Zitat:Generationenkapital
Wie die Bundesregierung mit Aktien die Rente sichern will
06.03.2024
Wie funktioniert das Generationenkapital?
Mit dem aktienbasierten „Generationenkapital“ soll die gesetzliche Rente künftig eine weitere Finanzierungssäule neben Beiträgen und Zuschüssen aus Steuergeld bekommen.
Dafür sollen jährlich Milliardenbeiträge in einen Fonds eingezahlt werden. 2024 sollen es zwölf Milliarden Euro sein, bis 2028 soll der Betrag schrittweise weiter ansteigen.
Für die Darlehen nimmt der Bund neue Schulden auf. Sie werden nicht auf die Schuldenbremse angerechnet, die den Kreditrahmen des Bundes einschränkt.
Hinzu kommen 15 Milliarden Euro, die der Bund bis 2028 aus eigenen Mitteln – etwa durch Übertragung von Vermögenswerten wie Unternehmensbeteiligungen – beisteuern will.
Bis 2035 soll ein Kapitalstock von mindestens 200 Milliarden Euro über Anlagen an den Finanzmärkten Renditen abwerfen, die dann an die Rentenversicherung fließen und so den Anstieg des Beitragssatzes dämpfen sollen.
Ab 2036 sollen jährlich zehn Milliarden Euro erwirtschaftet werden.
Auf lange Sicht will die Regierung ein Rentenniveau von 48 Prozent des Durchschnittlohns garantieren.
Die Regierung will dazu eine „Stiftung Generationenkapital“ einrichten, die von einem Vorstand und einem Kuratorium geführt wird.
Bei der Vorstellung des Konzepts sagte Finanzminister Lindner: „Es ist überfällig, dass wir die Chancen des Kapitalmarkts auch für die gesetzliche Rentenversicherung nutzen.“
Welche Risiken gibt es?
Wie immer gibt es auch Risiken, wenn es um Aktien geht, denn diese können auch an Wert verlieren. An der Börse gilt: Je größer die Renditeerwartung, umso größer das einzugehende Risiko. Und dann gibt es auch noch die Gefahr von größeren Krisen, bei denen die Kurse stark fallen.
Zuletzt erlebten die Börsen 2008 eine Finanzkrise, bei der Banken pleitegingen oder gestützt werden mussten.
Nur acht Jahre zuvor sorgte die sogenannte Dotcom-Blase für einen Einbruch am Aktienmarkt und eine Pleitewelle in der New Economy.
Auf lange Sicht sind Aktien aber recht stabil in den Erträgen – wenn man Zeit hat, diese über viele Jahre liegen zu lassen. Im Schnitt erwirtschaften Aktienanlagen, die breit gestreut sind, sechs bis acht Prozent Rendite im Jahr.
Finanzminister Lindner setzt indes tiefer an und geht von „mehr als drei, vier Prozent Rendite“ aus.
Laut Arbeitsminister Heil sind auch Vorsorgemaßnahmen für den Fall getroffen worden, dass „uns der Himmel auf den Kopf fällt“ – zum Beispiel bei einem Zusammenbruch der Finanzmärkte. Ins Detail ging Heil aber nicht.
Für welche Parteien ist das Generationenkapital ein Erfolg?
Das Generationenkapital kann als Erfolg für die Ampel-Regierung gedeutet werden, da sich SPD, Grüne und FDP weitestgehend geräuschlos geeinigt haben. Aber die Diskussion im Bundestag hat noch nicht begonnen.
Beim Blick auf die Details hat die FDP nur Teile ihrer Wünsche umgesetzt. Christian Lindner plant, in diesem Jahr auch die betriebliche und die private Altersvorsorge neu zu ordnen. Hier soll es deutlich mehr Beteiligungsmöglichkeiten am Kapitalmarkt geben – mit höheren Renditen und damit auch deutlich mehr Risiko.
Welche Kritik gibt es an den Plänen?
Der CDU gehen die Pläne für die Aktienrente nicht weit genug. Sie spricht von einem „Scheinriesen“, weil die Erträge von zehn Milliarden angesichts der prognostizierten Ausgaben als unbedeutend angesehen werden.
So sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Spahn im Deutschlandfunk, das generelle Problem am jetzigen Ansatz sei, dass Schulden aufgenommen werden müssten. Das geliehene Geld werde „am Kapitalmarkt angelegt und dann gibt es eine Differenz zwischen den Zinsen, die man zahlt und dem, was man am Kapitalmarkt rausholt. Und das wird dann genutzt, um die Rentenbeiträge etwas zu stabilisieren. Das gleicht nicht ansatzweise die Beitragssteigerung durch das höhere Rentenniveau aus.“
Die Linkspartei ist komplett gegen Anlagen auf dem Kapitalmarkt. Es sei unanständig, mit Steuergeld zu spekulieren. Und die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht spricht von einer „Casino-Rente“. Die Bundesregierung zocke mit der Alterssicherung der Bürger. Sie fordert eine Volksabstimmung über die Rente.
Der Sozialverband VdK äußerte sich dagegen positiv über die Pläne zur Stabilisierung des Rentenniveaus. Ziel müsse es aber sein, das Niveau wieder anzuheben, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele im Deutschlandfunk. Mit Blick auf das Generationenkapital äußerte sie sich skeptisch: „Da fehlen mir noch ganz viele Aussagen und Regeln, um zu wissen, was da auf uns zukommt.“ Dazu zähle die Frage, wie man verhindern wolle, dass nicht auf Kosten sozialer Bereiche oder der Umwelt spekuliert werde.
Auch die Deutsche Rentenversicherung hat skeptisch auf die Pläne für das Generationenkapital reagiert und will Risiken für Beitragszahler und Beitragszahlerinnen ausgeschlossen wissen. Für das Generationenkapital dürften keine Beitragsmittel verwendet werden, forderte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach.
https://www.deutschlandfunk.de/-rente-al...k-100.html
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