(24.02.2021, 13:54)SimpleSwing schrieb: Versteh ich nur teilweise:
Ich bin mit der Erklärung einverstanden, was die Hyperinfaltion anbetrifft aber verstehe nicht wieso der Bitcoin keinen Schutz bieten soll.
Wenn ich als Privatperson der Mittelschicht in der 2. und 3. Welt in einer Hyperinflation sitze und morgens mein Gehalt in der lokalen Währung bekomme, das am Abend aber nur noch die Hälfte der Kaufkraft hat, weil die Preise sich im Laufe des Tages verdoppelt haben, dann versuche ich mein Gehalt sofort in US$ zu tauschen.
Denn der Dollar ist am Abend auch "doppelt so teuer" (in Landeswährung) und kauft damit die gleiche Menge Güter am Abend, wie am Morgen, würde ich den Dollar am Abend zurücktauschen.
Du hast also dein Gehalt für diesen Tag vor der Inflation geschützt.
Das funktioniert auch mit Gold und selbstverständlich auch mit Bitcoin.
Weil der Bitcoin sich erst auf dem Weg von "Null" zur "Goldbewertung" befindet, ist der da natürlich volatilier. Wenn Bitcoin 11 Billionen US$ Gesamtbewertung hat, dann werden auch die Schwankungen geringer.
Trotzdem muss man die Volatilität ins Verhältnis setzen:
Wenn mein Gehalt im 3. Weltland am Tag 50% an Kaufkraft verliert, weil die Preise sich zum Abend verdoppelt haben, macht das dann etwas, dass an bestimmten Tagen (angenommen ich wechsle jeden Morgen mein Gehalt um und jeden Abend zurück) der Bitcoinwert um 20% verliert?
An diesen Tagen würde ich weniger "Absicherung" bekommen aber immer noch mehr, als mein Gehalt in Landeswährung zu halten.
Und es gibt ja auch nicht so viele Tage an denen Bitcoin so viel verliert.
Schaut man sich das ganze jetzt noch aus Sicht eines "Langzeitsparers" an, der ein Teil des Gehalts langfristig aus der Landeswährung retten will, dann wird die Volatilität des Bitcoin (Preis geht langfristig seit 10 Jahren hoch) im Vergleich zur Inflation unbedeutend.
Für die Menschen in einem Land mit hoher Inflation ist der Umtausch in jegliches begrenzte Gut (US Dollar, Euro, Gold, Bitcoin) ein Schutz vor Inflation (es sichert die Kaufkraft, im Extremfall vom Morgen zum Abend oder von einem Jahr zum nächsten)
Nun ist natürlich die Frage, was verfügbar ist.
In einem 3. Weltland haben viele Mobiltelefone aber die wenigsten Zugang zu einem Bankkonto, zu US$ Cash oder zu Gold.
Bitcoin (oder als Äquivalent jeder Stablecoin mit Dollar als Fixwert) ist also das in was dort möglichst schnell getauscht wird.
Und jetzt schlagen wir den großen Bogen in die "erste Welt"
Natürlich interessiert uns diese Thematik nicht im Sinne einer Güterpreisentwicklung.
Niemand muss den Dollar/Euro verlassen, weil die Butter am Abend oder nächstes Jahr doppelt oder 10x so teuer ist.
Aber in dem Moment, woch ich als Privatanleger Negativzinsen auf der Bank zahlen muss, fängt die Problematik an.
Denn diesem Verlust muss ich it einer Investition begegenen (oder ich zahle die Negativzinsen aus Bequemlichkeit oder weil es immer noch das bessere Risikoprofil darstellt).
Besonders spannend wird es aber für reiche Menschen oder für Firmen. Weil deren Hauptinteresse nicht im Butterpreis liegt sondern vielleicht im Preis eines Ladengeschäfts oder eines Büros in der Innenstadt einer Großsstadt.
Durch die Geldmenge, die die EZB und FED in die Märkte drückt und die gleichzeitigen Niedrigzinsen fließt dieses Geld weltweit in "gute" Immobilien oder den Aktienmarkt.
Hab ich jetzt 5 Millionen auf meinem Geschäftskonto rumliegen zahle ich Negativzinsen bei der Bank.
Das Büro in der Innenstadt kostet dieses Jahr 3 Millionen, nächstes Jahr 3.5 Millionen usw
Nutze ich das Geld also nicht, bekomme ich später weniger an knappen Gütern dafür.
Als börsennotierte Firma ist das schlecht, meine Investoren erwarten eine Entwicklung, die zumindest solche Maßstäbe ausgleicht oder schlägt.
