(28.12.2018, 12:38)Tom Bombadil schrieb:(28.12.2018, 11:36)bloom schrieb:(28.12.2018, 10:02)Mr. Passiv schrieb: Das ist ja nicht wichtig.. wichtig ist, dass Du brav die Backen hältst und funktionierst. Also wichtig für das System.
Auf die Gefahr hin, dass man mich jetzt steinigt:
Der schöne Spruch: Gemeinnutz geht vor Eigennutz
ist perfide, denn er begründet die Sklaverei. Damit kann man jedem klar machen, dass sein Leben eigentlich nichts wert ist und auch in Kriegen geopfert werden kann.
Es gilt immer und ausschließlich: Eigennutz geht immer vor Gemeinnutz.
Das bedeutet jetzt nicht, dass man über die Belange anderer hinweggehen kann, dass man nicht hilfsbereit sein soll, ja es begründet nicht einmal Egoismus. Man sollte jedoch stets seine eigenen Belange im Auge halten, bevor man sich um die Belange anderer kümmert.
Wegen schlechter Erfahrungen bzgl. der Sache mit der Sklaverei und den Kriegen hat man eigentlich damals ins Grundgesetz geschrieben: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Also der Mensch im Singular. Bei der Bundeswehr hatte man mir auch brav beigebracht "Erste Soldatenplflicht ist das Überleben" (interessanterweise mit der Erklärung, dass ein toter Soldat niemandem nützt).
Aber irgendwie läufts in der Praxsis immer mehr in Richtung System (oder Mehrheit der Wähler) statt Individium. Da kommt dann sowas raus wie "Soli abschaffen für 90% der Leute - aber die 10% Gutverdiener sollen weiterhin zahlen". Warum diese Leute mehr verdienen oder ob da so viel übrig bleibt, wenn man z.B. in München Miete zahlt interessiert da nicht (also die "Volksparteien" und Linken: Gutverdiener wählen ja eh FDP oder Grüne oder gar nicht, die können also ruhig weiter zur Kasse gebeten werden).
So lange das Gesamtsystem nach Gerechtigkeit und ein bisschen eingestreuter Solidarität (den Luxus würde ich mir gönnen) funktioniert, kann man ja über Gemeinnutz geht vor Eigennutz reden. Aber man hat mittlerweile schon das Gefühl, dass es nur noch darum geht, wen man melken kann (z.B. die Rentenbeitragszahler von heute, die dann später mal nur ein Almosen bekommen). Dann muss man irgendwann sagen Selbstschutz/Eigennutz geht vor Gemeinnutz.
Auch wenn man der Meinung sein könnte, wir bewegen uns vom eigentlichen Thema weg, so bin ich nicht dieser Meinung. Denn es geht doch im Endeffekt immer darum, wie sieht's mit den Finanzen aus, wenn man mal nicht mehr arbeiten kann, da ist natürlich der rein technische Aspekt sehr wichtig, aber es ist eben auch die richtige Psychologie, welche ursächlich für den Erfolg einer jeden Strategie notwendig ist. Es ist die Einstellung zum Leben, die Psychologie, die den einen erfolgreich werden lässt und den anderen eben nicht. Das hat mit der Verteilung von Reichtum nichts zu tun, denn das Geld fließt immer zu denselben Leuten und das liegt eben an der Einstellung zum Geld.
Warren Buffett hat einmal gesagt:
"Wenn man um 12 Uhr Mittags, allen Reichtum auf dieser Erde gleichmäßig auf alle Menschen verteilen würde, dann gäbe es bereits eine Stunde später wieder Arme und Reiche."
Und jetzt zum Eigennutz:
Man ist ja schließlich auch nicht gezwungen, jemandem auf die Füße zu treten man kann und soll nach rechts und links schauen (nicht politisch gemein), aber man sollte sein Leben eben doch nicht nach der Mehrheit ausrichten müssen.
Wer tut was alle tun, bekommt was alle bekommen.
Und wem das genug ist, für den ist das doch wunderbar und perfekt in Ordnung, aber es sollte eben auch Platz sein für andere Lebensmodelle und da hapert's in Deutschland aber auch in Europa ganz generell. Italien ist insofern etwas besser, als dass man hier nicht so streng nach den Buchstaben des Gesetzes vorgeht
Kleine Anekdote gefällig?
Ich habe hier in Italien unser Haus etwas renoviert. Keine große Sache, aber einige Kleinigkeiten braucht man doch.
So ging ich zu einer Bauwaren Firma, deren Namen ich nicht nennen möchte, wer weiß, welche Wege die Information nehmen. Ich bekam meine Sachen und dann fragte mich die Kassiererin, con o senza, also mit oder ohne?
Ich kannte das Prozedere bereits also sagte ich senza. Und schwupps war das gekaufte Zeugs 21% billiger. Ja, 21%, die gesamte Mehrwertsteuer. Wo liegt der Sinn bei diesem Verfahren, wenn der Verkäufer nichts davon hat? Doch hat er! Denn wenn er das Zeugs als Schwund verbucht, braucht er dafür keine Umsatzsteuer bezahlen.
Aber das ist es nicht, was ich erzählen möchte.
Eines Tages musste ich wieder hin, allerdings stand ein Kunde vor mir, der auch bezahlen wollte. Dieser Kunde hatte eine schwarze Uniform an, mit roten Bisen an der Seite der Hosen und draußen vor dem Geschäft wartete ein Polizeiwagen mit der Aufschrift: Guardia di Finanza.
Und ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, die Kassiererin fragte ungerührt: Con o senza. Und der Typ antworte, genau wie ich; senza, also ohne.
Der Italienische Staat verlangt exorbitante Steuern und dieses Verfahren dient dazu, diese gesetzlich verordnete Straßenräuberei etwas zu relativieren.
Ich weiß, ich hätte diese Geschichte nicht erzählen sollen, nicht vor einem deutschen Publikum, denn dann kommt sofort der Einwand. "Jetzt fehlt das Geld für die Kindergärten Schulen und Krankenhäuser."
Nein, tut es nicht, auch in Deutschland würde das Geld dafür nicht fehlen, denn man hat einmal ausgerechnet (PDV), dass allein die Mehrwertsteuer ausreichen würde, um die nötigen Ausgaben des Staates zu begleichen. Der Staat, jeder Staat, müsste einfach mal damit aufhören seine Bürger ständig mit seinen "sozialen Leistungen" zu bevormunden.