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PMI-Einkaufsmanagerindex (Purchsasing Manager Index, PMI)
#1
Notiz 

PMI-Einkaufsmanagerindex (Purchsasing Manager Index, PMI)

die vielbeachteten monatlichen Einkaufsmanagerindizes (PMI) sind in normalen Zeiten die schnellsten und zuverlässigsten Konjunkturindikatoren.

Doch heute sind die Zeiten nicht normal.
Man braucht nicht auf die Ergebnisse der Chefeinkäuferumfrage der vergangenen Wochen zu warten, um sich ein Bild der Lage zu machen.
Es reicht ein Blick auf die leeren Strassen oder auf die Schlagzeilen der Zeitungen: die Rezession ist längst da.

Trotzdem will ich hier mal (auch für "Wirtschafts-Neulinge" hier im Board) den PMI 1.  kurz erklären und 2. aufzeigen wo wir heute stehen.

Also:  der Einkaufsmanagerindex - engl Purchasing Manager Index oder eben PMI genannt, misst die Veränderung der wirtschaftl. Aktivität.

monatlich werden die Chefeinkäufer von Hunderten Unternehmen über Leistung und Preise im Vergleich zum Vormonat befragt. Sie müssen angeben, ob die Bedingungen besser, gleich oder schlechter sind. Zu den wichtigsten Themen gehören Auftragseingang, Produktion, Beschäftigung, erhaltene Lieferungen und Lagerbestand.
Aus der Zahl positiver, neutraler und negativer Antworten wird ein Index berechnet. 50 bedeutet keine Veränderung , Werte darüber oder darunter eine Verbesserung resp. Verschlechterung.

Der älteste und bekannteste Einkäuferindex ist der ISM-PMI für das verarbeitende Gewerbe. Er bildet die Entwicklung der US-Industrieproduktion mit einem Vorlauf von 3 bis 6 Monaten ab. Zwar signalisieren Werte unter 50 eine Kontraktion. Sie ist aber nicht mit einer gesamtwirtschaftl. Schrumpfung gleichzusetzen - schliesslich repräsentiert die Industrie nur einen kleinen Teil einer modernen Wirtschaft.
Erst wenn der ISM-Index unter 43 gefallen war, folge jeweils eine Rezession.

PMI werden unterdessen für 28 Länder nach der gleichen Methodik erhoben.

weitere nützliche aktuelle Infos & links  auf der Website von Markit Economics:

https://www.markiteconomics.com/public?language=de


Soviel zur Erklärung....nun zur Realität:

vor kurzem wurde der globale, nach Wirtschaftskraft der Länder gewichtete Industrie-PMI veröffentlicht; dieser ist gegenüber Februar leicht gestiegen, von 47.1 auf 47.6.

Heisst das nur, das die Konjunktur bereits im Februar den Tiefpunkt erreicht hat ?

Mitnichten.

denn 1. liegt der globale PMI zum zweiten Mal klar unter der kritischen Grenze von 50, die Wachstum & Kontraktion trennt. Dies bedeutet, dass es global mit der Industriekonjunktur abwärtsgeht, wenn auch etwas weniger schnell als im Februar.

2. ist allein der chin. Einkaufsmanagerindex für den Anstieg des globalen Industriebarometers verantwortlich. Sowohl der offizielle PMI aus Peking als auch der vom Datendienstleister IHS Markit zusammen mit dem Medienkonzern Caixin herausgegebene alternative Index sind über 50 geklettert.

Ohne China läge der globale PMI mit 46.6 auf dem niedrigsten Stand seit März 2009.

Der steile Anstieg in China hängt jedoch stark mit der Konstruktionsweise der PMI zusammen. Denn sie bestehen, wie ich oben beschrieben haben, aus Fragen, ob sich die Situation ggüber Vormonat verbessert oder verschlechtert hat.
Da in China viele Fabriken ihre Arbeit wieder aufgenommen haben, erstaunt es nicht, dass die Lage besser beurteilt wird als während des Stillstands im Februar.
Ausserdem konnten die am stärksten betroffenen Unternehmen die Umfragen im März womöglich gar nicht ausfüllen, was das Ergebnis ebenfalls verzerrt.

In der Eurozone, die den USA in Coronakrise einige Wochen voraus ist, ist der Index dagegen fast 5 Pkte auf 44.5 gefallen.
Deutschlands PMI gehört mit 45.4 zum Mittelfeld. In Italien, wo das öffentl. Leben am längsten stillsteht, ist der Industrie-PMI auf 40.3 eingebrochen und signalisiert den stärksten Abschwung seit der Finanzkrise 2008.
Auch in Frankreich sind Bremsspuren deutlich sichtbar; mit 43.3 Pkte deutet der PMI auf eine beschleunigte Talfahrt hin.
Auch bei uns in der CH hat der PMI das Tief vom vergangenen Herbst unterschritten und notiert nun mit 43.7 auf dem niedrigsten Niveau seit Juni 2009.

Aber:  mit nur 5-10 Indexpunkte tiefere PMI für die Weltwirtschaft resp., einzelne Länder, sieht es doch eigentlich weniger dramatisch aus, als man angesichts der aktuellen Wirtschaftskollapses erwarten würde...

Neben der erwähnten zeitlichen Verschiebung vertuschen noch andere Eigenheiten der PMI den Ernst der Lage:
die Umfrageteilnehmer können jeweils nur zwischen 3 Antworten 'besser', 'schlechter' und 'unverändert' wählen. 
Möglichkeiten von Nuancen gibt's nicht. Ein leichter Rückgang der Aufträge wird dshalb gleich behandelt wie ein "Sudden Stop".
Der Einkaufsmanagerindex ist also eher ein gutes Mass für die Breite des Abschwungs, aber weniger für die Tiefe.

Hinzu kommt, dass Subindex "Lieferzeiten" den Gesamtindex stützt. Längere Lieferzeiten werden als positiv gewertet, weil sie normalerweise ein Zeichen grosser NAchfrage sind, die zu Engpässen führt.
Diesmal aber scheinen sie ein Zeichen der Unterbrechung von Lieferketten zu sein.

Dramatisch sieht der Unterindex "Dienstleistungen" aus - er bricht regelrecht ein - erstaunt aber nicht, können doch zahlreiche Services wegen Lockdown nicht mehr erbracht werden, während die meisten Industrieunternehmen, dei Betrieb noch (einigermassen) aufrechterhalten können.

Auch Subindex "Beschäftigung" ist weiter gefallen, was bedeutet, dass die Unternehmen in noch schnellerem Tempo Personal abbauen.

Die chin. Einkaufsmanagerumfragen legen also nahe, dass nach Aufhebung der Ausgangssperre die Erholung nicht V-förmig verläuft....


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