Wenn ich denen nach 10 Jahren sage, unser Cash hätte vor 10 Jahren 3 Büros/Firmen/Grundstücke gekauft, dieses Jahr aber nur noch 1 Büro/Firma/Grundstück, dann hab ich das Geld nicht wirklich gut für sie verwaltet.
Aber als Firma oder reiche Privatperson, was bleiben für Optionen?
- Immobilien/Land (wird irgendwann aufwändig und man hat ne Immobilienverwaltung an der Softwarefirma anhängen)
- (eigene) Aktien (möglich und wahrscheinlich das sinnvollste. Allerdings haben Aktienrückkäufe auch negative Aspekte im Bezug auf Kapital und Zeitraum)
- Gold (schwer zu transportieren/abzusichern aber eine Option je nach Summe)
- Kunst/Wein/Oldtimer (unpraktisch, besonders in höheren Summen, für die Privatperson möglich)
- Bitcoin (weil es neben ein paar Nachteilen die gleichen Vorraussetzungen hat wie Gold)
Vorteile sind allerdings: Jederzeit überall auf der Welt liquidierbar, transportabel, relativ einfach zu sichern.
Ein weiterer Vorteil ist das asymetrische Risk/Reward Verhältnis, weil es im Vergleich zu Gold noch um den Faktor 11 "unterbewertet (im Bezug auf "Gleichheit") ist.
Annahme, wenn Gold in Bitcoin aus Investmentsicht die gleichen Vorraussetzungen haben, sollten beide ähnlich bewertet sein. Durch die Geldflut ist ein Fallen des Goldpreises unwahrscheinlich. Daher würde demnach Bitcoin steigen müssen.
Wenn ich die Wahl zwischen Gold und Bitcoin habe, bei Bitcoin aber die 11-fache Wertsteigerungsmöglichkeit besteht (verdoppelt sich der Goldpeis, die 22-fache Wertsteigerung), dann ist die Entscheidung bis zur Parität gefallen.
Ob man nun so krass wie Microstrategy vorgehen muss, lassen wir mal dahingestellt sein aber, wenn man 1% seiner langfristigen Cashreserven in Bitcoin steckt, dann liegt man mit nem Risk/Reward Verhältnis von 1 zu 11 doch nicht unbedingt so übel.
Als Saylor angefangen hat für Microstrategy Bitcoin zu kaufen lag der Bitcoinpreis bei 15.000 US$, sein Risk/Reward Verhältnis lag bei 1 zu 33.
Wir warten im Moment auf das nächste Hilfspaket in den USA, welches mit 1.9 Billionen (US Trillion) Dollar zu erwarten ist.
Das ist die doppelte Kapitalisierung von Bitcoin die zusätzlich nur in den USA in die Märkte gedrückt wird.
Dieses Geld fließt direkt in die Banken und an die Bürger und direkt und indirekt in Aktien und indirekt in den Immobilienmarkt, Gold, Kunst und Bitcoin.
Da die reichere Gesellschaft all diese Assets hält, wird sie wieder ein bisschen reicher, während die ärmere Gesellschaft, die mit dem Geld bis zum Monatsende auskommt und Schulden hat davon nicht viel hat.
Die Mittelschicht, die sparen kann, könnte indem sie ihr Geld zum beispiel in einem Aktien ETF anlegt, den Abstand zum teil halten aber in Deutschland wird ja alles getan, damit Aktien "pfui" sind, Goldbesitz "pfui" ist, Bitcoin "pfui, pfui" ist und Kunst "ach herjee".
Und so verliert auch die Mittelschicht den Anschluß (versteht meist nicht mal warum) und das Gap wird größer und die Menschen unzufriedener...
Sorry, ich hatte deinen Post zu spät gesehen.
Im Moment (kann sich ja ändern) ist BTC in erster Linie Transfermedium und in zweiter Spekulationsobjekt. Ein Save Haven ist es IMO grade nicht, weil der Markt extrem klein ist und in der Hand von einigen wenigen Playern liegt. Ich hätte daher kein Vertrauen in BTC als langfristige Anlage um meine Kaufkraft zu erhalten, weil ich davon abhängig bin, wie sich ein kleines Oligopol verhält, welches ja obendrein enormen regulatorischen und steuerlichen Unsicherheiten ausgesetzt ist und aus diesen Gründen von heute auf morgen liquidieren können oder müssten.
BTC ist ein Wachstumsmarkt mit einer einzigartigen Value Proposition, und als solcher sollte er für Portfolios in der westlichen Welt auch behandelt werden