(05.12.2019, 14:31)Banker schrieb: Ich halte das ja immer noch für ein ziemlich schwaches Argument und eines der zentralen Probleme, die ich mit Olafs Buch und seiner Argumentationskette habe. Seine Botschaft ist mir klar, die Ableitungen daraus, die viele User auch hier ziehen, halte ich für höchst fraglich.Ich will hier mal meine Kette der Schlussfolgerungen darlegen und das Ergebnis zu dem ich gekommen bin.
Was du beschreibst, ist der Markt. Das Risiko besteht aber beim Unternehmen.
Das ist ja genauso, wie wenn ich als Startup Nudeln verkaufen will und sage: Es gibt weltweit 7 Milliarden Menschen, die Hälfte isst davon Nudeln, jeder davon gibt im Jahr 50 Euro für Nudeln aus, also habe ich einen Gesamtmarkt von 175 Milliarden Euro. Meine Geschäftsidee ist zum Erfolg verdammt.
Das ist Schwachsinn.
Es gibt sicher eine nicht zu verachtende Stärke und Überlegenheit der großen Konsumgüterhersteller. Aber schau dir Worldcom an, oder General Motors, oder Enron. Kann immer mal passieren. Und telefoniert, Auto gefahren oder Energie verbraucht wird trotzdem.
Eines will ich allerdings vorausschicken. Mein Buch beschreibt nur eine dieser Möglichkeiten. Die hat zwar den Vorzug, dass sie bei mir gut funktioniert hat, aber das sollte kein Kriterium für die eigene Entscheidung sein. Denn der wichtigste Satz meines Buches lautet: Vertraue dir selbst und sei verantwortlich für das, was du tust.
Wir alle wissen, dass das Umlagesystem auf Dauer keine großen Renditen erwirtschaften wird. Woran das liegt, soll hier mal nicht interessieren.
Jeder, der diese Faktenlage begreift, wird sich überlegen müssen, wo bekomme ich im Alter mein Geld her.
Auf diese Frage gibt es viele Antworten.
Bankberater, Versicherungen, Riester Rente, Rürup und viele, viele andere Möglichkeiten. Aber alle diese Möglichkeiten haben etwas gemeinsam. Man benötigt Beratung dafür.
Gut, damit kann man einverstanden sein und das wäre auch völlig OK.
Ich habe bei meinen Überlegungen die menschliche Natur berücksichtigt. Die in diese Zusammenhang sagt, wenn jemand für mich Geld verdienen will, dann will er zuerst für sich selbst Geld verdienen. Das ist nicht negativ gemeint, das machen wir alle auf die eine oder andere Weise.
Ich will hier auf die Gewinnverteilung nicht eingehen, aber eines ist sicher, denn auch wenn ein solcher entsteht, der gesamte Gewinn wird nicht in der Tasche des Kunden landen.
Vielleicht ist der Consultant tatsächlich in der Lage Gewinne zu generieren, aber auch dann sollte man sich überlegen, wie hoch die ausfallen und wie sie verteilt werden. Und wenn bei der Verteilung für einen selbst weniger übrigbleibt, als wenn man sie mit aller laienhafter Unkenntnis selbst erwirtschaftet hätte, dann sollte man den Zwischenhändler vielleicht ausschließen.
Um dieses Expertenwissen überflüssig zu machen, habe ich mir zu Beginn meiner Strategie überlegt, dann musst du die Anlage eben einfacher gestalten, so einfach, dass du sie verstehst.
Und da ist mir das Beispiel mit den Hausfrauen eingefallen. Wenn die in ihrer Masse Produkte einkaufen, dann können die Unternehmen dahinter nicht allzu schlecht sein.
Natürlich kann man argumentieren, dass auch die Konkurrenz bei einfachen Waren das Geschäftsmodell eine Großen zunichte machen kann. Oder, wie am Beispiel von GIS zu sehen ist, der schnelle Wechsel der Essgewohnheiten in den USA. Oder auch, wie bei MO zu beobachten ist, eine Verteufelung des gesundheitsschädlichen Rauchens dazu führt, dass das ehemals gute Geschäft zu wanken beginnt. Doch dann muss man sich eben informieren und herausfinden, wie die Unternehmung diesen Fährnissen in Zukunft begegnen will. Bei Nokia waren es Telefionini anstatt Gummistiefel, bei GIS ist es Tierfutter, statt Cereals, und bei MO sind es andere Opiate und e-Zigartetten, die das zukünftige Geschäft wieder ankurbeln sollen.
Ab hier muss jeder Anleger entscheiden, wie er diese Entwicklung interpretiert und wie er darauf reagieren soll.
Man kann die Dinge einfach machen, aber zu einem bestimmten Zeitpunkt muss man sich entscheiden, was man machen will.
Diese Überlegung hat mich dazu gebracht, meine Unternehmungen in die ich investiert bin, zu kennen und sie als meine Unternehmungen zu betrachten. Das hat den Vorteil, dass man nicht so schnell und überhastet reagiert, wenn's mal bergab geht.
Wenn ich nur den Preis auf der Aktie sehe, dann werd ich mich sehr leicht von einem guten Wert trennen, als wenn ich das Unternehmen kenne und mich mit den Produkten identifiziere.
Ich bin eigentlich nur ein Mal mit einem Wert richtig falsch gelegen und das war GE. Aber auch hier gilt es ehemalige Werte von Zeit zu Zeit neu zu bewerten und zu verfolgen, welche Änderungen sich ergeben.
Expressis Verbis: Man kann die Dinge auch anders sehen, mein Buch beschreibt nur, wie ich zu meinen Ansichten kam und wie ich darauf reagiert habe. Mehr nicht.
Dabei ist der Ratschlag, Verantwortung für sein eigenes Handeln zu übernehmen doch universal und sollte von jedem denkenden Wesen übernommen werden.
Eine Strategie ist dann die Richtige, wenn sie für einen selbst die Richtige ist und wenn man sich damit wohlfühlt.
Ich werde niemals ETFs oder Fonds kaufen, weil das gegen mein Prinzip der Eigenverantwortlichkeit sprechen, aber wenn sich jemand damit wohlfühlt, dann kann das sehr wohl eine Vorgehensweise sein, die für denjenigen in Ordnung ist.