(14.02.2020, 01:10)Xeno schrieb: Der Begriff "gewinnen" im Sinne von "Gewinne realisieren = Aktien verkaufen" macht die Diskussion etwas komplexer, als wenn man nur die Kursentwicklung allein anschaut (also unabhängig davon, ob wirklich jemand verkauft), aber grundsätzlich stimmt das halt einfach. Es gibt einen furchtbar einfachen empirischen Beleg: Schaut einfach die Gesamtkapitalisierung (=der Wert aller kotierten Aktien) an irgendeiner relevanten Börse über einen langen Zeitraum an! Schon nur seit 1992 erfolgte überall eine Vervielfachung! Selbst wenn man eine grosszügige Inflation berücksichtigen würde, die es allerdings seit fast 40 Jahren in Ländern mit relevanten Börsen ja gar nicht gab, ist damit die Interpretation der Börse als "Nullsummenspiel" schlicht widerlegt. Sie ist Unsinn. Mehr ist dazu zunächst nicht zu sagen.
Spannend ist natürlich der Befund, dass das exorbitante Börsenwachstum (eindeutig) überm Wachstum anderer ökonomischer Kennzahlen liegt. Das hat diverse Gründe. Ein wichtiger ist, dass das Anlegen in Aktien andere Assetklassen immer mehr verdrängt. Aktien steigen nämlich im Grunde überhaupt nicht deshalb, weil die Unternehmen gut geschäften, das ist Idealisierung. Aktien steigen ganz genau dann, wenn es für sie mehr Käufer als Verkäufer gibt. Es kling logisch, ist aber trotzdem so. Wenn insbesondere relativ zu anderen Assteklassen mehr Geld in Aktien investiert wird, steigen die Kurse, ohne dass dafür auch nur ein Unternehmen besser geschäftet haben muss. Das wird oft ignoriert, auch von Ökonomen.
Lg X.
Bei dieser Betrachtungsweise gibt es allerdings ein Problem: Aktien werden für ihren vielfachen Wert im Jahr gehandelt. Und das wird immer mehr. Dann kommen noch ETF, Futures, Optionen, Zertifikate und CFDs dazu.
Warum glaubst Du hat Peter Lynch, der legendäre Fonds Manager mit langfristig über 29% durchschnittliche Rendite in Aktien mal geschrieben dass seine Anleger im Durchschnitt Geld verloren haben? Weil sie die Anteile nicht behalten sondern sie dauernd kaufen und verkaufen. Und das ist im Durchschnitt auch kein Nullsummenspiel wegen der Gebühren und dem Spread. Es ist ein losers game!
Beispiel Tesla: Ich bin überzeugt dass die meisten Anleger bei Tesla Geld verloren haben. Ganz einfach weil sie den 48-fachen Wert der Firma jedes Jahr an der Börse hin und her schieben. Das gesamte Aktienkapital von Tesla wird in ungefähr 14 Tagen gehandelt in der Aktie, also ohne Optionen,und andere Derivate.