RE: Aktienhandel zusätzliche Kosten
| 16.05.2020, 20:21 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.05.2020, 20:28 von boersenkater.)(16.05.2020, 16:28)Peter1963 schrieb: Hallo zusammen,
ich habe bisher noch keine einzelnen Aktien gehandelt und habe entsprechend keinerlei praktische Erfahrungen.
Neben den Handelsgebühren, die der Broker für den Aktienkauf auflistet, welche zusätzlichen Kosten kommen noch dazu? Wie sieht es mit Spread oder Slippage bei Aktien aus, die kein großes tägliches Handelsvolumen haben? Mit wieviel % muss man da rechnen?
Ob Deine Handelsidee unterm Strich was bringt wird sich erst im Nachhinein feststellen lassen. Eine Erwartung von 1,3% ist aber schon
sehr wenig - auch wenn es Aktien mit wenig Volumen und wenig Liquidität sind. Da ist die Gefahr (oder auch die Chance - kommt drauf
an wie man es sieht) von starken Kursschwankungen hoch. Für (nur) 1,3% ist das Risiko dafür aber schon sehr hoch.
Interessant und Deine Fragen damit besser beantwortbar wäre in welchem Segment Du Deine Kandidaten findest - DAX, MDAX, SDAX,
TEC-DAX, NASDAQ, kein Segment,.... oder oder oder...
Gesamtvolumen kann gering sein aber die Liquidität über den ganzen Tag doch annehmbar sein. Auf der anderen Seite kann ein hohes
Gesamtvolumen auch durch vereinzelte Spitzen entstehen und über den Rest des Tages eine schlechte Liquidtät vorhanden sein.
Abhängig von der Liquidität hast Du einen entsprechenden Spread zwischen Bid(Geld) und Ask(Brief) Kurs
Das Bid ist der aktuell höchste Kurs den ein Käufer bereits ist zu zahlen - er bietet Geld an.
Das Ask ist der aktuell niedrigste Kurs den ein Verkäufer für seine Aktie haben will - er bietet die Aktie (den Brief) an.
Der letzte/aktuell Kurs der angezeigt wird war der Preis zu dem zuletzt ausgeführt wurde.
Wenn beim letzten ausgeführten Handel der Käufer bedient wurde war es der letzte Bid/Geld-Kurs.
Wenn beim letzten ausgeführten Handel der Verkäufer bedient wurde war es der letzte Ask/Brief-Kurs.
Wenn Du kaufst stellst Du entweder einen Auftrag zum Bid-Kurs ein oder auch darüber wenn Du in diesem Moment sozusagen
als erster vorne stehen willst. Bei geringer Liquidität kann der Abstand zwischen Bid/Ask entsprechend hoch sein (der Spread)
und entsprechend viele freie Preislevel vorhanden sein das Du ein eigenes Bid einstellen kannst der unter dem Ask liegt.
(Bei hoher Liquidität ist der Spread entsprechend geringer und Du kannst Deinen Auftrag entweder auf oder unter den aktuellen
Bid einstellen oder über dem aktuellen Bid welcher gleichzeitig das Ask ist - dann wird Dein Auftrag sofort zum Ask-Preis ausgeführt)
Wenn Du einen Auftrag ins Bid einstellst limitierst Du dein Kaufangebot und hast keine negative Slippage - weil Du nur zu diesem
Preis oder niedriger kaufst. Problem dabei gerade bei wenig liquiden Werten - es kann sein das Du überhaupt nicht zum Zug kommst
wenn der Kurs weiter steigt, der Preis davonläuft und Dein Bid gar nicht mehr getroffen wird.
Du kannst auch das Ask (den Briefkurs, Angebotskurs) bedienen indem Du zum Ask kaufst - wenn der letzte angezeigte Kurs
zum Bid ausgeführt wurde ist das der von Dir bezahlte Spread also der Unterschied zwischen dem angezeigten und dem
dann tatsächlich von Dir bezahlten Preis. Könnte man so gesehen auch als Slippage bezeichnen.
Normalerweise spricht man aber eher von Slippage wenn Du in einem schnellen/volatilen Moment einen Kurs siehst dann unlimitiert
kaufst und der Kurs bei Deiner Ausführung schon (viel) weiter ist. Das kann Dir auch bei Werten mit viel Volumen passieren wenn
der Markt oder die Aktie z.B. durch entsprechende Nachrichten sehr aktiv, schnell gehandelt wird. Slippage ist also der Unterschied
zwischen dem Preis der gerade wenn Du Deinen Auftrag abschickst aktuell ist und der Preis den Du bei Ausführung tatsächlich bezahlst.
Das kann nur der Spread sein - bei entsprechender Volatilität in einem schnellen Markt kann der Unterschied aber auch sehr groß
sein. Bei großem Spread + wenig Liquidität + aktuell hoher Volatilität kann das auch richtig extrem sein!
Du kannst weder Slippage noch Spread vorher berechnen. Wenn Du negative Slippage/zu hohen Spread vermeiden willst, dann musst
Du mit Limit-Orders arbeiten. Aber dann wie gesagt kann es passieren das Deine Order gar nicht ausgeführt wird. Das kann beim
Eröffnen der Position auch OK sein. Aber wenn Du eine Position schliessen willst kann das bei entsprechender Marktlage und Deinen
Gewinnaussichten auch ein Desaster sein. Dann bist Du vielleicht gezwungen doch mit Market-Order zu arbeiten - mit dem entsprechenden
Risiko von hoher Slippage und hohem Spread....
Es wäre einfacher und übersichtlicher wenn Du Dich bei der Auswahl Deiner Kandidaten auf einen vorher "selektierten Topf" beschränkst
in dem nur Werte landen die eine entsprechende Liquidtät und damit eine höhere Wahrscheinlichkeit für geringen Spread und Slippage
haben und Werte die zu geringe Liquidität und höhere Wahrscheinlichkeit für grosse Spreads und Slippage haben von vornherein aussortierst.
Wenn das bei Deiner Handelsidee so überhaupt möglich ist...
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