(12.01.2020, 02:20)Boy Plunger schrieb: Der S&P500 ist für mich die nächsten 10 Jahre ein totes Pferd. CAPE ist so hoch wie 1929. Ich erwarte deutlich niedrigere Renditen. Nur im Jahr 2000 war das CAPE noch höher.
Ich sehe in den EM und Europa deutlich mehr Potential. Da liegt die Bewertung noch unter dem Durchschnitt seit 1990. Besonders in UK sehe ich viel Potential.
Ich sehe das anders und kritischer. Bewertungen an den Aktienmärkten werden primär mit den Fundamentaldaten beschrieben, was auch nötig ist, um Unternehmen, Sektoren und Märkte zu vergleichen.
Aber Aktienkurse sind nicht nur von Fundamentaldaten, sondern auch vom Sentiment bzw. Investmentverhalten abhängig, da sich der Preis stets aus Nachfrage und Angebot ergibt. Daher gibt es dann auch so Phänomene, dass ein Aktienkurs stark steigt oder sinkt, obwohl es keine einzige News des Unternehmens gibt. An der Börse kann eine Aktie eines Unternehmens innerhalb kürzester Zeit von "sehr" teuer zu "sehr" billig und umgekehrt wechseln. Allein schon ein Tweet des US Präsidenten reicht aus, um das KGV eines Index zu verändern.
Daher betrachte ich eine meiner Meinung nach wichtigere Komponente und das ist die Aktienkultur und Investmentverhalten. Wenn wir kurzfristige Trader außen vor lassen und auch uns die Banken wegdenken, dann bleiben viele Institutionen und Personen, die vor allem an langfristigen Investments interessiert sind (Stichwort Pensionen, Fonds, Altersvorsorge). Die Frage ist, wie wird dieses Geld angelegt? Das hängt eben vom Land/der Region ab und in den USA ist das ganz klar Aktien First und in der EU schon deutlich weniger und in DE ganz schwach. Wenn also nahezu das ganze US Kapital an der Börse investiert wird, das DE Kapital aber wenig, wer bewegt dann wohl Kurse? Der Amerikaner oder der Deutsche?
Seit Jahren lese ich davon, wie stark der US Markt überbewertet ist und wie viel Aufholpotential der EU Markt hat. Und was passiert? Der US Markt steigt und der EU Markt zieht zögerlich hinterher. Wie soll es auch anders sein, wenn der DOW etwas fällt, fällt der DAX gleich mit, meistens auch stärker und das auch bei Ereignissen, die eigentlich nur die USA betreffen. Aber da wir in der EU viel fremdländisches und vermutlich US Geld in den Aktien haben, beeinflusst das naturgemäß auch die Kurse.
Daher bin ich vor allem in den USA investiert, da ich auf den Home Bias der Aktienkultur der Amis setze. Und weil ich in der EU auch politische Stagnation (irgendwie EU am Leben halten) und damit auch wirtschaftlich deutlich weniger Wachstum als in den USA sehe. Und wenn der US Markt aufgrund der Bewertungen doch korrigieren sollte, was passiert dann wohl mit dem EU Aktienmarkt? Steigen wird er sicherlich nicht, ggf. wird nur das Gap in den Bewertungen zwischen US und EU Indizes verkleinert.
