Streit über Motorradlärm
Die Zukunft zischt
Eine Kolumne von Christian Stöcker
Deutsche Motorradfahrer demonstrieren zu Tausenden für ihr Recht, weiterhin überall und immer Lärm machen zu dürfen. Der Streit ist symptomatisch: Er zeigt, dass bei uns nicht in die Zukunft gedacht wird.
12.07.2020, 14.08 Uhr
In einem haben die vielen tausend Motorradfahrer, die vergangene Woche vielerorts in Deutschland lautstark demonstriert haben, durchaus Recht: Das motorisierte Zweirad ist kein Auslaufmodell, im Gegenteil.
...
Diese leicht perverse Liebe zum Krach
Viele Motorradfahrer werden an dieser Stelle darauf verweisen, dass der Lärm zum Spaß dazugehöre. Tatsächlich wird im Zusammenhang mit lauten Auspuffanlagen gern mal der Begriff "sinnlich" gebraucht, was ich so widersinnig wie entlarvend finde. Motorenlärm ist nicht schön, im Gegenteil, er ist in hohen Dosen nachweislich gesundheitsschädlich. Die leicht perverse Liebe zum Krach ist Teil des kollektiven Selbstbetrugs unserer nach fossilen Brennstoffen immer noch süchtigen Gesellschaften.
Wie beim Auto auch, haben Kraftradfans die Schattenseiten ihrer Passion im Laufe der Zeit zu ästhetischen Vorteilen umgedeutet: Lärm ist sinnlich, Benzin duftet, tropfendes Öl ist irgendwie ehrlich und sexy. Das nennt man kognitive Dissonanzreduktion. Die funktioniert aber bekanntermaßen bei den anderen Leuten, die den Krach hören und die Abgase einatmen müssen, gar nicht.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/motorrad-streit-die-zukunft-zischt-a-155fe290-0e12-48b2-943d-698b77416d12
Die Zukunft zischt
Eine Kolumne von Christian Stöcker
Deutsche Motorradfahrer demonstrieren zu Tausenden für ihr Recht, weiterhin überall und immer Lärm machen zu dürfen. Der Streit ist symptomatisch: Er zeigt, dass bei uns nicht in die Zukunft gedacht wird.
12.07.2020, 14.08 Uhr
In einem haben die vielen tausend Motorradfahrer, die vergangene Woche vielerorts in Deutschland lautstark demonstriert haben, durchaus Recht: Das motorisierte Zweirad ist kein Auslaufmodell, im Gegenteil.
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Diese leicht perverse Liebe zum Krach
Viele Motorradfahrer werden an dieser Stelle darauf verweisen, dass der Lärm zum Spaß dazugehöre. Tatsächlich wird im Zusammenhang mit lauten Auspuffanlagen gern mal der Begriff "sinnlich" gebraucht, was ich so widersinnig wie entlarvend finde. Motorenlärm ist nicht schön, im Gegenteil, er ist in hohen Dosen nachweislich gesundheitsschädlich. Die leicht perverse Liebe zum Krach ist Teil des kollektiven Selbstbetrugs unserer nach fossilen Brennstoffen immer noch süchtigen Gesellschaften.
Wie beim Auto auch, haben Kraftradfans die Schattenseiten ihrer Passion im Laufe der Zeit zu ästhetischen Vorteilen umgedeutet: Lärm ist sinnlich, Benzin duftet, tropfendes Öl ist irgendwie ehrlich und sexy. Das nennt man kognitive Dissonanzreduktion. Die funktioniert aber bekanntermaßen bei den anderen Leuten, die den Krach hören und die Abgase einatmen müssen, gar nicht.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/motorrad-streit-die-zukunft-zischt-a-155fe290-0e12-48b2-943d-698b77416d12
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.