Klassisches "Goldilocks"-Umfeld bleibt vorerst intakt
Das Umfeld für die Aktien- und Unternehmensanleihenmärkte, hier vor allem im Segment High Yield, ist immer noch sehr gut, so Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management.
Die Trends in punkto Konjunktur, Inflation und langfristige Zinsen seien moderat und unter Kontrolle der Zentralbanken. Auch die stark steigenden Geldmengen würden sich als eine äußerst gute Stütze erweisen. Und die seit einiger Zeit restriktivere Geldpolitik der Chinesischen Zentralbank sorge im globalen Kontext für eine Dämpfung von Überhitzungserscheinungen und wirke ausgleichend. Zudem werde bereits jetzt eine restriktivere Geldpolitik der US-Notenbank zum Jahresende diskutiert. Damit werde potenzielles Schadenspotenzial in den aktuellen Kursen eingepreist. Insgesamt bleibe das klassische "Goldilocks"-Umfeld vorerst intakt - insbesondere für zyklische Industriewerte und Substanzwerte.
Ein wichtiger Faktor für die Finanzmärkte seien die weltweit weiter immens steigenden Geldmengen aufgrund der anhaltend hohen Wertpapierkaufprogramme (Quantitative Easing (QE). Insbesondere das Geldmengenaggregat M2 (Sichteinlagen und Geldmarktguthaben) zeige in verschiedenen Ländern einen beschleunigten Trend. M2 sei historisch ein zuverlässiger Indikator für das konjunkturelle Wachstum und die Inflationsentwicklung gewesen. Die derzeitige Beschleunigung deute deshalb mittelfristig auf weltweit tendenziell höheres Wachstum und zunehmenden Aufwärtsdruck auf die Inflation sowie die langfristigen Zinsen hin.
Der aktuelle Anstieg der Geldmengen unterscheide sich von der Entwicklung während der Finanzkrise 2008/09. Die damaligen QE-Programme seien im Bankenkreislauf versickert und hätten nicht zu einer starken Ausweitung der Geldmenge so wie heute geführt. Die Geldpolitik sei deshalb heute wesentlich effektiver und der monetäre Impuls entsprechend stärker. Zusätzlich unterstützt werde dieser Effekt noch durch zunehmende Geldschöpfung durch das private Bankensystem, historisch einmalig große fiskalpolitische Stimuli und beginnende Lockerungen der Lockdown-Maßnahmen. Diese Entwicklung begünstige im Augenblick noch die Aktien- und Unternehmensanleihenmärkte.
Allerdings seien in den vergangenen Wochen die Bewertungen weiter angestiegen und die Märkte würden deshalb anfälliger für potenzielle Störungen in Form steigender langfristiger Zinsen oder Inflation. Gerade mittelfristig dürften steigende Zinsen eine zunehmende Belastung für die hoch bewerteten Finanzmärkte werden. Die seit rund 30 Jahren bestehende positive Korrelation zwischen der Zinsentwicklung und den Aktienmärkten kehre sich damit um, was in absehbarer Zeit für Unruhe an den Börsen sorgen könnte. Generell müssten sich Investoren in der aktuellen Situation bewusst sein: Die Lage könne sich schnell verschlechtern. Wir beobachten deshalb unsere kurz- bis mittelfristigen Frühindikatoren ganz genau, um rechtzeitig relevante Warnsignale zu erhalten und die Anlageentscheidungen entsprechend umzusetzen, so die Experten von Fisch Asset Management
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