(07.02.2020, 19:15)Valerius schrieb: Erstens ist der Aktienmarkt kein Nullsummenspiel. Theoretisch können sich alle Marktteilnehmer gegenseitig ihre Aktien zu jeweils höheren Preisen verkaufen --> alle gewinnen.
Der Begriff "gewinnen" im Sinne von "Gewinne realisieren = Aktien verkaufen" macht die Diskussion etwas komplexer, als wenn man nur die Kursentwicklung allein anschaut (also unabhängig davon, ob wirklich jemand verkauft), aber grundsätzlich stimmt das halt einfach. Es gibt einen furchtbar einfachen empirischen Beleg: Schaut einfach die Gesamtkapitalisierung (=der Wert aller kotierten Aktien) an irgendeiner relevanten Börse über einen langen Zeitraum an! Schon nur seit 1992 erfolgte überall eine Vervielfachung! Selbst wenn man eine grosszügige Inflation berücksichtigen würde, die es allerdings seit fast 40 Jahren in Ländern mit relevanten Börsen ja gar nicht gab, ist damit die Interpretation der Börse als "Nullsummenspiel" schlicht widerlegt. Sie ist Unsinn. Mehr ist dazu zunächst nicht zu sagen.
Spannend ist natürlich der Befund, dass das exorbitante Börsenwachstum (eindeutig) überm Wachstum anderer ökonomischer Kennzahlen liegt. Das hat diverse Gründe. Ein wichtiger ist, dass das Anlegen in Aktien andere Assetklassen immer mehr verdrängt. Aktien steigen nämlich im Grunde überhaupt nicht deshalb, weil die Unternehmen gut geschäften, das ist Idealisierung. Aktien steigen ganz genau dann, wenn es für sie mehr Käufer als Verkäufer gibt. Es kling logisch, ist aber trotzdem so. Wenn insbesondere relativ zu anderen Assteklassen mehr Geld in Aktien investiert wird, steigen die Kurse, ohne dass dafür auch nur ein Unternehmen besser geschäftet haben muss. Das wird oft ignoriert, auch von Ökonomen.
Lg X.