(09.07.2020, 12:54)Ste Fan schrieb: Mal eine ganz naive Frage:
Du hattest die Aktien im Depot und dann hast du sie verkauft (strategische Gruende?). Hat dein Broker die dann geblockt oder wer/was verbietet dir eine einmal verkaufte Aktie wieder zu kaufen wenn die Rahmenbedingungen dann wieder passen?
NFLX oder TTD sind zwar tolle Titel - aber dass man diese tapfer durch jede Krise halten muss ist wirklich kein Naturgesetz....
Ich hatte schon viele Sachen an der Börse probiert und Anno 2012 hatte ich wieder mit Fonds und später Aktien angefangen. Dabei habe ich zwei Strategien verfolgt und zum einen Dividenden Fokus und zum anderen Trading. Da ich mich mit Trading nicht so auskannte, habe ich da diversen Börsenbriefen gefolgt und das mit Erfolg.
Allerdings entsteht ein Problem, wenn man 3 Börsenbriefen folgt. Die Börsenbriefe gaben mehrere Dutzend Empfehlungen damals und ich hatte nicht das Kapital, um allem zu folgen, also war ich da viel aktiver und habe Positionen mit Gewinn verkauft, um neue Chancen wahrzunehmen. Die guten Aktien sind einem dann irgendwann davon gelaufen...
Zumal ich auch weiterhin einem Börsenbrief folge. Und aufgrund der Erfahrung damals hatte ich auch erkannt, dass es zwar schön ist Aktien mit hohen prozentualen Gewinnen zu besitzen, aber ein Verfielfacher von 1000 oder 2000 € ist halt nicht so der Brüller. Und daher entschied ich mich bei Unternehmen, bei denen ich eine Vision erkennen kann, auch mal deutlich mehr zu riskieren. Bisher war das primär bei NVDA und TTD der Fall. NVDA in 2016 als Erstinvestment und TTD in 2017.
Gerade TTD war gleich zu Beginn eine Geduldsprobe. Ich habe eine gesamte Jahressparrate Netto investiert, also ~30.000€. Kostenbasis war damals ~$60. Und als erstes ging die Aktie um >30% runter. Ich musste über ein halbes Jahr auf einen 5-stelligen Minusbetrag schauen, immer wenn ich die Aktie betrachtete. Mein Börsenbrief, der mir die Aktie empfahl, stieg aus, ich aber nicht. Denn neben der Empfehlung habe ich auch das Unternehmen weiter betrachtet und meine eigene Analyse gemacht. Ich habe in das Geschäftsmodell und den CEO als Visionär investiert. Die Geduld hat sich seither auch bewährt und ich erwarte hier auch mehr. In den letzten 3 Jahren ist die Aktie gefühlt 10x um 30-50% abgestürzt innerhalb kurzer Zeit und dann auch einfach wieder 100% gestiegen. Das gehört dazu und bei der nächsten wirklich großen Krise erwarte ich auch mal Abstürze um 70-90%. Im März hatte ich gehofft, dass die Aktie unter meinen Einstandskurs fällt, um nachzukaufen, hat sie leider nicht gemacht :(
Wie ich diese Volatitlität aushalte? Ich betrachte mir die Vision und die Chancen des Unternehmens und wie es in 20 Jahren dastehen könnte. Bis dahin ist alles ein Rauschen, außer natürlich das Geschäftsmodell bricht zusammen. Das kann immer passieren. Aber die Chance ist hoch und das Risiko leider ebenso. Wenn ich Pech habe, verliere ich die Sparrate eines Jahres. Das heißt ein verlorenes Sparjahr. Wenn das Investment aufgeht, wie ich es mir vorstelle, dann kann ich mehr als 10 Jahre früher locker in den Ruhestand.
Sofern ich keine Probleme am Geschäftsmodell oder am Management bei TTD sehe, werde ich nicht verkaufen. Das wäre auch dumm, denn aktuell zahle ich nicht nur hohe Steuern, sondern müsste mir ja alternative Aktien suchen. Auch ist das Problem, was ich schon erwähnt so, dass wenn ich nun TTD verkaufen würde, ich ja einen 6-stelligen Betrag in eine andere Aktie stecken müsste. Das würde ich mir dann eher doch nicht trauen. So betrachte ich lieber das Grün, das ist psychologisch wohltuend.
(09.07.2020, 13:37)cloudatlas schrieb: 50% des Depots mit 700% Performance, wie passt das zusammen. Ansonsten scheinst du ja eine Super-Nase zu haben, nur die besten Aktien mit Amazon, Apple, AMD, Netflix, Facebook etc. auch wenn du manche nicht mehr hältst. alles Vervielfacher davon träumt natürlich jeder, aber ich kenne keinen einzigen der eine amazon seit 20 Jahren im Depot hat.
aber wie es aussieht machen alle Langfrist-Investoren die Millionen so nebenbei. Komisch das ich nur Anleger kenne, die langfristig so gut wie nichts verdient haben außer die Börsen-Oma Beate Sanders. Aber manche machen es halt wie der Jens Rabe: Wie bekomme ich ein kleines Konto groß? Antwort: indem ich jeden Monat 2.000€ einzahle.
Ich habe gar keine Super-Nase. Entgegen der allgemeinen Meinung nutze ich auch Börsenbriefe und habe da bisher gute Erfahrungen mit gemacht. Ich habe Basiskenntnisse bzgl. Fundamentaldaten und Null Ahnung von Charts. Das brauche ich aber auch nicht, da ich andere dafür bezahle die x-tausend Unternehmen auf der Welt zu screenen. Ich handele auch nicht jede Empfehlung blind, denn eine Empfehlung ist für mich der Hinweis auf ein Unternehmen. Danach mache ich mir ein eigenes Bild und versuche den Argumenten zu folgen.
Millionen machen viele nebenbei über die Zeit, wenn sie einfach investiert bleiben und nicht ständig was versuchen. Glaub mir, ich kenne das aus meiner aktiven Phase vor einigen Jahren. Viele Aktien, die ich vor 5+ Jahren mal schnell für 20-30% Gewinn verkauft habe, sind heute 5- oder 10-Bagger. Die Börsen-Oma hat kein Geheimnis außer einfach regelmäßig in die Börsen zu investieren. Statt einem ETF versucht sie halt mit Einzelaktien eine Outperformance.
Würde ich mein Depot und das TG mit meiner Frau komplett in ETFs investieren sowie alle Sparpläne dahin schieben, wären wir in 20 Jahren mit 6% Bruttorendite p.a. ebenfalls Multimillionäre. Aber mir ist das zu langweilig mit den ETFs und die Sparrate nutzen wir dann lieber zur Tilgung unseres Hauses sowie als Ansparen für ggf. weitere Immobilienkäufe in den nächsten 10 Jahren.
Reich wird man durch den Zinseszins, aber der wirkt nur wenn man auch investiert bleibt. Damit ein Daytrader mit einem Investor mithalten kann, müsste er mit jedem Gewinn seine Tradingpositionen stetig erhöhen. Aber genau deswegen wird ein Daytrader niemals Multimillionär, denn wer mit 1000€ Positionen und 10 Trades pro Tag anfängt, wird es psychologisch kaum schaffen eines Tages 100000€ Positionen zu handeln. Aber genau das wäre nötig, um mit einer Aktie wie TTD in den letzten Jahren mit Trading mehr als mit Buy&Hold zu verdienen.