. Das macht wirklich nur derjenige, der an der Tätigkeit Gefallen findet. Nur so schafft man es, sich jeden Tag aufs Neue vor den Kasten zu schleppen, egal wie beschissen es gerade läuft.
Alles mehr oder weniger belanglos.
Die erste Frage, die man sich stellen muss ist: Will ich das wirklich oder ist der Traumberuf eigentlich ein Alptraum?
Ich möchte vorausschicken, dass es hier um's Trading geht, nicht um Investments. Wer 1Mio in Aktien und Bonds liegen hat, in Thailand wohnt und mit den Dividenden - und Couponzahlungen seinen Lebensunterhalt bestreitet, ist kein Händler, der lebt von passivem Cashflow.
1. Handeln lernen ist eine Sackgasse, aus der man nie wieder rauskommt. Man rackert sich über Jahre mit Nischenwissen ab, während die anderen sich ein Zertifikat, eine Fortbildung nach der anderen reinpfeifen und wenn's dann nicht klappt mit der Performance, steht man da und hat nix vorzuweisen, vor allem nicht für einen Arbeitgeber in D.
2. 14-16h Tage sind über 3-5 Jahre die Norm. Tagesvorbereitung, Handel, Nachbereitung, Research, jeden Tag. Wenn automatisch gehandelt wird, kommt Programmieraufwand dazu. Jeder Tag an dem ich nichts mache, gibt meiner Konkurrenz die Chance, mich zu überholen und dabei ist es egal, wie lange ich meine Positionen halte.
3. Wenn ich mir einen Vorteil erarbeitet habe, kann der nach ein paar Jahren hinfällig sein oder nach ein paar Monaten. Ich muss also permanent nach neuen Einkommensquellen gucken.
4. Wer viel Umsatz macht, betreibt in D gewerblichen Handel und muss entsprechend Steuern bezahlen. Gewerbesteuer incl. Vorauszahlungen tun in einem margenschwachen Geschäft nicht nur weh, sondern machen es unmöglich. Entweder auswandern oder die Frequenz runterschrauben, damit das ganze einen vermögensverwaltenden Character bekommt.
Die Arbeit ist also zwar extrem rewarding, aber es wird niemals ein Selbstläufer, wie z.B. ein Ladengeschäft oder ein Vertrieb, wo es irgendwann Personal und Stammkunden gibt. Wenn ich aufhöre, Energie reinzustecken, dauert es vielleicht ein paar Monate und ich bin platt.
Lest euch mal das Interview mit Tony Saliba durch, dort wird dieses Problem beschrieben.
Zu "nur keine Verluste machen":
Für mich, ehrlich gesagt, nicht dienlich. Ich hab Rechnungen zu bezahlen, ich muss Profit machen und zwar soviel, wie möglich. Kapitalerhalt ist logisch, aber wer antritt, um nicht zu verlieren, gewinnt nicht.
Zu "Disziplin": Heikles Thema und meiner Meinung nach missverstanden. Wer sich zu disziplinieren hat, um keine blöden Trades zu machen, ist definitiv nicht soweit.
Kein Mensch braucht Disziplin, um nicht gegen den Baum zu fahren. Man weiß, wie Autofahren geht, aus, Ende. Blöde Trades entstehen, wenn man keinen Vorteil hat, wer also nicht weiß, warum er Geld verdient, braucht nicht über Vollzeithandel nachdenken.
Wo Disziplin eine Rolle spielt ist bei der Gestaltung der eigenen Arbeitsprozesse. Es wird für JEDEN Trade ein Review geschrieben. Es wird vor JEDEM Handelstag eine Vorbereitung geschrieben. Es wird unter der Woche nicht gesoffen und man ist um 22:00 im Bett. Man trinkt keinen Kaffee, frisst nicht den ganzen Tag Kekse vor dem Rechner und geht täglich 1h zum Sport.
Wer hier zu Schludern beginnt, hat schon verloren.
Mitte 40, 2 Kinder, Haus auf Kredit: Einfach nen Haken dran machen und nicht mehr drüber nachdenken.
So einer wird genauso wenig Vollzeithändler wie er Profisportler oder Rockstar wird. Die paar Ressourcen (Zeit und Geld) die neben den ganzen Verpflichtungen übrig bleiben, reichen einfach nicht aus um so ein Business aus dem Boden zu stampfen.
Jung und keine Kohle: Für nen Job in einer Eigenhandelsfirma bewerben und zwar weltweit. Market Maker, Vermögensverwalter, Prop Shops. Wer versucht, sich aus ein paar tausend Euro den Kapitalstock für den Vollzeithandel aufzubauen, hat auch schon verloren. Ich muss täglich meine Routine durchziehen, verdien aber nix. Sowas geht nicht lange...ich muss essen und wohnen.
Vollzeitjob und keine Kohle: Auch nen Haken dran machen. Zeitproblem und Geldproblem. Eher an passivem Vermögensaufbau und Steueroptimierung arbeiten und eher in Rente gehen...
Woher weiß ich das?:
Nunja, meine Anfänge liegen im Aktienboard.com, welches ich seit 2004 täglich frequentiert habe. Seitdem hab ich eigentlich alles das gemacht, wovon ich oben abgeraten habe
Student, keine Kohle, hätte jeden Monat 300% machen müssen um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Eigene Indikatoren entwickelt, technische Analyse, Tag und Nacht geackern, mit Nebenjob die Miete gezahlt, täglich ne Schachtel Kippen, 99ct Spaghetti Menü und Milchreis vom Aldi, Spezi und Schokolade.
Irgendwann fiel der Groschen, hab dann fremdes Geld gehandelt und mich so hochgearbeitet.
Aber am Ende hätte ich es mir viel einfacher machen können. Und wenn ich nicht so ein Fanatiker wäre, hätte ich auch das Handtuch geworfen. Der Prozess bis zum Break Even war so beschissen, dass mir manchmal nicht einleuchtet, warum das überhaupt einer machen will.
Da geh ich doch lieber täglich 8h in die Arbeit, gieß meinen Gummibaum, hab Urlaub und ne Altersvorsorge...aber Handeln kann ich dann halt nicht.
Was mich zum Abschluss zur Motivation bringt: Wer den Wertpapierhandel in Vollzeit machen will wegen Geld, Freiheit, Selbstständigkeit oder anderem lächerlichen persönlichen Selbstverwirklichungsgedöns, der fällt zu 100% auf die Nase. Das macht wirklich nur derjenige, der an der Tätigkeit Gefallen findet. Nur so schafft man es, sich jeden Tag aufs Neue vor den Kasten zu schleppen, egal wie beschissen es gerade läuft.